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Undercover

Undercover

Titel: Undercover
Autoren: Patricia Cornwell
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wahrscheinlich schon letztes Mal weggeworfen haben. Vielleicht rufen Sie mich ja mal an und geben mir eine Chance. So, wie Monique in ihrer Vorlesung gesagt hat. Polizei und Bürger müssen zusammenarbeiten. Um uns herum passiert zu viel Mist.«
    Ohne ein Wort des Abschieds geht Win davon, steuert auf den Gourmetmarkt Pittinelli zu, auch ein Laden, den er sich nicht leisten kann. Er hatte sich überwinden müssen, als er vor zwei Monaten hineinging, um Stump zu fragen, ob er mit ihr eine Vereinbarung treffen könne. Er hatte von dieser Kollegin gehört, war ihr aber noch nie begegnet. Sie sind nicht miteinander befreundet, haben wahrscheinlich nicht mal viel füreinander übrig, aber das Geschäft ist für beide vorteilhaft. Stump gewährt Win Rabatt, weil er bei der State Police ist, deren Hauptsitz zufällig in Cambridge liegt, wie auch der Gourmetmarkt. Anders ausgedrückt: Zufälligerweise schreiben die Cops aus Cambridge keine Strafzettel mehr für Lieferwagen von Pittinelli, wenn sie die zehnminütige Kurzparkdauer überschreiten.
    Win öffnet die Ladentür und stößt beinahe mit der Frau zusammen, die wie eine heruntergekommene Raggedy Ann aussieht. Sie ist auf dem Weg nach draußen, wirft eine leere Dose Zitronenlimonade in den Mülleimer. Diese Spinnerin tut gerade so, als würde sie Win nicht sehen, genau wie am Vormittag vor der School of Government. Nun, da er drüber nachdenkt, fällt ihm ein, dass sie auch letzte Woche so tat, als sei er unsichtbar, als sie vor dem Gericht herumlungerte und er mit weniger als einem Meter Abstand an ihr vorbeiging. Aus der Nähe riecht sie nach Babypuder. Vielleicht kommt das von der Schminke, die sie dick aufgetragen hat.
    »Was ist hier los?«, fragt er und versperrt ihr den Weg. »Sieht aus, als würden wir uns ständig zufällig treffen.«
    Sie drückt sich an ihm vorbei, huscht über den Bürgersteig voller Menschen und biegt in eine Gasse ab. Verschwunden.
    Stump stellt Olivenöl ins Regal. In der Luft liegt der Geruch importierter Käse-, Schinken- und Salamisorten. An der Kasse sitzt eine Jugendliche vom College, liest ein Taschenbuch, ansonsten ist der Laden leer.
    »Wer ist diese ausgeflippte Raggedy Ann?«, fragt Win.
    Stump hockt vor dem Regal und schaut zu ihm hoch. Sie reicht Win eine verkorkte Flasche, geformt wie ein Ballon. »Frantoio Gaziello. Ungefiltert, eine grasige Note mit einem Hauch Avocado. Wird Ihnen bestimmt gefallen.«
    »Was hat die gerade bei Ihnen gewollt? Eben hing sie noch in der Nähe von Lamont an der School of Government rum. Am Gericht habe ich sie auch schon gesehen. Ein bisschen viel Zufall, was?« Win mustert die Flasche Olivenöl, sucht den Preis. »Vielleicht ist sie ein Stalker.«
    »Wäre ich auch, wenn ich so eine heruntergekommene, durchgeknallte Obdachlose wäre und mich für Raggedy Ann halten würde. Wohnt wahrscheinlich in einem der Obdachlosenheime hier«, sagt Stump. »Wenn sie hier reinkommt, kauft sie immer nur eine Dose Zitronenlimo.«
    »Die hat sie allerdings schnell ausgetrunken. Es sei denn, die Dose war gar nicht leer. Warf sie in den Müll, als sie aus dem Laden kam.«
    »Macht sie immer so. Guckt sich um, trinkt ihre Dose und haut wieder ab. Harmlos.«
    »Langsam bekomme ich ein mulmiges Gefühl. Wie heißt sie, und in welchem Heim wohnt sie? Ich glaube, es wäre keine schlechte Idee, sie mal unter die Lupe zu nehmen.«
    »Ich weiß nichts über sie, nur dass sie nicht ganz richtig im Kopf ist.« Stump dreht den Finger neben der Schläfe.
    »Und seit wann wissen Sie, dass Lamont mich nach Watertown geschickt hat?«
    »Mal sehen.« Stump schaut auf die Uhr. »Sie haben mir vor anderthalb Stunden auf die Mailbox gesprochen. Kurz rechnen: seit anderthalb Stunden.«
    »Das habe ich mir gedacht. Keiner hat Ihnen Bescheid gesagt, sie sorgt also von Anfang an dafür, dass wir nicht miteinander auskommen.«
    »Ich kann im Moment kein bescheuertes neues Hobby gebrauchen. Wenn Sie auf irgendeine Geheimmission nach Watertown geschickt werden, heulen Sie sich nicht bei mir aus.«
    Win geht neben Stump in die Hocke. »Haben Sie schon mal vom Janie-Brolin-Fall gehört?«
    »Man kann nicht in Watertown aufwachsen, ohne etwas darüber zu hören, selbst wenn es ein halbes Jahrhundert her ist. Ihre Staatsanwältin ist nichts anderes als eine kaltblütige Politikerin.«
    »Sie ist auch Ihre Staatsanwältin, es sei denn, die Polizei von Watertown ist aus dem County Middlesex ausgetreten.«
    »Hören Sie«, sagt Stump. »Das ist
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