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Undercover

Undercover

Titel: Undercover
Autoren: Patricia Cornwell
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backen noch kleine Brötchen, aber wir sind auf einem guten Weg und werden immer unabhängiger von der State Police.«
    »Finde ich super.«
    »Ach, Blödsinn! Die State Police hasst FRONT. Am meisten hasst Lamont FRONT. Und was für ein Zufall: Unsere Zentrale ist in Watertown. Das heißt, Lamont hetzt Sie auf uns, stellt uns eine Falle, damit wir dastehen wie die Trottel. Man muss uns einen Superermittler von der State Police vorsetzen, der die Sache klarmacht. So kann Lamont alle daran erinnern, wie wichtig die State Police ist und warum sie bestmöglich unterstützt werden muss. Ein tolles Plus dabei ist für sie, dass sie sich an mir rächen kann, wenn ich dumm dastehe. Sie wird mir nie vergeben, was ich über sie weiß.«
    »Was Sie wissen?«
    »Über Lamont.« Es liegt auf der Hand, dass Stump nicht mehr dazu sagen will.
    »Ich verstehe nicht, wieso Sie dumm dastehen, wenn wir Ihren alten Fall lösen.«
    »Wenn wir ihn lösen? Nee, nee. Ich hab’s Ihnen schon gesagt: Sie sind solo.«
    »Und da fragen Sie sich, warum die State Police was gegen Sie … na ja, egal.«
    Stump beugt sich vor, schaut Win in die Augen. »Ich warne Sie, und Sie hören nicht zu. Lamont wird dafür sorgen, dass FRONT dumm da steht, egal ob der Fall gelöst wird oder nicht. Sie werden benutzt, ohne dass Sie das Geringste ahnen. Das können Sie sich nicht mal ansatzweise vorstellen. Aber fangen wir mal hiermit an: Wenn FRONT irgendwann mal richtig groß wird, was ist dann? Dann könnt ihr euch vielleicht nicht mehr so aufführen wie jetzt.«
    »Wir sind genauso an das Gesetz gebunden wie ihr«, sagt Win. »Es geht nicht darum, wie wir uns aufführen, und ich werde nie behaupten, dass das System gerecht ist.«
    »Gerecht? Wie wäre es mit dem schlimmsten Interessenkonflikt der Vereinigten Staaten? Ihr habt die vollständige Kontrolle über alle Mordermittlungen. Eure Labore untersuchen alle Beweismittel. Selbst die verfluchten Todesermittler im Leichenschauhaus sind von der State Police. Und die Staatsanwältin, deren Ermittlungseinheit das alles von A bis Z bearbeitet, ist diejenige, die die Fälle vor Gericht bringt. Für Sie und meine Wenigkeit ist das Lamont, die sich vor dem Justizminister zu verantworten hat, der wiederum dem Gouverneur untersteht. Das bedeutet letztlich, dass der Gouverneur die Kontrolle über alle Mordermittlungen in Massachusetts hat. Da ziehen Sie mich nicht mit rein. Das kann nur in eine Richtung losgehen - nach hinten.«
    »Sieht so aus, als wäre Ihr Chef anderer Meinung.«
    »Völlig egal, was der glaubt. Er muss tun, was Lamont sagt. Und er wird keine Verantwortung übernehmen, die reicht er nach unten weiter. Glauben Sie mir«, sagt Stump, »halten Sie sich da raus, solange es noch geht.«
     
    2. Kapitel
     
    Ihre Wiederwahl im vergangenen Herbst nahm Lamont zum Anlass, ihre Angestellten zu entlassen. Neu anzufangen ist bei ihr eine Art Zwangshandlung. Insbesondere im Bezug auf Menschen. Wenn jemand seinen Zweck erfüllt hat, wird es Zeit für einen Wechsel oder dafür - wie Lamont sich ausdrückt -, das »abzustreifen«, was nicht länger von Bedeutung ist.
    Obgleich sie nicht viel Zeit darauf verwendet, ihr Verhalten zu reflektieren, ist sich Lamont tief im Innern doch bewusst, dass ihre Unfähigkeit, langfristige Beziehungen zu pflegen, ihr später nicht unbedingt hilfreich sein wird. Ihr Vater beispielsweise war außerordentlich erfolgreich, gutaussehend und charmant, starb aber im vergangenen Jahr völlig vereinsamt in Paris. Seine Leiche wurde erst nach Tagen gefunden. Als Lamont seine Hinterlassenschaft durchging, fand sie Geburtstagsgeschenke und Urlaubssouvenirs aus vielen Jahren, die er niemals ausgepackt hatte, darunter auch mehrere kostspielige Skulpturen aus Glas von ihr selbst. Das erklärte, warum er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, seine Sekretärin anrufen zu lassen oder ihr einen Dankesbrief zu diktieren.
    Das Gericht von Middlesex County ist in einem Hochhaus aus Beton und Backstein in der trostlosen, kriminalitätsgeplagten Innenstadt von Cambridge untergebracht. Lamonts Büro befindet sich im ersten Stock. Als sie aus dem Aufzug tritt und die verschlossene Tür zu Wins Büro sieht, ziehen in ihrem Innern Schlechtwetterwolken auf. Auf unabsehbare Zeit wird Win nicht an seinem Arbeitsplatz sein. Seine Abordnung nach Watertown wird es ihr schwermachen, wie bisher seine Gegenwart zu fordern, wann immer ihr danach ist.
    »Was ist?«, fragt sie, als sie in ihr Büro kommt und
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