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Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Titel: Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Stanton ins Irrenhaus gesperrt, wo der Fremde ihn besucht; sein Kommen wird von geisterhafter Musik angekündigt, und seine Augen besitzen einen mehr als tödlichen Glanz. Melmoth der Wanderer, denn kein anderer ist der unheilvolle Besucher, bietet dem Gefangenen die Freiheit, falls der gewillt sei, seinen Teufelspakt zu übernehmen; doch wie alle anderen, an die Melmoth herangetreten ist, bleibt Stanton gegen die Versuchung gefeit. Melmoths Schilderung der Schrecken eines Lebens im Irrenhaus, mit der er Stanton in Versuchung führen will, ist eine der stärksten Passagen des Buches. Stanton kommt schließlich frei und verbringt den Rest seines Lebens damit, Melmoth aufzuspüren, dessen Familie und Ahnensitz er ausfindig gemacht hat. Er hinterlässt der Familie das Manuskript, das zur Zeit des jungen John bereits nur noch bruchstückhaft und zerfallen erhalten ist. John zerstört Porträt und Manuskript, doch im Schlaf wird er heimgesucht von seinem schrecklichen Ahnen, der auf seinem Handgelenk ein Wundmal zurücklässt. Der junge John empfängt bald darauf als Besucher einen schiffbrüchigen Spanier, Alonzo de Moncada, der einer Zwangseinweisung ins Kloster und den Bedrohungen durch die Inquisition entronnen ist. Er hat schrecklich gelitten, und die Beschreibungen seiner qualvollen Erlebnisse bei der Folter und in den Gewölben, durch die er entflieht, sind klassisch; aber er besaß die Kraft, Melmoth dem Wanderer zu widerstehen, als dieser ihn in seiner dunkelsten Stunde im Kerker aufsuchte. Im Hause eines Juden, der ihm nach seiner Flucht Obdach gewährte, entdeckt er einen Schatz von Manuskripten, die von weiteren Taten Melmoths berichten, darunter von seinem Werben um die indische Inseljungfrau Immalee, die später ihrer Familie in Spanien wiedergegeben wird und in Wirklichkeit Donna Isidora heißt, und von
    seiner ungeheuerlichen Eheschließung mit ihr, vollzogen von einem Leichnam, einem toten Anachoreten, um Mitternacht in der verfallenen Kapelle eines gemiedenen und verabscheuten Mönchsklosters. Was Moncada dem jungen John erzählt, nimmt den größten Raum in Maturins vierbändigem Buch ein, und dies Missverhältnis gilt als einer der Hauptmängel in der Komposition des Romans.
    Endlich werden die Gespräche zwischen John und Moncada unterbrochen durch das Eintreffen Melmoths des Wanderers persönlich; seine stechenden Augen sind nun am Verlöschen, und Hinfälligkeit nimmt rasch von ihm Besitz. Sein Pakt ist fast abgelaufen, und so ist er nach anderthalb Jahrhunderten heimgekehrt, auf dass sein Schicksal sich erfülle. Er befiehlt allen, sein Zimmer zu verlassen, das sie nicht betreten dürfen, ganz gleich, was für Geräusche sie in der Nacht hören mögen, und so erwartet er das Ende allein. Der junge John und Mongada vernehmen furchterregendes Heulen und Wehklagen, doch sie dringen nicht ein, bis es gegen Morgen still wird. Dann aber finden sie das Zimmer leer. Lehmige Fußstapfen führen aus der Hintertür hinaus zu einer Klippe hoch über dem Meer, und am Rande des Abgrunds zeigt eine Spur, dass ein schwerer Körper mit Gewalt fortgeschleppt wurde. Auf einem Felsvorsprung etwas tiefer wird das Halstuch des Wanderers gefunden, doch von ihm selbst hat man niemals mehr etwas gehört oder gesehen.
    Das ist die Geschichte, und keinem kann der Unterschied entgehen zwischen diesem abgestimmten, suggestiven und künstlerisch geformten Grauen und - um die Worte von Professor George Saintsbury zu zitieren - »dem kunstvollen, doch ziemlich geistlosen Rationalismus von Mrs. Radcliffe und der zu oft pubertären Überspanntheit, dem schlechten Geschmack und dem manchmal schlampigen Stil von Lewis«. Maturins Stil als solcher verdient besonderes Lob, denn seine zwingende Direktheit und Vitalität heben ihn weit über die bombastischen Künstlichkeiten hinaus, deren seine Vorgänger schuldig sind. Professor Edith Birkhead bemerkt in ihrer Geschichte des »gotischen« Schauerromans mit Recht, dass »Maturin bei all seinen Fehlern sowohl der größte wie auch der letzte der Gotiker war«. MELMOTH wurde viel gelesen und schließlich auch dramatisiert, doch sein spätes Erscheinen in der Entwicklung des »gotischen« Schauerromans beraubte ihn der stürmischen Popularität von UDOLPHO und THE MONK.

    5. DIE NACHWIRKUNGEN DER SCHAUERLITERTUR
    Unterdessen waren auch andere Hände nicht müßig gewesen, so dass aus der trostlosen Fülle von Schund - wie die HORRID MYSTERIES des Marquis von Grosse (1796), CHILDREN OF THE
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