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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren
Autoren: Andreas Franz
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Leben lang gegängelt wird, ohne die geringste Chance, sich dem Einfluss eines ver hassten Menschen entziehen zu können, baut sich ein derartiger Druck auf, der einfach nicht zu beschreiben ist. Er ist einfach da, wie in einem Vulkan brodelt es, und man kann den Ausbruch nicht verhindern. Und in den letzten Monaten ist dieser Druck immer stärker geworden. Und dann musste ich auch noch diese Frau kennen lernen. Ohne sie würden wir heute nicht hier sitzen. Oder vielleicht doch, denn meine Entscheidung, das alles zu beenden, habe ich bereits vor einiger Zeit getroffen. Ich denke, bei jedem Serienmörder kommt irgendwann der Punkt, wo er nicht mehr will. Lisa, hast du es dir überlegt? «
    » Eine Frage noch – wie heißen Sie und wo wohnen Sie? «
    » Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung für diese Unhöflichkeit. Matuschek, Dieter Matuschek, aber alle nennen mich nur Butcher. Was für ein passender Name. Meine Mutter hat mich immer so genannt, als hätte sie geahnt, was eines Tages aus mir werden würde. Doch das nur am Rande. Ich wohne oder besser gesagt wohnte in Stolk, denn ich werde mit Sicherheit nicht mehr dorthin zurückkehren. Man kennt mich dort übrigens ziemlich gut, ich bin bei der freiwilligen Feuerwehr und auch sonst ein richtig liebenswürdiger, netter Nachbar. Ich würde zu gern die Gesichter sehen, wenn sie erfahren … «
    » Butcher ist wirklich ein sehr passender Name «, bemerkte Santos spöttisch, auch wenn ihr nicht danach war .
    » Ja, der Name ist bei mir Programm. Metzel, metzel, meuchel, meuchel. Butcher, der Schlachter. «
    » Hängen Sie eigentlich gar nicht an Ihrem Leben? «, fragte Henning.
    » Um unseren großen Meister Goethe zu zitieren: › Das Leben ist der Güter höchstes nicht. ‹ Ist es nicht so, wir hängen alle viel zu sehr am Leben und haben Angst vor dem Tod? Ich wollte immer einen schnellen Tod, ich wollte nie leiden wi e m ein Vater. Ihr könnt ja eure Psychoheinis fragen, was für eine Persönlichkeit ich bin, das heißt, nur Henning wird das können, vorausgesetzt, der Tausch kommt zustande. Leider werd ich ’ s nicht mehr erfahren, was die sich so ausdenken. Ich kenn mich sowieso viel besser als alle Psychologen dieser Welt. Ich bin gespannt, ob es was danach gibt. Ehrlich. Aber ich hab keine Angst. Hauptsache, es geht schnell … Glaubt ihr eigentlich an ein Leben nach dem Tod? Ich könnte mir vorstellen, dass da was ist. Aber das ist mir wurscht, ehrlich. «
    Er redet wirres Zeug, dachte Santos und erhob sich langsam .
    » Schicken Sie Elisabeth raus. «
    » Lisa «, versuchte Henning sie zurückzuhalten, »tu’s nicht. Bitte! Und Herr Matuschek, ich flehe Sie an, verschonen Sie das Leben meiner Tochter und das von Frau Santos. Bitte! «
    » Tut mir leid, einer von beiden geht mit mir. Lisa, wenn du möchtest, dann tritt bitte näher, aber Vorsicht, mein linker Zeigefinger ist verdammt nervös. Keine Tricks, sonst sind es zwei mehr, als ich eigentlich wollte. «
    Lisa bewegte sich langsam auf Butcher zu und sagte: » Bevor ich bei Ihnen bin, möchte ich, dass Elisabeth zu ihrem Vater kommt. Wissen Sie, ich bin auch ein bisschen misstrauisch, hat mit meinem Job zu tun. «
    » Natürlich, ich pflege meine Versprechen zu halten. Ach, da fällt mir noch eine ganz witzige Geschichte ein. Hat mit dem Horch zu tun. Als ich am Samstag in Buxtehude war, um mir den Wagen anzuschauen, da hab ich gedacht, ich seh nicht recht. Da stand doch bei dem Kunden ein Foto auf dem Sideboard mit einem Mädchen und einer Frau, die ich nur zu gut kannte. Emma Reuter, sie war zwölf Jahre alt, als ich sie abends mitgenommen habe. Sie hat damals noch in Emden gewohnt. Ihre Mutter Nadine habe ich mir ein gutes Jahr später geholt, damit ihr nicht lange suchen müsst. Nadine liegt hier unter der Hütte, zusammen mit einunddreißig andern Leidensgefährten. Die letzte hab ich übrigens am Montag hier abgelegt, eine Frau Kaiser. Ein ekelhaftes Weib, das es nicht verdient hat zu leben. Aber sie war eine gute Freundin meiner Mutter, was wohl alles sagt. Mittlerweile dürfte nicht mehr allzu viel von ihr übrig sein, ich pflegte die Damen und Herren mit Atzkalk zu bestreuen. Wisst ihr, wie Ätzkalk wirkt? Einfach ätzend «, sagte Butcher diabolisch grinsend. » So, der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehn, um den großen Meister Goethe noch einmal zu bemühen. Ich gehe jetzt da rein und hole Elisabeth. In dem Moment, wo Lisa an meiner Seite steht, übergebe ich
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