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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten
Autoren: Manfred Reitz
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    |7| Vorwort
    Spionage ist ein uraltes Gewerbe. Sie scheint wie der Egoismus zum Wesen des Menschen zu gehören. Sippen, Stämme und Völker
     schickten zu allen Zeiten Kundschafter aus, um Nachbarn zu beobachten und aus diesen Beobachtungen Vorteile zu ziehen. Ebenso
     postierten Sippen, Stämme und Völker zu allen Zeiten Verteidiger ihrer Vorteile, die eben diese Kundschafter abhalten, vertreiben
     und auch fangen oder sogar töten sollten.
    Spionage war sicherlich bereits während der Steinzeit üblich. Wenn einzelne Sippen umherzogen, war es von Vorteil nicht zu
     verraten, wo Tiere leicht zu jagen waren oder wo besonders viele nahrhafte Pflanzen wuchsen. Denn genau diese Plätze versuchten
     vermutlich auch andere Sippen zu finden. Schon entstand ein Misstrauen untereinander, das möglicherweise Auslöser für erste
     Kriege war.
    Vielleicht ist Spionage das zweitälteste Gewerbe der Welt; auf jeden Fall versucht sie, das älteste Gewerbe der Welt für sich
     zu nutzen. Jedermann, ob Individuum, Sippe oder Volk, versucht, damals wie heute, Vorteile zu gewinnen und gleichzeitig auch
     Vorteile zu bewahren. An dieser Grundeinstellung hat sich kaum etwas geändert und nur die Dimensionen sind im Lauf der Jahrhunderte
     oder auch Jahrtausende größer geworden.
    Wer sich mit dem Thema „Spionage“ auseinandersetzt, schärft zwangsläufig auch die eigene Menschenkenntnis und wird damit konfrontiert,
     dass der intelligente Mensch nicht immer der gute und im Dienst der Allgemeinheit einsichtige Mensch ist.
    Spionage schafft einen Wissensvorsprung, doch der Spion, der diese Fakten erarbeitet, kann sich kaum in seinem Erfolg sonnen.
     Er muss anonym bleiben, denn niemand darf erfahren, wie dieser Wissensvorsprung zustande kam. Es sind Politiker, Generäle
     und immer häufiger auch Industrielle, die diesen Informationsvorsprung nutzen und sich dann als weise und klug feiern lassen.
     Sie hüten sich, öffentlich mitzuteilen, dass diese für ihre Entscheidungen so wichtigen Erkenntnisse von Spionen stammen.
     Nach einem Sprichwort, das bis zurück in die Antike reicht, lieben sie den Verrat, doch sie hassen den Verräter.
    Dabei ist Spionage zweischneidig: Sie kann Kriege auslösen, aber sie kann auch Kriege verhindern. Spionage gibt es somit nicht
     nur in Kriegszeiten, sondern auch mitten im Frieden.
    |8| Mit der Entwicklung von Gesellschaften steigen sowohl die Qualitäten als auch die Quantitäten der Spionage. Frühe Späher hatten
     die Aufgabe zu beobachten und zu beurteilen. Sie blieben dabei meist passiv; sie schlichen sich heimlich heran, beurteilten
     die Lage und verschwanden ebenso leise, wie sie gekommen waren. Spitzel dagegen mussten sich erweiterte Fähigkeiten zulegen
     und nach und nach immer aktiver werden. Sie hörten zuerst zu und begannen dann aber zu agieren und zu provozieren, um Meinungen
     herauszulocken und zu erfahren. Doch genau wie bei den Spähern durfte auch bei ihnen niemand wissen, was sie tatsächlich erfahren
     hatten, was ihre Absichten waren und was sie anschließend ihren Auftraggebern meldeten. Bei Spionen schließlich war und ist
     stets Vielseitigkeit gefragt und ihr Aufgabenbereich ist von vorneherein ein sehr umfassender. Sie müssen einerseits Nachrichten
     beschaffen und andererseits die Nachrichtenbeschaffung ihrer Gegenseite verhindern. Gleichzeitig müssen sie Gegenaktionen
     starten und mit Gegenspionage den Gegner verwirren. Bei Geheimaktionen ist der Spion zuletzt voll gefordert: Er betreibt Sabotage,
     ist subversiv und muss mit den Möglichkeiten der modernsten Psychologie die gemeinsten menschlichen Niederträchtigkeiten beherrschen.
    Eine solche Vielseitigkeit erfordert Arbeitsteilung: Mit dem Spion, der Nachrichten aktiv oder passiv verschafft, ist die
     Angelegenheit der Spionage nicht beendet. Ihm folgt der Kurier, der diese Nachrichten weiterreicht und sie dem Auswerter übergibt,
     dessen Aufgabe darin liegt, die mühsam beschafften Nachrichten für den Auftraggeber mundgerecht aufzubereiten. Der Auftraggeber
     verhält sich dann so, als hätte er alle Fragen und Probleme selbst gelöst. Saboteure und Attentäter schließlich machen für
     ihre Auftraggeber die Drecksarbeit, sie zerstören und ermorden.
    Das Berufsethos des Spions seinen Kollegen gegenüber ist nur schwach entwickelt: Der Doppelagent haut Kollegen während der
     Arbeit in die Pfanne und der Überläufer nach der Arbeit, der Maulwurf dagegen wartet auf den geeigneten Zeitpunkt, um
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