Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse
Autoren: Rosemary Laurey
Vom Netzwerk:
dem Kopf schlagen. Derlei Versuchungen könnten alles zunichte machen. Aufgrund ihrer Herkunft war sie eher seine Widersacherin als eine Verbündete. Das würde er nicht vergessen. So viel hatte er im Laufe von vierhundert Jahren gelernt.
    »Du bist der letzte Versager! Was war denn jetzt wieder los? Hat vielleicht ein Geist den kleinen Hosenscheißer erschreckt? Ich fass es nicht!«
    Sebastian fühlte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss, als er James anschrie.
    Der blickte ihn mit blassen Augen finster an. »Schau doch selber nach. Da ist nichts. Ich habe zweimal alles durchwühlt.«
    »Dann versuch’s ein drittes Mal.«
    »Stocher du doch im Dunkeln in diesem Mausoleum herum. Ich geh nicht wieder zurück.«
    Caughleighs Brust erschütterte ein fieses Lachen. »Klar gehst du. Morgen Vormittag zeige ich dieser Dame LePage das Haus, und schon am Nachmittag wird es zum Verkauf stehen. Dir bleibt also noch genau eine Nacht, das Zeug zu finden.«
    »Und wenn nicht, Onkel?«
    »Dann wirst du leider feststellen, dass wir nicht so nett sind wie gemeinhin angenommen. Wir können sogar sehr böse werden, wenn jemand nicht spurt – eine Erfahrung, die leider auch die alten Damen machen mussten.«
    Das zeigte Wirkung. Sebastian lächelte. Er hatte James zur Räson gebracht.
    »Es ist wunderhübsch.« Dixie ignorierte Caughleighs wohlwollendes Lächeln. Es würde länger als einen Vormittag dauern, ehe sie begriff, dass sie nun so ein Haus besaß. Noch am Abend zuvor gespenstisch und unheimlich, entströmte dem roten Backsteinbau nun im Licht der Vormittagssonne eine einladende Wärme. Die gesprungenen Pflastersteine waren abgenutzt, aber nicht gefährlich, und der Garten war lediglich vernachlässigt und alles anderes als furchterregend. Das Haus selbst war auch bei Tageslicht ein Traum und am ehesten vielleicht einer Witwe vergleichbar, die ihre müden Knochen in der Sonne ausruht. »Wie alt ist es denn?«
    Sebastian zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Georgianisch auf keinen Fall, dazu ist es zu massiv. Möglicherweise Queen Anne. Die hiesige Historische Gesellschaft weiß vielleicht mehr. Ich glaube, es ist auf ihrer Liste. Der rückwärtige Teil ist natürlich viel älter.«
    Dixie streckte die Hand nach dem Schlüssel aus; er war an die fünfzehn Zentimeter lang und knapp ein Pfund schwer. Das Schloss klemmte zunächst, öffnete sich dann aber knarzend. Dixie umfasste den stumpf gewordenen Messingknauf und drückte die schwere, schwarze Tür auf.
    Ein muffiger Geruch und kalte, feuchte Luft erfüllten den weiträumigen, abgewohnten Korridor. Die schweren Möbel waren abgedeckt, nur auf dem marmornen Kamin und den Fenstern breitete sich der Staub ungehindert aus. Den Kristallleuchter und das Treppengeländer zierten unzählige Spinnweben. Gut vorstellbar, dass in dem zusammengerollten Teppich an der Wand Mäuse hausten. »Miss Haversham würde sich hier wie zu Hause fühlen.«
    Sebastian Caughleigh lächelte. »Ihre Tanten galten als exzentrisch.«
    »Aber sie haben doch nicht so gewohnt?« Sie erinnerte sich an ihre Großmutter, ihren peniblen Frühjahrsputz, die obligatorischen Leinenservietten und die polierten Kristallgläser.
    »Miss Faith ist vor fast zwei Jahren gestorben. Sie hatte sich um so gut wie alles gekümmert. Ich fürchte, Miss Hope alleine war überfordert, und außerdem steht das Haus seit Oktober leer.«
    Sebastian schritt die Zimmer nacheinander pflichteifrig ab wie ein Makler. Dixie folgte ihm und ließ die Räume auf sich wirken: das geräumige, helle Wohnzimmer mit seinen verblichenen Pastellvorhängen, das Esszimmer mit seinem schweren schwarzen Eichentisch und der exquisiten Holzvertäfelung sowie einem dazu passenden Kaminsims mit Schnitzereien.
    Das Frühstückszimmer ging auf einen überwucherten Blumengarten hinaus. Ein kleiner Salon mit abgenutzten modernen Möbeln und einem alten Fernseher sah aus wie der Aufenthaltsraum der Underwood-Damen.
    Die dunkle, niedrige Küche befand sich mehrere Stufen unterhalb der sonstigen Räume. »Das hier ist weitaus älter«, sagte Sebastian. »Man hat das Haus über einem alten Farmhaus errichtet.«
    In der oberen Etage gab es vier Schlafzimmer und einen weiteren Raum, der vom Boden bis zur Decke mit Büchern vollgestopft war. Dixie vermutete, dass das die Sammlung sein musste, von der Christopher gesprochen hatte. Ein sechster Raum beinhaltete eine Badewanne mit Klauenfüßen, ein Sockelwaschbecken, groß genug, um einen kleinen Dobermann darin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher