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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren
Autoren: Andreas Franz
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den Hand- und Fußgelenken, woraufhin er erneut aufschrie, denn sie machte die Handschellen fester zu als üblich.
    » Jetzt weißt du endlich auch mal, was richtiger körperlicher Schmerz ist. Den hast du viel zu vielen Menschen zugefügt, bevor du sie umgebracht hast. Und soll ich dir noch was sagen: Deine verfluchte Kindheitsgeschichte interessiert mich einen feuchten Dreck. Es gibt unzählige Kinder, die eine noch viel beschissenere Kindheit haben oder hatten und nicht zu Mördern werden. Es gibt für alles eine Lösung, du hast dir di e d enkbar schlechteste ausgesucht, Arschloch! Und noch was – du hättest besser recherchieren sollen, was meine Person betrifft. Meine Hände sind meine Waffen, was anderes brauch ich nicht. «
    Henning rief Harms an und gab die Anweisung durch und sagte anschließend zu Elisabeth, dass sie sich ins Auto setzen solle. Danach rannte er zu Lisa. Er nahm sie in den Arm, als wollte er sie nie mehr loslassen .
    » Wie zum Teufel hast du das gemacht? «
    » Du hättest hinschauen sollen, dann hättest du’s gesehen. Oder hast du etwa vergessen, dass ich nicht nur den schwarzen Gürtel in Karate habe, sondern auch eine exzellente Nahkampfausbildung genossen habe?«, antwortete sie trocken, obwohl ihr Herz noch immer wie wild pochte, denn sie war sich bewusst, wie knapp sie dem Tod entronnen war.
    »Nein, hab ich nicht, aber ich dachte nicht, dass er dir auch nur den Hauch einer Chance geben würde …«
    »Er hat mir keine Chance gegeben, ich hab sie mir genommen. Das ist der Unterschied. Denk mal drüber nach.«
    »Du bist der blanke Wahnsinn. Warum hab ich das bloß so spät gemerkt? «
    » Hör zu, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Kümmer dich lieber um Elisabeth, sie braucht dich. Ich muss jetzt erst mal einen Moment für mich sein. «
    Sie ging an den See und schaute aufs Wasser. Es hatte wieder angefangen zu regnen, doch sie spürte es nicht. Die letzten Minuten hatten an ihren Kräften gezehrt, die Sekunde, wo sie sich entschloss, den Platz mit Elisabeth zu tauschen, die Minuten der Ungewissheit, ob der Plan, den sie hatte, sich umsetzen lassen würde. Und doch war sie im entscheidenden Augenblick vollkommen ruhig gewesen. Sie hatte wie in Trance und doch sehr beherrscht gehandelt, wie sie es gelernt hatte. Sie hätte Matuschek auc h t öten können, man hatte ihr beigebracht, schnell und lautlos zu töten, doch das wollte sie nicht. Und sie würde es auch nie tun, ganz gleich, in was für einer Situation sie sich auch befand. Aber allein zu wissen, dass sie auch den stärksten Mann würde besiegen können, gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Matuschek würde noch lange Schmerzen haben, und sein Augenlicht würde möglicherweise auf immer geschädigt sein, doch das war ihr egal. Und wenn er blind wird, dachte sie, ging in die Hocke und riss ein paar Halme vom Ufergras ab. Allmählich beruhigte sich ihr Pulsschlag .
    Sie beobachtete die Kreise, die von den dicken Tropfen auf das Wasser gezeichnet wurden, und dachte an das, was Henning gesagt hatte. Sie erhob sich erst wieder, als sie die Sirenen hörte. Sie ging zum Wagen, nicht ohne vorher noch einen Blick auf den auf dem nassen Boden liegenden Matuschek zu werfen, der vor sich hin jammerte und immer wieder aufstöhnte.
    » Und, alles in Ordnung? «, fragte sie Henning, der seine Tochter im Arm hielt.
    » Alles in Ordnung. Wenn ich dich nicht hätte … «
    Lisa ging nicht auf den letzten Satz ein und sagte zu Elisabeth : » Und du? Auch bei dir alles okay? Hast du schon mit deiner Mutter telefoniert? «
    » Hm, ich werd gleich nach Hause gebracht. «
    » Du kennst mich doch noch, oder? Na ja, ist schon ein paar Jahre her, geb ich ja zu. Können wir dich für ein paar Minuten allein lassen? Wir müssen mit unsern Kollegen sprechen. «
    » Klar. Und danke für … «
    » Du brauchst mir nicht zu danken, das hab ich gern gemacht. Der wird jedenfalls keinem mehr was tun.«
    Die Streifenwagen rückten näher. Henning sagte: » Weißt du eigentlich, dass ich noch nie so viel Angst um einen Menschen hatte wie um dich? «
    » Du vergisst Elisabeth «, antwortete sie mit hochgezogenen Brauen und ernstem Blick.
    » Nein, das ist etwas anderes. Ich hatte natürlich auch Angst um sie, aber sie ist meine Tochter, wenn du verstehst. «
    » Wir reden ein andermal drüber, die Kollegen sind da. «
    Vier Streifenwagen und zwei Zivilfahrzeuge waren eingetroffen. Die Männer sprangen heraus .
    » Alles okay? «, fragte Fischer von der
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