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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren
Autoren: Andreas Franz
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nach zehn Minuten wieder ein, aber wie es aussieht, wurde nicht nachgezählt, ob sie auch vollzählig waren. Ein paar Klassenkameradinnen bemerkten es erst, als sie schon auf der Autobahn waren. Am Kreuz Bargteheide ist der Bus umgekehrt, aber sie mussten ja bis Ahrensburg fahren, bis sie wieder auf der andern Seite waren. Es verging jedenfalls reichlich eine halbe Stunde. Als sie ankamen, war Melanie spurlos verschwunden .
    Man nahm zunächst an, dass sie vielleicht per Anhalter weitergefahren ist, denn sie gilt als ziemlich kontaktfreudig und nicht auf den Mund gefallen. Noch am Abend wurde eine Suchmeldung rausgegeben, auf die sich allerdings noch niemand gemeldet hat. Das heißt, wir könnten es mit unserm Mann zu tun haben. «
    Henning ließ sich zurückfallen und schüttelte den Kopf .
    » Mein Gott, das kann doch nicht wahr sein. Was sagen die Eltern? «
    » Was sagen Eltern schon, wenn so was passiert? Du weißt es doch selbst am besten. «
    » Und keiner hat was gesehen oder bemerkt. Es würde in das bekannte Muster passen. Er steht zufällig an der Raststätte, wo zufällig ein Bus hält und zufällig ein Mädchen vergessen wird. Womit wir wieder beim Thema wären. «
    Harms hob die Hand und meinte beschwichtigend: » Noch ist nicht klar, wo sie abgeblieben ist und ob ihr überhaupt etwas passiert ist. Laut Eltern und Mitschülern gilt sie als schwierig und nicht sehr anpassungsfähig. Große Klappe, aber nichts dahinter. Sie soll angeblich auch schon mal damit gedroht haben, abzuhauen, weil ihr zu Hause alles stinkt. Ist nur eine Aussage, die die Eltern gegenüber der Polizei gemacht haben und die auch von Klassenkameradinnen bestätigt wurde. Deshalb würde ich sagen, keine Panik, es kann sein, dass sie einfach die Gunst der Stunde genutzt hat. «
    Henning lachte auf. » He, Alter, mach dir doch nichts vor. Hat sie Geld dabeigehabt? Klamotten? Ich meine, um abzuhauen, musst du Vorbereitungen treffen. Du packst wenigstens ein paar Sachen ein und vor allem Geld. Wo sind ihre Sachen und wie viel Geld hatte sie insgesamt dabei? «
    Harms verzog den Mund und entgegnete: » Du magst ja Recht haben. Ihr Koffer war im Bus, und an Geld hatte sie hundertfünfzig Euro mit, Taschengeld, das sie aber fast bis auf den letzten Cent ausgegeben hat. «
    » Und was hatte sie an? «
    » Ein pinkfarbenes Oberteil mit silbernen Pailletten, einen weißen Minirock und weiße Leinenschuhe «, antwortete Harms leise.
    » Na toll! Weißt du eigentlich, wie kalt es letzte Nacht war? So sechs, sieben Grad. Und gestern war auch nicht gerade ein Frühlingstag, wie er im Buche steht, falls du dich erinnerst. Die Kleine ist nicht abgehauen, wohin denn? Hat sie Verwandte oder Bekannte, bei denen sie untergekommen sein könnte? Ist sie auf die Toilette gegangen, und was hatte sie da bei sich? Sind diese Fragen schon geklärt? «
    » Ja, zum Teil. Sie ist weder bei Verwandten noch bei Bekannten, die Eltern und die Polizei haben alle gefragt. Und ja, sie ist laut einer Klassenkameradin auf die Toilette gegangen, um sich dort einen Joint zu drehen. Das hat wohl ein bisschen länger gedauert, weshalb sie auch den Bus verpasst hat. «
    » Ja und? Was hatte sie außer Zigarettenpapier, Tabak und Gras noch bei sich? «
    » Nichts. «
    » Na, wunderbar! Geld wird sie ja wohl keins zwischen den Arschbacken versteckt haben. Und eine Fünfzehnjährige hat selten Freunde oder Bekanntschaften weit außerhalb ihre s W ohnorts. Wurden schon entsprechende Maßnahmen eingeleitet? «
    » Seit heute früh wird die Gegend um die Raststätte abgesucht, aber bisher Fehlanzeige. «
    Henning lachte wieder auf. » Das kannst du auch vergessen .
    Sollte es sich um unsern Mann handeln, dann hat er die Gunst des Augenblicks genutzt und sie mitgenommen. Du sagst ja selbst, die Kleine war sehr kontaktfreudig. Das dürfte dem Killer sehr entgegengekommen sein. Wer weiß, wo er mit ihr hingefahren ist, aber es ist garantiert ein ganzes Stück von der Raststätte entfernt. Fragt sich nur, in welcher Richtung. «
    » Du sprichst in der Vergangenheit, dabei wissen wir doch noch gar nicht, ob sie tot ist … «
    » Sie ist tot. Er hat sie sich geholt, und weiß der Geier, woher er wusste, dass ausgerechnet an diesem Rastplatz ein Opfer nur darauf wartet, von ihm mitgenommen zu werden. Wie sieht sie aus? Hast du ein Foto von ihr? «
    » Ja «, sagte Harms kleinlaut, holte es aus einer dünnen Akte, die er von den Kollegen des KDD erhalten hatte, und schob es über den Tisch
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