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Ungeheuer an Bord

Ungeheuer an Bord

Titel: Ungeheuer an Bord
Autoren: A. E. van Vogt
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ist, wie euch bekannt sein wird, als geordnete Bewegung definiert worden. Es gibt auch Bewegung in anorganischer Materie, aber es ist eine primitive Form von Bewegung und wird von der größeren Konzeption erklärt.
    Was macht Bewegung möglich? Warum zerfällt Materie, organisch oder anorganisch, nicht einfach in ihre Grundelemente und erfüllt so ihr scheinbar sinnloses Schicksal?
    Ihr könntet antworten, daß die Dinge so sind, wie sie sind, weil die Elektronen nach festen Gesetzen ihre Atomkerne umkreisen und so Atome bilden, die wiederum eine feste physikalische Beziehung zur größeren Struktur der Moleküle haben, und so fort. Aber damit würden wir der Frage nur ausweichen.
    Bewegung kommt in einem Objekt vor, weil in ihm, in seiner grundlegenden Einheit, eine Antithese besteht, ein Widerspruch. Nur weil ein Ding einen Widerspruch in sich selbst enthält, bewegt es sich und gewinnt Impuls und Aktivität.
    Die Theorie legte die Natur und die Richtung meiner Forschung fest. Ich fand zuerst, welches die Gesetze waren, die den Widerspruch in verschiedenen Arten von Materie bestimmen. Die mathematischen Formeln brauchen uns hier nicht zu interessieren; ich werde sie euch zu gegebener Zeit zugänglich machen.
    Das technische Problem, die Theorie praktisch anwendbar zu machen, besteht in der Beschaffung einer Kraft, die den Widerspruch in jeder gegebenen Materie aktiviert, jedoch nicht in der langsamen und geordneten Form der natürlichen Prozesse, sondern schlagartig und unkontrollierbar.
    Wer die Wirkungsweise nicht gesehen hat, kann sich nicht vorstellen, wie schrecklich das Resultat ist. Es ist nicht Atomenergie und hat keine Beziehung zu ihr. Das beweist schon die Tatsache, daß keine Hitze als Nebenprodukt auftritt, wie es der Fall wäre, wenn die Kraft mit elektrischer oder Atomenergie verwandt wäre.
    Erst lange nachdem die Waffe eine Realität war, entdeckte ich, daß meine Chance zur tatsächlichen Aktivierung der kontradiktorischen Kraft etwa eins zu einer Milliarde gewesen war, daß meine Entdeckung von einem Zufall begünstigt wurde, der in einer Million Jahren nicht wiederholt werden kann.
    Morgen werdet ihr die Waffe in Aktion sehen.«
    Er schwieg und verzog schmerzlich sein Gesicht, bevor er fortfuhr:
    »Die Waffe hat nur einen Aspekt, der gefährlich für uns ist. Ihre Wirkung kann durch einen einfachen, elektrisch induzierten magnetischen Strom im Zielobjekt neutralisiert werden. Das ist der Grund, warum es dumm von mir war, die Theorie zu veröffentlichen.
    Eines Tages wird irgendwo ein kluger Wissenschaftler das neutralisierende Prinzip entdecken – und die Waffe wird aufhören, ein Faktor der Weltpolitik zu sein.
    Ich muß bekennen, daß ich mir in vielen Nächten Sorgen darüber gemacht habe ...« Er richtete sich seufzend auf. »Aber nun laßt uns an die Arbeit gehen.«
     
    Der dritte Tag dämmerte wolkenlos. Es war ein heller und vollkommener Frühlingsmorgen, und die Welt tief unter dem Flugzeug zeigte den ersten zarten Schimmer sprießenden Grüns. Selbst jetzt, da der zunehmende Schmerz in seinem Körper riß und die Sorge um den Fortbestand seines Lebenswerks seine Gedanken verdüsterte, schien etwas von dieser ewig jungen, sich erneuernden Erde auf Arthur Clagg überzugehen, und für kurze Zeit lebte in ihm wie eine Ahnung jenes halbvergessene Glücksgefühl auf, das die erwachende Natur dem Menschen beschert. Welch traurige Ironie, dachte er dann, daß meine Sterblichkeit vor einem solchen Hintergrund ihren letzten ekstatischen Ausdruck in Vernichtung sucht.
    Sie überflogen die Linien der Rebellen und begannen zu kreisen. Das Teleskop zeigte Ansammlungen von Militärfahrzeugen und schimmerndes Metall zwischen den Baumkulissen, und Arthur Clagg studierte die Generalstabskarten, die die Armee zur Verfügung gestellt hatte.
    »Wir müssen steigen«, sagte er schließlich. Und nach Minuten befahl er ungeduldig: »Noch höher.«
    »Aber wir sind bereits auf zwanzigtausend«, wendete Merd ein.
    »Höher!« wiederholte der alte Mann unnachgiebig. »Das Problem mit dieser Waffe ist, daß man weite Distanz von der Explosion halten muß. Als ich ihre Gewalt das erste Mal mathematisch zu ermitteln suchte, konnte ich meinen Zahlen nicht glauben. Glücklicherweise war ich so vernünftig, eine Vorrichtung zu bauen, die die Kraft nach einer hundertstel Sekunde unterbrechen kann. Wenn ich das auch jetzt täte, und dazu diese Skala auf ›METALL‹ einstelle, dann würden nur die Atome der
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