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Ungeheuer an Bord

Ungeheuer an Bord

Titel: Ungeheuer an Bord
Autoren: A. E. van Vogt
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General Garson war wieder er selbst. Er schaute verdutzt, aber der alte Mann war nicht besorgt über das Mißtrauen eines so vollständig unwissenden Mannes. Er sagte eisig:
    »Da ich Ihnen mein Wort gegeben habe, mögen Sie jetzt unbehelligt gehen. Ich würde Ihnen raten, Ihre Reise fortzusetzen, denn morgen wird in der Nachbarschaft Ihrer Atomgeschütze niemand mehr am Leben sein. In jedem Fall werde ich meinem Schwiegersohn – meinem Erben und Nachfolger den Rat geben, Sie einfangen und aburteilen zu lassen.«
     
    Das Haus war eins in einer lockeren Reihe weißer Villen und Landhäuser, die von Grün umgeben am Rand der Hauptstadt lagen.
    Die äußere Tür mußte durch einen ferngesteuerten Mechanismus geöffnet worden sein, denn als Dr. Parker eingetreten war, sah er sich allein in einem engen Korridor aus Metall. Ein kleines Licht in der Decke verbreitete weißen Schein, und Dr. Parker sah nicht weit vor sich eine zweite Tür, die ganz aus Metall war. Er stand bewegungslos und wartete, und als nichts geschah, rief er schrill:
    »Medgerow! Was soll das alles?«
    Aus einer der Wände kam ein mechanisches Glucksen von Heiterkeit. »Regen Sie sich nicht auf, Doktor. Wie Sie wissen, nähert sich die ganze Situation jetzt der kritischen Phase, und ich gehe keine Risiken ein.«
    »Aber ich bin schon hundertmal hiergewesen, und ich habe noch nie etwas von diesen – diesen Befestigungen gesehen.«
    »Gut!« sagte Medgerows Stimme aus dem Wandlautsprecher. »Sehr gut. Es bedürfte einer Atomkanone oder Arthur Claggs Geheimwaffe, um mich hier herauszusprengen. Aber kommen Sie herein.«
    Die zweite Tür öffnete sich in eine getäfelte Halle und fiel mit metallischem Schlag hinter Parker zu. Ein kleiner Mann erwartete ihn. Er schmunzelte, als er Parker sah, dann sagte er knapp: »Nun, Ihre Meldung, Mann! Haben Sie den Giftersatz mit Erfolg verabreicht?«
    Der Arzt antwortete nicht, als er dem anderen ins Wohnzimmer folgte. Diese ersten Momente in Medgerows Gegenwart verursachten ihm immer Unbehagen. Die Anpassung von der Normalität zum Anormalen war ein Prozeß, der jedesmal von neuem bewältigt werden mußte.
    Es war nicht so sehr, daß Medgerows Häßlichkeit für sich genommen so abstoßend gewesen wäre. Unter tausend Männern, wahllos von den Straßen aufgelesen, hätte sich gewiß ein Dutzend gefunden, deren Äußeres weniger anziehend gewesen wäre.
    Medgerows Besonderheit bestand darin, daß eine seltsame und schreckliche Ausstrahlung mißgestalteter Kraft von ihm ausging. Seine Persönlichkeit drängte sich hervor wie die verwachsene Schulter eines Buckligen.
    Parker hatte entdeckt, daß er die Nähe des Mannes ertragen konnte, wenn er es vermied, ihn direkt anzusehen. So blickte er auch jetzt knapp an ihm vorbei, als er sagte:
    »Ja, ich verabfolgte das Mittel vorgestern abend. Wie ich Ihnen sagte, wird die Schmerzwirkung die gleiche sein wie beim echten Gift.«
    Medgerow stand still und dachte einen Moment nach. Dann fragte er:
    »Er glaubt, daß er nach vier Tagen sterben werde?«
    »Ja. Und seine Reaktion war, mich auf Geheimhaltung zu verpflichten.« Er brach ab. Nach kurzer Pause sagte er besorgt: »Sind Sie absolut sicher, daß Sie seine Waffe lange genug neutralisieren können, um sie unter Ihre Kontrolle zu bringen? Und wie können Sie wissen, daß er sie einsetzen wird?«
    Medgerow schnalzte ungeduldig. »Natürlich bin ich nicht sicher. Meine Schätzungen und Vermutungen gründen sich auf dem Charakter eines Mannes, dessen Handlungen, Reden und Schriften ich seit Jahren studiert habe. In diesem Moment bin ich bereit, eine hohe Wette einzugehen, daß der alte Mann sich entschlossen hat, die Waffe einzusetzen. Nach meiner Ansicht wird er sie zur Niederwerfung der Rebellion verwenden, um die Regierungsgewalt dann auf seinen Schwiegersohn zu übertragen.
    Das wäre ganz in meinem Sinne. Ich möchte, daß er die Rebellen vernichtet, bevor ich gegen ihn vorgehe.
    Nach meiner Schätzung wird die Krise morgen ihren Höhepunkt erreichen. Wenn ich Arthur Clagg richtig lese, dann wird er inzwischen ein Gespräch mit General Garson, dem Haupt der Rebellion, gesucht haben. Er wird in ihm einen Mann gefunden haben, der die schlechtesten Eigenschaften des Demagogen verkörpert. Und außerdem hat Garson bedenkenlos taktische Atomwaffen eingesetzt.
    O ja, er wird die Waffe verwenden. Und das ist der Punkt, an dem ich eingreifen werde.« Der monströse kleine Mann schmunzelte befriedigt. Arthur Clagg wußte vor
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