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Undercover

Undercover

Titel: Undercover
Autoren: Lena Falkenhagen
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beendeten offenbar gerade ihre Schicht und strömten gen Ausgang. Viele fuhren die Boden- und Antigravtrucks zum Fahrzeugpark und nahmen eine Wagenladung Kumpel mit. Hunderte Männer und Frauen der neuen Schicht standen bereits am Tor Schlange, um sie abzulösen, während Demonstranten mit PLU-Schildern versuchten, die Streikbrecher draußenzuhalten.
    Ich sah genauer hin und entdeckte nicht nur Menschen. Wie beinahe jeder Konzern auf jeder Welt hielt United einen Großteil Beta-Humanoider in seiner Arbeiterschicht, um die Gehälter zu drücken und die Gewerkschaft klein zu halten. Besonders unter den Streikbrechern befanden sich viele Betas. Genau diese Politik hatte in den letzten Wochen zu wütenden Demonstrationen auf Pherostine geführt.
    Ich sah etliche Stiere, Maulwürfe und sogar eine Dackelfrau, die in den Tunneln vermutlich gute Dienste leisten konnte. Diese Mischwesen aus Mensch und Tier, die in einem Konzernlabor entstanden sind, waren im besten Falle halbfreie Sklaven. Auch United ermöglichte den Betas das sogenannte buy-back. Sie konnten sich freikaufen, wenn es ihnen gelang, die oft willkürlich bestimmte Summe für ihre Zeugung und Aufzucht - meist in Millionenhöhe -
    abzuarbeiten. Betas hatten auf der Erde, von der ich stammte, immerhin halbmenschliche Rechte erhalten, und die Galaxy Workers Alliance, die interstellare Gewerkschaft, arbeitete daran, sie vertreten zu dürfen, damit die Konzerne sie nicht mehr als Streikbrecher einsetzen konnten. Auch in den Justifier-Teams hatten die Betas die Preise gedrückt Ich mochte sie nicht sonderlich, dabei war ich in einer ähnlichen Situation - keine Rechte, nur Pflichten, kaum Geld.
    Aber ganz ehrlich? Menschen mit Fell und Reißzähnen? Die Typen ließen mir einfach sämtliche Haare zu Berge stehen.
    Ich tauchte hinter einer Abraumhalde ab und suchte mir den Weg zu einem der Seitenausgänge, der durch das Beta-Ghetto führte. Dabei aktivierte ich mein Funkgerät. Ich musste meinen Ghef über die Gewerkschaftler im Stollen informieren. Wenn sie den Leichnam im See entdeckten, war alles vorbei. Die auf Pherostine üblichen Phonesticks würden da unten zwar kaum nennenswerten Empfang haben, aber zumindest einige hatten gesunde Füße, und die Sicherheit von United war nicht weit.
    »Alpha One an Elephant. Elephant bitte kommen.«

    Stewart antwortete sofort. Offenbar hatte er nur auf meine Rückmeldung gelauert. »Elephant an Alpha One.«
    »Affe hat Zucker. Ich wiederhole: Affe hat Zucker.«
    »Sehr gut, Alpha One.«
    Ich hatte diese Codesprache schon bei meiner Sicherheitsausbildung ein wenig albern gefunden, doch der Chef stand darauf, um eventuellen Mithörern nicht sofort zu verraten, was wir vorhatten.
    »Problem: Einer der Affen ist gestorben. Außerdem gibt es Zuschauer.«
    Eine Gestalt rempelte mich an. Ich hatte sie nicht kommen sehen; offenbar liefen meine Reflexe noch nicht wieder auf Hochtouren. Ich hoffte bloß, dass sie mich nicht hatte reden hören. »Hey, pass doch auf, wo du hintrittst!« Es handelte sich um eine Frau, auch wenn man das nicht auf den ersten Blick sah. Sie war schmal, drahtig und trug das blonde Haar bis auf eine Strähne, die ihr ins Gesicht hing, kurzgeschoren. Mehrere Cyberoos in Form von blauen Tribalzeichen zierten Stirn und Wangen. Wenn man genau hinsah, veränderten sich die Muster auf der Haut langsam.
    »Entschuldigung«, gab ich überrascht zurück. »Zu einem Crash gehören immer zwei.«
    »Stinkende Schlampe!« Sie rümpfte die Nase - offenbar hatte sie das Xenan an mir gerochen.
    Ich zeigte ihr den Finger und stapfte außer Hörreichweite. »Alpha One an Elephant. Erbitte Anweisungen zum weiteren Vorgehen.«
    Die Leitung wurde kurz still. Dann klickte es wieder, und der Chef sagte: »Sicherheitsabstand zum Affenkäfig gewinnen und bereithalten, Alpha One. Stand by.«
    »Verstanden, Elephant. Alpha One out.«
    Ich schlüpfte durch das Loch im Maschendrahtzaun, das ich mir und den Punks für den Hinweg geschnitten hatte, wieder hinaus und kraxelte den Hang eines Hügels hoch, der direkt gegenüberlag und mir einen guten Blick auf Shrodefs Peak und den Stollen Adam gewährte. In der Ferne zog ein Gewitter auf - man konnte es auch an der drückenden Stimmung in der Luft spüren. Ich war froh über den Abstand, denn die Explosion würde den halben Berg in die Luft jagen.
    An dem Hang hockte ich mich in ein dürres Gestrüpp und richtete mich ein, will sagen, ich zog die Fernbedienung für den Sprengsatz und meine
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