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Ungeheuer an Bord

Ungeheuer an Bord

Titel: Ungeheuer an Bord
Autoren: A. E. van Vogt
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gebremst und begann ihn nun wieder herabzuziehen – unmerklich langsam. Selbst sein schwerfällig reagierendes Gehirn begriff, daß er es nie schaffen würde.
    Die Arbeit war beendet. Die weiße Glut der Schweißbrenner erlosch spuckend und fauchend. Maschinen wurden losgemacht und zur Öffnung des Schiffes gesteuert. Eine nach der anderen verschwanden sie im Inneren, und mit ihm die zweibeinigen Wesen. Die mächtige gebogene Metalloberfläche war plötzlich so verlassen und leblos wie der Raum selbst.
    Schrecken erfüllte Xtl. Er mußte kämpfen, mußte irgendwie hinkommen. Er durfte sie nicht entweichen lassen – nicht jetzt, wo das ganze Universum in Reichweite war. Er reckte seine Arme, als ob er die fünfundzwanzig Meter leeren Raum überbrücken und das Schiff festhalten könnte. In seinem Gehirn bohrte ein langsamer, rhythmischer Schmerz. Sein Geist war im Begriff, erneut in die bodenlose Schwäche der Verzweiflung zurückzusinken – dann hielt er gespannt inne.
    Die mächtige runde Tür verlangsamte ihre Bewegung. Ein einzelnes Wesen zwängte sich durch den Ring von Licht und rannte zu der eben reparierten Stelle. Er hob ein Instrument auf, das unheimlich schimmerte, ein vergessenes Werkzeug von irgendeiner Art, und machte sich auf den Rückweg zur halboffenen Schleuse.
    Er blieb stehen. Im Lichtschein der Bullaugen konnte Xtl des anderen Gesicht durch die transparente Panzerung seines Kopfes sehen. Das Gesicht starrte zu ihm auf, die Augen weit und glotzend, den Mund aufgesperrt. Dann begann sich der Mund rasch zu bewegen. Offenbar tat er es zum Zweck der Kommunikation mit den anderen.
    Einen Augenblick später rotierte die Tür wieder. Eine Gruppe der Wesen kam heraus. Zwei von ihnen saßen auf einem Käfig aus Metallstangen, den sie mit Hilfe kleiner Antriebsaggregate, die sie auf den Rücken trugen, zu ihm hinauf steuerten. Er sollte gefangen werden.
    Seltsamerweise empfand Xtl weder Erregung noch Erleichterung, nichts von jenem ekstatischen Glücksgefühl, das die logische Reaktion auf die Erfüllung seiner Hoffnung gewesen wäre. Statt dessen breitete sich Benommenheit in ihm aus, als ob eine Droge ihn benebelte. Alarmiert versuchte er die Reaktion zu unterdrücken. Jetzt kam es darauf an, daß er seine Sinne beisammenhielt. Seine Rasse, die an der Schwelle letzten Wissens gestanden hatte, mußte wieder zu Leben erwachen.
     
    Die angestrengte, beinahe unkenntliche Stimme erreichte Morton durch die Kopfhörer in seinem Helm: »Wie kann im intergalaktischen Raum etwas leben?«
    Es schien dem Kommandanten, daß die kleine Gruppe der Männer um ihn sich auf diese Frage enger scharte. Die Tuchfühlung mit den anderen minderte das Unbehagen über die jüngste Entdeckung.
    Morton selbst empfand kaum anders als seine Leute. Zum ersten Mal seit Jahren drängte sich die bedrückende Unermeßlichkeit dieser Nacht in sein Bewußtsein. Lange Vertrautheit mit dem Weltraum und seinen Bedingungen hatte ihn längst gleichgültig gemacht, unempfindlich gegen die Tatsache, daß Hunderttausende von Lichtjahren Vakuum zwischen ihnen und der heimatlichen Milchstraße lagen. Aber nun, da erwiesen schien, daß es in diesem Vakuum etwas gab, sogar etwas Lebendes, gewann alles das eine zusätzliche Dimension. Seine tiefe und rauhe Stimme dröhnte nicht ganz so selbstsicher wie sonst durch die Sprechanlage:
    »Mr. Lester, hier ist eine Aufgabe für Ihr mathematisch geschultes Gehirn. Sie können unsere Position berechnen und feststellen, wo der Punkt unserer Begegnung mit diesem treibenden Ding im Raum ist. Können Sie unter Berücksichtigung der bisher zurückgelegten Strecke den Wahrscheinlichkeitsfaktor dieses Zusammentreffens ermitteln?«
    Der Astronom lachte. »Sie erheitern mich, Kommandant. Ich brauche nicht darüber nachzudenken. Der Faktor ist mathematisch nicht mehr auszudrücken. Im mathematischen Sinne kann so etwas gar nicht passieren. Wir befinden uns auf halbem Weg zwischen zwei Galaxien, und es ist das erste Mal, daß wir den Bereich unserer eigenen Galaxis verlassen haben. Wir sind ein winziger Punkt, dessen Bahn sich zufällig mit der eines anderen, noch winzigeren Punktes kreuzt, und das genau an dem Ort und in dem Augenblick, wo wir zu Reparaturzwecken anhalten. So etwas kann nicht sein, es sei denn, der Raum wimmelt von solchen Geschöpfen.«
    »Hoffentlich nicht«, sagte Morton, der den manövrierenden Käfig beobachtete. »Ein blutigroter Teufel wie aus einem Alptraum. Häßlich wie die Sünde – und
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