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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren
Autoren: Andreas Franz
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einem Mal: » Sophie, du bist jetzt zehn Jahre alt. Weißt du denn schon, was du mal werden willst?«
    »Nö. Vielleicht Tierärztin oder Schauspielerin.«
    »Na ja, erst musst du dein Abitur machen und danach studieren. Mach es bloß nicht wie dein Vater, der nach dem Abitur nicht studieren wollte. Die ganze Welt hätte ihm offen gestanden, aber er wollte lieber an alten Autos rumschrauben. «
    » Mutter, bitte «, wurde sie von Butcher unterbrochen .
    » Nein, nein, lass mich ausreden, Sophie soll ruhig wissen, das s m an aus den Fehlern anderer lernen kann. Sie ist sehr gut in der Schule, und das warst du auch, und ich verstehe bis heute nicht, wie du all die Chancen, die du gehabt hast, einfach so vergeuden konntest. «
    » Ich verdiene doch genug Geld mit dem, was ich mache. «
    » Du könntest aber noch viel mehr verdienen, wenn du damals auf mich gehört hättest. Ich frage mich manchmal, wozu ich mir all die Jahre über so viel Mühe mit dir gemacht habe. Eigentlich habe ich mein ganzes Leben für dich geopfert.«
    »Oma hat Recht«, sagte er, obwohl es in ihm rumorte und er ihr am liebsten ins Gesicht geschrien hätte, dass es purer Eigennutz gewesen sei. Und noch viel lieber hätte er ihr gesagt : » Halt ’ s Maul, du dumme, egoistische Gans «, doch dies wagte er nicht. Sie sah sich, so gab sie ihm immer wieder zu verstehen, um die Früchte ihres Einsatzes gebracht und ließ es ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit spüren. Und sie hatte es schon sehr früh geschafft, auch Monika von seiner Unfähigkeit zu überzeugen. Als er sie kennen gelernt hatte, war sie eine unbeschwerte, liebevolle junge Frau gewesen, doch in dem Moment, in dem seine Mutter ins Spiel gekommen war, hatte sie sich verändert. Es schien, als hätten sie sich gegen ihn verbündet, und wenn sie so weitermachten, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Laura und Sophie so werden würden wie sie. Er hätte alles dafür gegeben, dies zu verhindern, aber er wusste, solange seine Mutter das Regiment führte, hatte er keine Chance.
    » Etwas späte Einsicht «, bemerkte seine Mutter, » etwas zu spät. Aber es ist dein Leben. Nur bitte, sag deinen Töchtern nicht, dass sie es genauso machen sollen wie du. Es würde mir das Herz brechen. «
    » Und mir auch «, erklärte Monika. » Aber reden wir jetzt nicht länger davon, heute ist schließlich Sophies Ehrentag, und den willst du ihr doch bestimmt nicht verderben, Schatz. «
    » Nein, natürlich nicht «, erwiderte er. » Macht es euch was aus, wenn ich mich kurz in mein Büro zurückziehe? Ich muss noch ein wichtiges Telefonat führen. «
    » Heute? «, fragte seine Mutter verständnislos .
    » Es ist geschäftlich. «
    » Sag nicht, dass du auch noch wegmusst. «
    » Könnte sein. Tut mir leid. «
    » Du bist mir vielleicht ein Vater! Lässt seine Tochter an ihrem Geburtstag allein und … «
    » Wieso, sie hat doch genug Gesellschaft «, meinte er kurz angebunden und verließ das Esszimmer. Er hörte auch nicht mehr, was seine Frau und seine Mutter ihm nachriefen, es interessierte ihn nicht. Er nahm die Zeitung und begab sich in den Keller, tippte die Zahlenkombination ein und wartete, bis die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war. Er holte die Fotos von Miriam aus der Dunkelkammer und legte sie auf den Schreibtisch neben den PC. In der Zeitung wurde ausführlich über den brutalen Mord berichtet, und es hieß, dass die Polizei bereits eine heiße Spur verfolge. Butcher lächelte maliziös und dachte: Die Fotos, die ich gemacht habe, sind aber besser. Er schaltete den Computer ein und rief das Gedicht auf, das er am Donnerstagabend eingetippt hatte, druckte es aus und legte eines der Fotos dazu .
    » Okay «, sagte er leise zu sich selbst, während er einen Umschlag aus der Schublade holte und beides hineinsteckte , » dann wollen wir doch mal sehen, wie clever ihr seid und ob ihr wirklich eine heiße Spur habt. Ihr Idioten glaubt wohl allen Ernstes, ihr könnt mich verarschen. Hättet ihr nämlich eine heiße Spur, dann wüsste ich das längst. « Er klebte eine Briefmarke auf den Umschlag und nahm den Telefonhörer in die Hand.
    » Moin. Ich sollte mich wegen des Horch heute bei Ihnen melden. Wann passt es Ihnen denn zeitlich … In Ordnung, ich bi n s o in zwei bis zweieinhalb Stunden bei Ihnen. Mal sehen, was ich machen kann … Ja, tschüs. «
    Er legte auf, atmete tief durch, steckte den Umschlag in die Innentasche seiner Lederjacke und zog sie an. Er vergewisserte sich wie
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