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Ungeheuer an Bord

Ungeheuer an Bord

Titel: Ungeheuer an Bord
Autoren: A. E. van Vogt
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über den Tisch, ungewiß, ob er richtig gehört hatte. Er hatte das plötzliche, leere Gefühl, daß bedeutungslose Worte an ihn gerichtet wurden.
    »Sehen Sie, Mr. Clagg, ich weiß nicht genau, mit welchen Überlegungen Sie mich zu diesem Treffen einluden. Ich dachte, daß Sie vielleicht kapitulieren möchten, nachdem ich Ihren Bluff herausgefordert habe. Jedenfalls sehe ich keinen Grund, in einem Augenblick, wo Ihre Truppen an allen Fronten in regellosem Rückzug begriffen sind, Kompromißformeln zuzustimmen, die den militärischen Sieg verwässern könnten. Hier ist mein Angebot: Mir ist bekannt, daß Sie einen Landsitz im Süden haben. Ich lasse Sie und Ihre Enkelin mit Familie unter Bewachung dort leben. Mein Parlament wird mich zum Präsidenten ausrufen, und ich werde ohne großes Aufhebens Ihre Position einnehmen. In ein paar Monaten wird der Regierungsapparat genauso glatt und reibungslos funktionieren wie je zuvor. Ob und in welchem Umfang ich Ihre Programme weiterführen und die internationalen Verpflichtungen Ihrer Regierung einhalten werde, wird die Zukunft zeigen. Was haben Sie dazu zu sagen?«
    Der Schock war größer. Arthur Clagg wußte nicht, was er sagen sollte. Schließlich raffte er sich auf.
    »Aber sehen Sie, Sie haben noch kein Parlament«, hielt er Garson vor. »Ein Parlament ist eine gesetzgebende Versammlung, deren Mitglieder in geheimer Wahl von der gesamten Bevölkerung nominiert werden. Wenn zweihundert Männer sich zusammentun und Parlament nennen, dann ist das noch lange kein Parlament und hat nichts mit Demokratie zu tun. Diese Leute ...«
    Seine Stimme erstarb in einem unhörbaren Murmeln, als ihm klar wurde, daß seine Worte nicht den geringsten Eindruck machten. Es schien unglaublich, aber war dieser Mann der Geschichte so unkundig, daß er nicht wußte, was der frühere Parlamentarismus gewesen war? Oder war es bewußte Gleichgültigkeit, die solche Begriffe als bloße Leerformeln zur Verschleierung der wahren Ziele verwendete?
    Der alte Mann dachte darüber nach, und als er die Psychologie seines Gegenspielers zu durchschauen glaubte, erschien ihm endlich das erstere plausibel. Wie so vielen Menschen war Garson nur undeutlich bewußt, daß es Leben gegeben hatte, bevor sein eigenes Ego aus den Nebeln der Kindheit aufgetaucht war. Für ihn mußte diese prä-Garson-Periode ein gegenstandsloses Durcheinander sein. Irgendwie waren die Worte »Parlament« und »Präsident« auf ihn gekommen, und er hatte seine eigenen Definitionen gemacht.
    Mit Mühe zog Arthur Clagg seine Aufmerksamkeit zurück zu Garson. Und er dachte: Schließlich ist das Faszinierende an diesem Mann seine Tapferkeit. Ein Mann, der die Kühnheit besitzt, der Waffe zu trotzen, muß der Vernunft und einer teilweisen Umerziehung zugänglich sein.
    »Ich muß sagen, daß ich Sie in einer Weise bewundere, Mr. Clagg«, sagte Garsons Stimme. »Es war ungemein schlau von Ihnen, all diese Jahre vorzugeben, daß Sie über eine Superwaffe verfügten. Und Ihre Propagandatechnik mit Büchern und Filmen, die die Leute glauben machte, es sei wirklich alles so gewesen, wie Sie sagten, war ein Meisterstück auf dem Gebiet. Allerdings muß ich Ihnen sagen, daß Sie mich nie täuschen konnten. Und so ist nun Ihre Zeit gekommen. Aber ich werde Ihren Trick mit der Superwaffe beibehalten. Es wäre einfach zu schade, ein so gutes Werkzeug aus der Hand zu legen. Es ...«
    Seine Stimme sprach weiter, aber Arthur Clagg hörte nicht mehr zu. Er wartete, bis das Geräusch verstummte; und dann zupfte er mit einer nachdenklichen Geste an seinem Ohrläppchen.
    Er sah Garson steif werden, als er von den mechanischen hypnotischen Wellen getroffen wurde. Der alte Mann verlor keine Zeit.
    »Garson«, sagte er eindringlich, »Garson, Sie werden sich freuen, mir zu sagen, wer Ihnen die Blaupausen für die Fertigung atomarer Artilleriemunition gegeben hat. War es jemand in der Regierung, Garson?«
    »Ich – ich weiß es nicht.« Die Stimme des Generals klang geistesabwesend und ein wenig verwundert. »Ich erhielt sie von einem Mann, den ich nicht kenne. Er sagte, er sei ein Agent, ein Agent für ...«
    »Ein Agent für wen?« drängte Arthur Clagg.
    »Ich weiß es nicht.«
    »War es Ihnen gleichgültig? Machten Sie sich keine Gedanken darüber?«
    »Nein. Ich dachte mir, sobald ich die geeignete Munition hätte, würde die andere Seite anfangen müssen, sich Gedanken zu machen.«
    Nach drei Minuten zupfte Arthur Clagg wieder an seinem Ohr – und
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