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Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren
Autoren: Arne Dahl
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die Hand aus.
    »Ich bin übrigens Kerstin Holm, und ich tippe mal, du bist Elsa Grundström.«
    Die schwarze Frau schüttelte ihre Hand und sagte: »Ja, natürlich. Genau. Du übernimmst den Posten von Jan-Olov. Gratuliere. Oder was sagt man?«
    »Das muss die Zukunft erweisen«, lachte die Göteborgerin. »Ja, das kann man sagen. Dies ist übrigens Jon Anderson, unser Neuzugang.«
    Der große junge Mann streckte die Hand aus, verneigte sich höflich vor den Damen und nickte dem weißen Mann kurz zu.
    »Jethro Tull?«, sagte die schwarze Frau.
    »Was?«, sagte der große junge Mann.
    »War das nicht der Sänger von Jethro Tull? Der die Flöte spielte und ziemlich pathetisch war? Jon Anderson?«
    »Nein, nein, nein«, sagte der weiße Mann ernst. »Der hieß Ian Anderson. Jon Anderson hat in Yes gesungen. Einer anderen bemerkenswerten Dinorockband.«
    »Aha«, sagte die schwarze Frau und ließ die Hand des jungen Mannes los.
    »Und du bist …?«, fragte er höflich.
    »Ja, Entschuldigung. Elsa Grundström, Niklas Grundströms Frau.«
    Der große junge Mann machte ein fragendes Gesicht.
    Der weiße Mann half ihm auf die Sprünge: »Hüte deine Zunge, Yes. Niklas Grundström ist Chef der Abteilung für Interne Ermittlungen.«
    »Yes?«, platzte die weiße Ehefrau heraus. »Ist das nicht ein Spülmittel?«
    Der große junge Mann sah jetzt äußerst verwirrt aus.
    »Wir nennen ihn Yes«, sagte der weiße Mann. »Nach dem erwähnten Sänger von Yes. Also nicht nach dem Spülmittel.«
    »Und du bist …?«, wiederholte Yes, eine Spur weniger höflich, mit dem Blick auf die weiße Frau.
    »Anja Söderstedt. Weiße Dame.«
    »Und ich bin die schwarze Dame«, sagte die schwarze Dame und zeigte auf die wilde Schachpartie.
    Der große junge Mann gab auf. Sein Lächeln, als er die Gesellschaft mit einem Nicken verließ, wirkte ausgesprochen aufgesetzt. Der Fotograf fand es passend, genau in diesem Augenblick abzudrücken. Klick. Geblendet und verwirrt segelte der junge Mann in den Saal hinaus.
    »Ein wenig steif vielleicht?«, flüsterte die weiße Frau vorsichtig.
    »Ich habe gesagt, dass ihr so etwas nicht machen sollt, Arto«, ermahnte die Göteborgerin. »Wir müssen ihm eine Chance geben.«
    »Yes, Sir«, sagte der Weiße.
    Sie sah ihn resigniert an und schüttelte den Kopf.
    »Ich wusste nicht, dass ihr euch vergrößert habt«, sagte die weiße Dame. »Arto erzählt nichts. Und auch von diesem Fernsehmord höre ich kein einziges Wort.«
    »Da brauchst du doch nur irgendeine Abendzeitung aufzuschlagen«, sagte der Weiße mürrisch.
    Die Göteborgerin nickte. »Es handelt sich leider nicht um Vergrößerung. Eher um Kompensation. Wir haben ja eine Reihe von Spitzenkräften verloren. Unter anderem an deinen Mann, Elsa.«
    Die schwarze Frau nickte.
    »Da siehst du«, sagte die Weiße. »Ihr Mann erzählt mal was. Du erzählst mir nichts.«
    »Ich dachte, du wolltest es nicht wissen«, sagte der weiße Mann verlegen.
    »Jon Anderson ist seit ein paar Monaten bei uns«, sagte die Göteborgerin. »Und wir haben heute Abend noch eine zukünftige Mitarbeiterin unter uns. Irgendwo steckt sie.«
    Der Fotograf machte ein letztes Foto von der gemischten Gesellschaft und wanderte weiter. In seinem Sucher zeigte sich jetzt eine ungefähr fünfundzwanzigjährige Frau in kaputter Jeans mit Bauchnabelpiercing unter einem minimalen hellblauen Oberteil. Sie war mit einem Champagnerglas in der Hand unterwegs zu einer Menschentraube, hielt aber mitten im Bild inne und machte ein flehendes Gesicht. Der Fotograf drückte nicht ab, behielt aber die Kamera im Anschlag.
    »Nicht mich«, flüsterte sie ihm zu. »Mir war nicht klar, dass man ordentlich gekleidet sein sollte. Es ist schon so peinlich genug.«
    Der Fotograf blickte sich im Saal um. Das Bekleidungsniveau war zweifellos eine Spur höher. Er nickte. Sie dankte ihm schweigend, bahnte sich einen Weg durch den Kinderschwarm und schloss sich mit einem frischen »Hallo, hier komme ich« der Gruppe an.
    Die Gruppe verstummte und sah sie abwartend an.
    »Ich weiß nicht, ob ich jemanden von euch kennen sollte«, fuhr sie ein wenig angestrengt fort. »Ich habe die A-Gruppe bisher nur auf Bildern gesehen. Aber ich glaube nicht, dass ich hier jemanden erkenne. Müsste ich das?«
    »Das kommt ganz darauf an, wer du bist«, sagte ein strammer, äußerst gut gekleideter Mann und fixierte sie.
    Sie erwiderte seinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ich nehme an, du hast schon eine Reihe von
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