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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse
Autoren: Rosemary Laurey
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Anbauten und Nebengebäuden vor einer hohen Ziegelmauer. Dunkle Schatten hüllten alles ein, nur der Garten wurde hie und da, unheimlich und schachbrettartig, vom Mondlicht erhellt. Eine schwarze Gestalt schlich sich davon.
    Der Eindringling setzte seinen Weg durch eine Buschgruppe hindurch fort. Wutentbrannt vergaß sie jegliche Vorsicht. »Was haben Sie hier zu suchen?«, rief sie laut.
    Der Eindringling zeigte keinerlei Reaktion, drehte sich nur kurz um, floh über den Rasen und entwich durch ein Seitentor.
    Dixie nahm die Verfolgung auf, raste durch das Tor auf die Straße hinaus und stieß auf eine dunkle Gestalt.
    »Was wollen Sie hier?«, fragte sie, zu wütend, um an Angst auch nur zu denken.
    »Dixie?« Sie kannte diese Stimme.
    »Christopher? Christopher Marlowe? Was machen Sie denn hier?« Das war dann doch zu viel des Guten. Zuerst störte er sie beim Abendessen, dann hier.
    »Ich bin auf dem Nachhauseweg. Ist alles in Ordnung? Sie zittern.« Kräftige Hände umfassten ihre Schultern.
    Letzteres zumindest stimmte. Sie zitterte am ganzen Körper. Dixie löste sich aus seiner Umklammerung und sah sich um. Sie standen auf einer schmalen, ungepflasterten Straße. Hinter ihr türmte sich die hohe Ziegelmauer auf, und vor ihr schimmerte von weitem das Licht der neu gebauten Häuser durch die Bäume.
    Er kam auf sie zu. »Etwas hat Sie erschreckt. Was machen Sie denn hier so spät?«
    »Mein Haus besichtigen.« War er etwa der Eindringling? Er war ihr verdächtig nahe und atmete doch kaum. Nach einem derartigen Sprint durch den Garten würde selbst ein Marathonläufer keuchen. »Wohnen Sie tatsächlich hier draußen? Sie haben doch gesagt, Sie würden am Bahnhof wohnen.«
    »Es ist eine Abkürzung.« Mit einer Hand griff er wieder nach ihren Schultern. »Sie sollten sich nicht nach Einbruch der Dunkelheit hier herumtreiben. Viel zu gefährlich für eine Frau.«
    Sie ignorierte das. »Es war jemand im Haus. Ich habe Licht gesehen. Er ist in dieser Richtung geflohen.«
    »Und Sie haben geglaubt, ich sei derjenige gewesen?«
    Was sollte Sie darauf antworten? Sie glaubte es immer noch – zum Teil. »Sonst ist da keiner.«
    »Ich war’s garantiert nicht. Ich treibe mich nicht mit einer Taschenlampe bewaffnet in leer stehenden Häusern herum.«
    »Glauben Sie etwa, ich hätte mir alles nur eingebildet?« Wehe, er würde es wagen, mit Ja zu antworten.
    »Nein. Vielleicht steckt ja eine Mutprobe dahinter. Angeblich spukt es in dem alten Kasten. Gut möglich, dass da ein Dorfjunge den Macho raushängen ließ. Dieses Mal jedenfalls werde ich Sie nach Hause begleiten. Sie sind ja völlig verschreckt.«
    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Mit der Umgebung vertraut, warnte er sie vor Wurzeln und anderen im Schatten verborgenen Risiken.
    Als sie den Anger überquerten, nahm er ihren Ellbogen. »Vorsicht, hier ist ein Loch!«, sagte er.
    Sie blieb stehen und tastete sich mit einem Fuß vor. Tatsächlich. Es war tief genug, um gefährlich zu stolpern, jedoch von Gras überwachsen.
    »Woher wissen Sie das?«, fragte sie und blickte in sein vom Mondlicht beschienenes bleiches Gesicht.
    »Ich bin hier öfter unterwegs.«
    Zehn Minuten später standen sie vor Emily Reades Gartentor. Er wartete. Glaubte er etwa, sie würde ihn hereinbitten? Da musste sie ihn enttäuschen.
    »Danke für die Begleitung. Beim nächsten Mal finde ich den Weg sicher alleine.« Sie streckte die Hand aus.
    Eine kräftige, kalte Hand griff danach. »Passen Sie auf sich auf, Dixie. Ich werde Ihnen alles zeigen.«
    Er wartete vor dem Tor, während sie zur Haustür ging. Dixie drehte sich kurz um und winkte, als sie in die Tasche ihrer Jeans griff, um den Schlüssel herauszuholen. Im Vergleich zu seinen Fingern fühlte er sich warm an.
    Ohne Licht zu machen, beobachtete Dixie von ihrem Zimmerfenster aus, wie Christopher über den Dorfanger zurückging. Hatte er die Wahrheit gesagt? War dieser Weg hinter ihrem Haus eine Abkürzung zu seinem? Sie würde nachhaken oder sich den Ortsplan vornehmen, um das zu klären. Auf halbem Weg ungefähr verschwand seine Silhouette in der Dunkelheit.
    Vor Orchard House hielt Christopher Marlowe inne und richtete seine Gedanken auf die Bibliothek des Hauses. An seine neue Besitzerin wollte er gar nicht denken, nicht an ihre kupferfarbenen Locken, ihre wachsweiche Haut oder die warmen grünen Augen, die so geistreich funkelten.
    Vor allem die Gedanken an das warme, wohlschmeckende Blut in ihren Adern musste er sich aus
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