Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
Sanftheit gewichen, doch Butcher ließ sich nicht täuschen, denn auch dies machte ihr Wesen aus .
    » Warum? «
    » Fragst du das im Ernst? Es ist schon so lange her, seit wir das letzte Mal so richtig miteinander gekuschelt haben. Ich meine, so richtig gekuschelt. Bestimmt drei oder vier Wochen. « Sie sah ihn mit einem mädchenhaften, etwas laszive n B lick an, den sie immer aufsetzte, wenn sie etwas von ihm wollte. Ein Blick, der ihn früher wild gemacht hatte. Aber das war eine Ewigkeit her, mindestens zehn Jahre. Er wollte schon lange nicht mehr, er hatte keine Lust mehr auf sie, auf eine gewisse Weise ekelte sie ihn sogar an. Und er sie, auch wenn sie gerade so tat, als würde sie sich nach ihm sehnen .
    Aber es war keine Liebe, die er für sie empfand, es war nie Liebe gewesen, auch wenn seine Mutter und Monika es ihm einzureden versuchten.
    » Ich weiß, Schatz «, sagte er und trat näher an den Sessel heran, »und ich verspreche dir auch, dass wir bald wieder kuscheln. Aber nicht heute, ich bin müde. Es war ein anstrengender Tag. Außerdem muss ich noch was in den Computer eingeben, ist sehr wichtig. «
    » Ach ja?! Deine Tage sind wohl immer anstrengend, was? Immer die alte Leier. Wozu bin ich eigentlich deine Frau? Nur, damit du regelmäßig was zu essen hast und ich dir die Wohnung putze und bügle und den ganzen andern Kram mache?! «
    Da war sie wieder, diese Schärfe, mit der sie ihn unter Druck setzen wollte, was jedoch in den letzten Jahren immer seltener funktionierte. Wenn ihm alles zu viel wurde, zog er sich zurück, entweder mit einer Ausrede oder wortlos .
    » Tut mir wirklich leid, aber ich hab auch Kopfschmerzen. «
    » Hast wohl deine Tage! «, rief sie ihm mit schriller Stimme hinterher, eine Stimme, die in seinen Ohren dröhnte. » Aber an den Computer kannst du dich jetzt noch setzen, dafür bist du nicht zu müde! «
    Er machte erneut kehrt, ging zu ihr, nahm sie in den Arm, auch wenn es ihm schwer fiel, drückte sie an sich und gab ihr einen langen Kuss, den sie kaum erwiderte. » Nicht böse sein, bitte. Ich liebe dich, das weißt du, und du bist die beste Frau, die ich mir nur wünschen kann. Aber ich fühle mich heute einfach miserabel. Ich komm so schnell wie möglich ins Bett , versprochen, doch wenn ich das jetzt nicht erledige, gerät mein Zeitplan völlig durcheinander. Ich hab ja auch nicht geahnt, dass es so spät werden würde. Verzeih mir, Liebes. «
    » Du wirst dich nie ändern. Aber das ist wohl mein Los, mit dem ich mich abfinden muss. Und jetzt geh, mir ist die Lust sowieso vergangen. «
    Er drehte sich um und schlich mit langsamen Schritten nach draußen. Leck mich, du alte Fotze, dachte er und stieg die Treppe hinauf. Er warf einen Blick in die Zimmer seiner Töchter, die friedlich schliefen. Bei Laura, die an Silvester acht geworden war, brannte eine kleine Lampe mit einem Halbmond darauf, die spärliches Licht spendete, aber Laura hatte Angst vor der Dunkelheit, und auch wenn seine Mutter und seine Frau meinten, sie solle sich nicht so anstellen, so verstand er ihre Ängste nur zu gut. Er hatte sich als Kind auch lange Zeit vor dem Dunkeln gefürchtet, vor den Monstern, die überall gelauert hatten, im Schrank, unter dem Bett, hinter den Vorhängen. Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und betrachtete sie noch einen Moment, seine kleine Süße, wie er sie nannte. Sie hatte lange braune Haare und große rehbraune Augen, und er würde alles dafür tun, sie vor den Gefahren dieser Welt zu beschützen. So wie Sophie, die übermorgen ihren zehnten Geburtstag feierte und allmählich zu einer jungen Dame heranwuchs. Er würde nie zulassen, dass ihnen etwas Böses passierte, denn er war ein guter Vater und wachte mit Argusaugen darüber, dass es ihnen gut ging. Auch wenn seine Frau oft anderer Meinung war, doch das interessierte ihn wenig. Wenn es überhaupt Menschen auf dieser Welt gab, die er liebte, dann waren es Laura und Sophie .
    Er ging in den Keller, wo sein Arbeitszimmer lag, zu dem niemand außer ihm Zutritt hatte. Er tippte eine fünfstellige Ziffernkombination ein, ein leises Summen ertönte, er drückte die Tür auf. Seine Mutter und auch seine Frau hatten ih n s chon oft gefragt, was er denn so Geheimnisvolles dort treibe, aber er hatte nur geantwortet, es sei eben sein Büro, und er möchte nicht, dass irgendjemand dort Unordnung mache .
    Und auf die Frage, warum er es nicht mit einem ganz gewöhnlichen Schlüssel abschloss, sondern mit einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher