Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
Videokameras dort gibt. Hast du das? «
    Harms nickte, griff zum Telefon und wählte die Nummer des Kriminaldauerdienstes und sagte, die Kollegen mögen sich bitte sämtliche Videobänder der Raststätte Buddikate von gestern zwischen elf und vierzehn Uhr beschaffen. Anschließend sprach er mit einem Kollegen aus Wismar und trug ihm auf, was Henning ihm diktiert hatte. Nachdem er aufgelegt hatte, lehnte er sich zurück und sagte: » Zufrieden? «
    » Nee. Ich hoffe nur, dass auf den Bändern irgendwas zu erkennen ist. Oder dass irgendwer ein Foto geschossen hat .
    Wenn nicht, haben wir wieder mal die Arschkarte gezogen. «
    Lisa Santos meldete sich zu Wort. » Wenn er, wie du glaubst, wirklich schon so viele Menschen auf dem Gewissen hat und keiner bis jetzt einen Zusammenhang erkennen konnte, dann dürfen wir jetzt eins auf gar keinen Fall – ungeduldig werden. Selbst wenn er sich Melanie geholt haben sollte, was ich für nicht ausgeschlossen halte, müssen wir nüchtern und sachlich vorgehen. Sören?«
    » D ’ accord. «
    » Gut. Jan, du hast eben gesagt, dass du noch kein Profil des Täters ersteilen kannst. Aber irgendwas wird dir doch bestimmt aufgefallen sein. Ich meine, du musst dich nicht festlegen, trotzdem würde es uns alle interessieren. «
    Friedrichsen rückte seine Brille gerade und erklärte: » Er spielt, wie Sören bereits treffend festgestellt hat. Das heißt, e r v erfügt über eine überdurchschnittliche Intelligenz. Und wenn ich schon bei dem Begriff spielen bin – es gibt Menschen, die ziehen das Glück förmlich an. Mir sind etliche Fälle bekannt von Personen, die praktisch bei jedem Preisausschreiben gewinnen … «
    » Aber … «
    » Lass mich ausreden «, sagte er zu Henning. » Der Unterschied hier ist, dass jemand, der im Preisausschreiben gewinnt, niemandem wehtut. Unser Täter gewinnt auch, aber gleichzeitig verliert ein anderer. Du hast von Zufall gesprochen. Ich gebe dir in einem gewissen Maß Recht, dass der Zufall bei allen Morden eine gewichtige Rolle gespielt hat und offensichtlich noch immer spielt. Trotzdem halte ich es für gewagt, alles auf diesen einen Begriff zu reduzieren. Zufall lässt sich nicht definieren, er lässt sich nicht einmal beschreiben. Ist es Zufall, wenn ein Auto verunglückt und drei Personen ums Leben kommen und einer unverletzt bleibt? Oder hat eine höhere Macht mitgeholfen, wobei ich aber bitte Religion jeglicher Couleur außen vor lassen möchte? Ich habe mir erlaubt, gestern mit meiner Frau darüber zu sprechen, nicht über unsern aktuellen Fall, sondern einfach über Zufall. Ihr alle wisst, und Sören hat das gestern ja auch mehr als deutlich zur Sprache gebracht, dass sie sich mit Esoterik beschäftigt, aber auch sie konnte mir keine Definition davon geben. Sie hat nur gemeint, dass es Menschen gibt, die sich auf eine eigenartige Weise anziehen, ohne dass es eine Erklärung dafür gibt. Sie hat das Wort Synchronizität gebraucht, was nichts anderes bedeutet als Zeitgleichheit und Sinngleichheit. Das heißt, dass die äußeren Ereignisse und die psychischen Abläufe in einer Weise miteinander korrespondieren, dass eine kausale Erklärung nicht möglich ist … «
    » Augenblick mal, könntest du das auch auf Deutsch rüberbringen? «, wurde er von Henning unterbrochen.
    » Sicher. Es beschreibt ein zeitgleiches, kausal oder ursächlich nicht erklärbares Zusammentreffen von physischen und psychischen Vorgängen, was lediglich eine vage Umschreibung des Begriffs Zufall ist. Nehmen wir in unserm Fall den Täter und das Opfer, zwei Menschen, die sich vollkommen fremd sind. Sie befinden sich zufällig zur selben Zeit am selben Ort .
    Der eine ist auf der Suche, in dem Fall der Täter, der andere ist an diesem Ort, weil er vielleicht eine Zeitung kaufen oder Zigaretten holen will. Beide begegnen sich, es findet eine Art Anziehung statt, wobei der Täter ein Ziel vor Augen hat, nämlich zu töten, während der andere vielleicht nur Sympathie für den Fremden hegt und ihm folgt, ohne zu ahnen, welche Konsequenzen das letztendlich hat. «
    » Dann lag ich also gestern gar nicht so falsch mit meiner Einschätzung, wenn ich dich richtig verstanden habe? Es geht doch darum, dass der Täter ein vertrauenerweckender, sympathischer Mann sein muss, der eine Art magnetische Anziehung ausübt. Korrigier mich, wenn ich falsch liege «, sagte Henning, dem der Triumph in den Augen stand, was Friedrichsen jedoch entweder nicht bemerkte oder geflissentlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher