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Undercover

Undercover

Titel: Undercover
Autoren: Lena Falkenhagen
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kontaktieren, doch die Leitung, unter der sie in ihrer Schrotthalle zu erreichen gewesen war, war inzwischen tot. Vielleicht hatte Cross sie da rausgeholt.
    ehester hatte uns hier inzwischen heimisch gemacht. Die Konsolen in der Pilotenkanzel waren in erdigen Brauntönen gestrichen, die zu dem Rostrot der Sitzpolster passten. Über die metallischen Wände zog jetzt sogar eine kleine, mit Hand aufgemalte Karawane mit Kamelen und Beduinen und allem. Es gab sogar ein Babykamel.
    Das Ganze hatte den Charme eines heimeligen Zuhauses bekommen.
    Die Daten über WasteLand waren tatsächlich an die Öffentlichkeit gedrungen, und die Presse hatte sich wie die Geier darauf gestürzt. Clairveaux, der Gouverneur von Pherostine und CEO von United Industries auf dem Planeten, hatte ein langes Interview gegeben, in dem er Enclave Limited wegen der versuchten Einmischung auf Pherostine »Konsequenzen« androhte. Als hätten wir Menschen sonst keine Probleme: Überall im Universum wurden Raumschiffe der Konzerne abgezogen, um die Flotte der VHR gegen die Collectors zu verstärken. Ich hatte das üble Gefühl, dass uns da noch etwas bevorstehen würde.
    Ich hatte Müller auf Cheque abgesetzt, dort würde er schnell eine Passage zurück in die Zivilisation und schlussendlich auf die Erde finden. Man stellte inzwischen auch Fragen zu seiner Beteiligung an dem Treptopenzan-Skandal auf Pherostine, und möglicherweise würde er sich einer Anklage wegen Korruption stellen müssen.
    Pherostine war auch in den letzten vierzehn Tagen noch nicht zur Ruhe gekommen. Cross’ letzte Amtshandlung als Vorsitzender der PLU war gewesen, sämtliche Beta-Humanoiden auf Pherostine in die Gewerkschaft aufzunehmen.
    Da das Gesetz verbot, sie als ordentliche Vollmitglieder zu integrieren, hatte er sie unter dem Passus für
    »Arbeitsgerät und Mobiliar« als »unabdingbares Transportwerkzeug« eingestuft. Gleichzeitig hatte er dafür gesorgt, dass Gabelstapler das Wahlrecht zugesprochen bekamen.
    Die Betas auf Pherostine jubelten, United verlachte sie - und Müller hatte die PLU kurzerhand aus der Galaxy Workers Alliance geworfen.
    Die Blutungen aus der Nase hatten irgendwann aufgehört. Ich begann langsam auch wieder, den Treibstoff-Tank des Schiffs und den Sprengsatz in meinem Kopf zu spüren. Doch meine Gabe erholte sich nur langsam. Ich schätze, ich hatte es in der letzten Zeit ein bisschen übertrieben.
    Ich blickte hinaus in die Schwärze des Alls, die sich vor mir erstreckte, und lächelte. Ich konnte gehen, wohin ich wollte, tun und lassen, was ich wollte. Bleiben, wo ich wollte. Innerhalb bestimmter Parameter natürlich, denn der Steckbrief auf meinen Kopf, den Enclave ausgeschrieben hatte, war inzwischen vom Guavarra-System zu einer interstellaren Fahndung erweitert worden.
    Ich schaltete den 3D-Cube an und sah zu meinem Erstaunen das Gesicht von Richard Cross auf Starlook. Er hatte ein Mikrofon vor dem Mund und blickte ernst in die Kamera.»… und daher dürfen wir die Konzerne nicht damit durchkommen lassen. Journalisten sind das Machtkorrektiv einer jeden Gesellschaft. Wir müssen für die Rechte der Menschen auf Freiheit, auf Selbstbestimmung und die unantastbare Menschenwürde kämpfen. Transparenz und unabhängige Nachrichten sind eine Grundvoraussetzung für diese Werte. Ich bin Richard Cross. Und ich werde für die Wahrheit kämpfen, wo immer die Konzerne versuchen, etwas zu vertuschen.«
    Ich schaltete ab. Cross hatte seinen alten Beruf also wieder aufgenommen, wenn auch unter seinem neuen Namen.
    Ich schätze, hier verschmolzen seine beiden Leben zu einem dritten, neuen. Inzwischen wurde er ebenfalls gesucht
    - man hatte ihn als unbestechlichen Whistleblower der schlimmsten Sorte eingestuft. Eine tödliche Kombination in einem Universum der Konzerngeheimnisse. Immerhin war nun niemand mehr hinter den Daten her, die ihm lange das Leben gerettet hatten, und auch nicht speziell hinter seinem Kopf, um ein Geheimnis zu bewahren. Hey, man muss auch auf die kleinen Erfolge feiern.
    Apropos Cross: Ich habe ihn seit der Schlacht um Richfield nicht mehr gesehen. Vielleicht ist das besser so, denn ich schätze, er wird bei unserer nächsten Begegnung versuchen, mich umzubringen. Vielleicht aber auch nicht. Wir werden sehen.
    Ich hoffe derweilen, dass Jabbert Recht damit hatte, dass man sich im Leben immer dreimal begegnet. Nach der Rechnung haben Cross und ich noch zwei Treffen offen - um ein Stück Weges miteinander zu gehen, und um uns zu
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