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Undercover

Undercover

Titel: Undercover
Autoren: Lena Falkenhagen
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haben Sie schon von den Collectors gehört? Ahumane, die eine Reihe Planeten von der Außenwelt abgeschnitten haben und gegen die gerade vom Sicherheitsrat der Vereinten Humanen Raumfahrtnationen angeblich eine riesige Flotte gesammelt wird? Gruselige Gesellen, und niemand hatte bislang ihre Gesichter gesehen oder auch nur erfahren, ob sie humanoid waren. Sie konnten genauso gut zwölfarmige Tentakelwesen sein, die ihre menschenähnlichen Anzüge bloß als Fortbewegungsmaschinen benutzten, so wie wir die Raumschiffe. Und wenn das stimmt - von mir haben Sie es zuerst gehört.
    Ich beobachtete die schillernde Dunkelheit noch für ein paar Sekunden. Nichts regte sich. Also entspannte ich mich und tat das Ganze als Auswirkung der Dämpfe ab.
    Als ich mich erhob und umwandte, stand die Frau vor mir.
    Sie war aus dem Nichts gekommen und hatte dabei kein Geräusch gemacht. Überraschungen sind gut, um die Reflexe zu testen, und meine funktionierten einwandfrei. Binnen eines Herzschlags hatte ich meine schwere Pistole in der Hand und hielt sie ihr direkt an die Stirn. Um ein Haar hätte ich auch den Abzug bedient, doch es gelang mir, mich zurückzuhalten. Der Plan war zwar, das Xenan, das einen extrem niedrigen Flammpunkt besaß, mit einem Sprengsatz zu entzünden, doch eigentlich wollte ich vorher ausreichend große Distanz zwischen mich und das Zeug gebracht haben. Nennen Sie mich eine Memme, aber ich hänge nun mal am Leben.
    »Wer sind Sie, und was machen Sie hier, verdammt?«
    Die Frau antwortete nicht. Sie trug ein weites Sommerkleid mit changierenden Blumen, das unter der vollen Brust mit einem Band geschnürt war. Ihr dunkles Haar - ein sattes Lila, wenn ich mich bei dem Licht nicht täuschte -
    hatte sie mit glitzernden Schmetterlingsklemmen zurückgenommen und über dem Hinterkopf zu einer Banane aufgesteckt. Spießerpack.
    »Heiliger Apollo, reden Sie schon - wer sind Sie? Was machen Sie hier?«
    Die Frau schwieg noch immer.
    Erst als ihre Haut so hell wurde, dass sie das Innere der Höhle erleuchtete, bekam ich den Verdacht, dass hier etwas nicht stimmte. Möglicherweise lag es auch an der Blumenwiese unter ihren Füßen und der Schaukel hinter ihr, so dass selbst mein momentan etwas langsam laufendes Hirn endlich begriff, dass hier diverse Dinge nicht zusammenpassten. Die Dämpfe des Xenans mussten zusammen mit dem Sauerstoffmangel bereits ihre Wirkung tun. Ich ließ meine Waffe sinken.
    »Sie sind gar nicht echt, oder?«
    Die Frau schüttelte zur Bestätigung den Kopf.
    »Aber wer sind Sie? Und was machen Sie in meinem Rausch?«
    Sie sah mich bloß an, die dunklen Augen unbeirrbar auf mich gerichtet. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war unleserlich, beinahe versteinert.
    Als sich die Frau umdrehte, wusste ich endlich, wer sie war und warum sie mir erschien. Die Hälfte ihres Hinterkopfs war in eine blutige Masse verwandelt worden und so flach, als hätte jemand mit einem Vorschlaghammer darauf eingeschlagen. Ein Fünf-Kilo-Hammer, um genau zu sein. Woher ich das weiß? Ich hatte am anderen Ende gestanden und zugeschlagen. Dreimal.
    »Geh weg!«, murmelte ich bestürzt. Und sie ging. Doch neben ihr tauchte eine weitere Person auf - das Gesicht des Geschäftsmanns, den ich danach getötet hatte. Ich hatte nicht gewusst, dass ich ein so gutes Gedächtnis für Details besitze, denn ich hätte schwören können, dass der Mann mit den drei Löchern in der Brust absolut real war. Ich riss den Respirator runter und kotzte in den See.
    Vielleicht ernüchterte mich der Druck im Kopf. In jedem Fall merkte ich hinterher deutlicher, dass der Raum um mich herum schwankte. Das Ziehen der Waffe, das ich für schnell gehalten hatte, musste quälend langsam gewesen sein, wenn ich danach urteilen sollte, wie lange es dauerte, sie wieder ins Holster zu schieben. Ich musste hier raus.
    Ich musste raus, bevor noch mehr Leichen aus meiner Vergangenheit - Sie erinnern sich? Ich töte nicht gern, und das hat seine Gründe, mein Gedächtnis für Gesichter ist einfach zu gut - aufmarschierten und mich in den Wahnsinn trieben. Und nebenbei wollte ich noch den Sprengsatz am Bohrkopf anbringen. Jetzt verfluchte ich mich dafür, das nicht vorhin schon getan zu haben.
    Meine Augen ließen sich nicht mehr richtig fokussieren, ich sah kaum drei Meter weit, geschweige denn den Ausgang. Und das Gewicht meiner Gliedmaßen drohte, mich zu Boden zu ziehen. Ich hob den bleischweren Arm und aktivierte mein Funkgerät. »Elephant, hier. Alpha One, bitte
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