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Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Titel: Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Ängsten befallen wird, sind mit wahrhaft künstlerischer Kraft gestaltet. Arn Ende wird als lahme Erklärung ein Bauchredner aufgeboten, doch die Atmosphäre ist echt, solange sie währt. Carwin, der unheilvolle Bauchredner, ist der typische Schurke vom Typus eines Manfred oder Montoni.

    4. DER GIPFEL DES SCHAUERROMANS
    Das Grauen in der Literatur erreicht eine neue Verruchtheit im Werk von Matthew Gregory Lewis (1773-1818), dessen Roman THE MONK (1796) eine unwahrscheinliche Popularität erlangte und dem Verfasser den Spitznamen »Monk« (Mönch) Lewis einbracht. Dieser junge Autor, in Deutschland erzogen und vollgesogen mit den wilden teutonischen Sagen, die Ann Radcliffe nicht kannte, wandte sich dem Schrecken in Formen zu, die weitaus ungestümer waren, als seine zartbesaitete Vorläuferin sie sich jemals vorzustellen gewagt hätte, und schuf in der Folge ein Meisterwerk wirkender Alpträume, dessen allgemeines »gotisches« Gepräge noch zuzügliche Würze erhielt durch Beigaben des Dämonisch-Abscheulichen. Es ist die Geschichte des spanischen Mönches Ambrosio, der aus einem Zustand überstolzer Tugend von einem höllischen Geist in der Maske der jungfräulichen Matilda bis in den Nadir des Bösen gelockt wird, und der schließlich, während er den Tod durch die Hand der Inquisition erwartet, dazu verführt wird, sich die Flucht um den Preis seiner Seele vom Teufel zu erkaufen, da er Leib und Seele sowieso schon verloren glaubt. Unverzüglich trägt ihn der Teufel, des Hohnes voll, an einen einsamen Ort, verrät ihm, dass er seine Seele umsonst verkauft habe, da nämlich Begnadigung und die Gelegenheit zur Erlösung ihm im Augenblick seines schrecklichen Handels nahe gewesen seien, und er vollendet den hämischen Betrug damit, dass er dem Mönch dessen widernatürliche Verbrechen zum Vorwurf macht und ihn lebendigen Leibes in den Abgrund stürzt, während Abrosios Seele auf ewig verloren ist. Der Roman enthält einige widerwärtige Beschreibungen, etwa die Beschwörungen in den Gewölben unterhalb des klösterlichen
    Friedhofs, den Brand des Nonnenklosters und schließlich das Ende des elenden Abtes. In der Nebenhandlung, wo der Marquis de las Cisternas dem Geist seiner umherirrenden Vorfahrin, der Blutenden Nonne, begegnet, gibt es viele äußerst wirkungsvolle Szenen: da ist vor allem der Besuch des belebten Leichnams am Bett des Marquis sowie das kabbalistische Ritual, mit dem der Ewige Jude ihm hilft, seinen toten Quälgeist zu ergründen und den Spuk zu bannen. Und trotzdem schleppt sich THE MONK leider sehr dahin, wenn man ihn als Ganzes liest. Der Roman ist zu lang und zu weitschweifig, und seine Kraft wird ziemlich beeinträchtigt durch den leichtfertigen Ton und die exzessive Reaktion gegen die Regeln der Schicklichkeit, die Lewis zuerst als prüde verachtete. Eine Großtat muss man dem
    Autor allerdings zugestehen: nie hat er seine geisterhaften Visionen durch natürliche Erklärungen zerstört. Es gelang ihm, die RadcliffeTradition aufzubrechen und das Feld des Schauerromans zu erweitern. Lewis hat noch sehr viel mehr geschrieben als THE MONK. Sein Drama THE CASTLE SPECTRE wurde 1798 auf die Bühne gebracht, und später fand er Zeit, Erzählungen in Balladenform zu schreiben - TALES OF TERROR (1799) und TALES OF WONDER (1801) - und eine Reihe von Übersetzungen aus dem Deutschen zu verfassen.
    Englische und deutsche Schauerromane erschienen nun, in minderer Qualität, in Hülle und Fülle. Die meisten waren, im Licht eines reifen Geschmacks betrachtet, lediglich lächerlich, und Jane Austens berühmte Satire NORTHANGER ABBEY war keinesfalls ein unverdienter Tadel für eine literarische Richtung, die tief ins Absurde abgesunken war. So erschöpfte sich diese so eigene literarische Richtung mit der Zeit; doch bevor sie endgültig eine völlig untergeordnete Bedeutung annahm, erstand ihr in der Person von Charles Robert Maturin (1782 bis 1824), eines düsteren und exzentrischen irischen Geistlichen, ihre letzte und größte Gestalt. Aus einem reichhaltigen und vielfältigen schriftstellerischen Schaffen heraus, in dem es auch eine konfuse Radcliffe-Imitation mit dem Titel THE FATAL REVENGE; OR, THE FAMILY OF MONTORIO (1807) gibt, entfaltete Maturin schließlich das lebensvolle Horror-Meisterwerk MELMOTH, THE WANDERER (1820), in dem die »gotische« Schauerliteratur Höhen rein spirituellen Entsetzens erklomm, die sie nie zuvor gekannt hatte.
    MELMOTH erzählt die Geschichte eines irischen Gentlemans,
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