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Undercover

Undercover

Titel: Undercover
Autoren: Lena Falkenhagen
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aus weiter den Weg zum Antrieb zu suchen.
    Ich konnte auf dieser Ebene stehen, ohne mir an der darüberliegenden den Kopf zu stoßen. Ich sah mich um und erspähte im vorderen Bereich hinter dem Bohrkopf die riesige Turbine, die das Bohrgewinde antrieb.

    Schwerfällig kletterte ich hinauf und schob mich über einen Träger und vorbei an einem ausfahrbaren Arm, immer darauf bedacht, beim Luftholen den Respirator anzulegen, der die Luft filterte. Das Sauerstoffdepot war leer; eine zweite Chance, mir den Kopf zu klären, würde ich nicht bekommen. Die Höhe von knappen vier Metern ließ mich schwindeln. Ich tastete mich zu dem Rohr vor, in dem die Kabel verlegt waren, und zog mein Allzweckmesser aus der Rückenscheide. Es klebte noch das Blut des Gardeurs daran.
    Mit ungeschickten Fingern schraubte ich eine Platte ab, zog das Panzerband aus dem Rucksack, das ich immer bei mir trug, klebte damit die kleine Zündladung mit dem Magnesium auf die dicken, mit Kunststoff ummantelten Kabel, die im Rohr lagen. Ich wollte gerade die Uhr programmieren, da hörte ich Stimmen. Und dieses Mal war ich mir sicher, dass sie nicht meiner momentan leicht erregbaren Fantasie entsprangen.
    »Hier herunter, Herrschaften, ja?«, entnahm ich dem Echo, das durch den Stollen hallte. »Wir sind gleich da.
    Vorsicht an dem Träger dort - ach, zu spät. War nicht schlimm, oder?«
    Der zuckende Schein großer Kaltlichtstrahler zeigte mir, dass eine sicher sechsköpfige Gruppe von Menschen keine fünfzig Meter entfernt auf mich zukam.
    »Ist das hier auch vorschriftsmäßig gesichert?«, fragte eine Stimme, die der Tonlage nach zu einem Greis gehören musste. »Etwas liegt in der Luft… Nicht, dass uns allen gleich ein bisschen warm wird …«
    »Natürlich ist das sicher, nicht wahr?«, schleimte der Mann, der zuerst gesprochen hatte. »Hier wurde ja bis vor kurzem noch gearbeitet. Nicht rauchen, nicht ohne Respirator atmen, dann geht das schon. Ja? Fühlen wir uns alle wohl?«
    Ich hatte der Sprengladung aus Vorsicht keinen Zeitzünder beigefügt. Stattdessen aktivierte ich den Empfanger für den Fernauslöser und schraubte die Abdeckplatte an zumindest einer Ecke hastig wieder auf das Rohr - ich wollte ja gar nicht, dass die Sprengladung vollständig abgedichtet war. Dann ließ ich mich so leise wie möglich hinter das Bohrfahrzeug gleiten, um mich zu verstecken, und löschte hastig beide Lampen.
    Keinen Augenblick zu früh. Auf einmal blendete mich gleißende Helligkeit - jemand hatte das Hauptlicht angeschaltet. Ich zuckte zusammen und beschimpfte den Mann insgeheim als Idiot. Ich verwendete speziell gesicherte Stromkreise in meinem Funkgerät und in dem Empfänger an der Bombe. Jede sorglose Verwendung von Strom konnte hier unten in einem Debakel enden - und zwar während wir im Stollen steckten!
    »Schauen Sie, Ratsvorsitzender Symes, so geht das doch viel besser, oder?«, sagte derselbe Mann in schleimigem Ton, der mir den Mann sofort unsympathisch machte. »Man sieht ja sonst die Hand nicht vor Augen, was?«
    »Gruber, mach das Licht aus!«, rief ein anderer Mann mit dunkler Stimme. »Du bringst uns noch alle um!«
    Ich spähte durch die metallene Maschinerie hindurch und sah eine Gruppe von insgesamt acht Menschen, sieben Männer und eine Frau. Sie trugen vorschriftsmäßig Schutzkleidung, Respiratoren und gelbe Schutzhelme mit den United-Blitzen, waren jedoch im Durchschnitt zu sauber, zu alt und zu wohlgenährt, als dass es sich wirklich um Kumpel hätte handeln können. Im Gegenteil, so sahen Bürohengste und Papierschubser aus.
    Der Mann namens Gruber, der das Licht angemacht hatte - ein hagerer kleiner Mittfünfziger mit weißem Haarkranz und rotem Gesicht trug in der Hand einen knallroten Ordner, auf dem eine weiße Faust zu sehen war, darunter standen die Buchstaben PLU. Ich hatte das Logo und die Abkürzung auf der Mappe in den letzten Tagen auf Pherostine sehr oft gesehen. Gleich bei meiner Ankunft im Raumhafen von Carabine hatte ein Stand mit Gewerkschaftlern von der Pherostine Labour Union Unterschriften für bessere Arbeitsbedingungen gesammelt, und man kam an den Demonstranten und Streikenden mit dem Logo momentan nicht vorbei. Die PLU war die örtliche Abteilung der Galaxy Worker Alliance GWA, der interstellaren Gewerkschaft.
    Neben dem Mittfünfziger stand ein deutlich jüngerer und weniger schwerer Mann mit dunklem Haar, der in den Stromkasten griff. Einen Augenblick später war
    der Stollen wieder dunkel und die Lampen
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