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Undercover

Undercover

Titel: Undercover
Autoren: Patricia Cornwell
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»Meinen Sie nicht, es war eine andere Staatsanwältin, die Sie da mit Lamont verwechselt haben?«
    Stump lacht. »Hab ich vielleicht Alzheimer? Leider taucht die Lamont, die Sie kennen, nie am Tatort auf, es sei denn, es sind Übertragungswagen vom Fernsehen da. Sie sieht selten ein Gericht von innen, hat nur dann was mit der Polizei zu tun, wenn sie Befehle erteilt, und kämpft nicht mehr für Gerechtigkeit, nur noch für Macht. Die Lamont, die ich kannte, hatte durchaus ein Ego, aber warum auch nicht? Jura in Harvard, gutaussehend, superschlau. Aber anständig.«
    »Lamont und anständig, das ist ein Widerspruch in sich.« Win versteht nicht, warum er auf einmal so wütend und aggressiv ist, und ehe er sich’s versieht, fügt er böswillig hinzu: »Hört sich an, als hätten Sie ein Walter-Mitty-Syndrom. Vielleicht wechseln Sie immer wieder Ihre äußere Erscheinung, denn laut Lamont ist die Frau, mit der ich gerade eine Diätlimo trinke, klein und dick.«
    Das einzig Kurze an Stump ist ihr dunkles Haar. Und sie ist alles andere als dick. Ganz im Gegenteil, während Win sie nun genauer betrachtet, muss er zugeben, dass sie verdammt gut gebaut ist, wahrscheinlich trainiert sie viel, hat wirklich eine super Figur. Sieht nicht schlecht aus. Vielleicht ein wenig maskulin.
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir nicht so auf die Brust starren würden«, sagt Stump. »Ist nicht persönlich gemeint. Das sage ich zu jedem Mann, mit dem ich allein im Lager bin.«
    »Glauben Sie nur nicht, ich wollte was von Ihnen«, sagt Win. »Ist nicht persönlich gemeint. Das sage ich zu jeder Frau, mit der ich allein bin. Und zu jedem Mann, sollte es einmal nötig werden.«
    »Wusste nicht, dass Sie so ein arrogantes Arschloch sind. Und ganz schön eingebildet.« Stump sieht ihm in die Augen. Trinkt ihre Limo.
    Grüne Augen mit goldenen Einsprengseln. Schöne Zähne. Sinnliche Lippen. Nun ja, mit kleinen Fältchen.
    »Und noch eine Hausregel«, sagt Stump. »Ich habe zwei Beine.«
    »Verdammt. Ich habe überhaupt nichts zu Ihrem Bein gesagt.«
    »Das meine ich damit. Ich habe nicht ein Bein. Ich habe zwei. Und ich habe gesehen, dass Sie darauf geschielt haben.«
    »Wenn Sie nicht die Aufmerksamkeit auf Ihre Prothese lenken wollen, warum nennen Sie sich dann Stump? Oder, anders gefragt: Warum lassen Sie zu, dass Sie Stump genannt werden?«
    »Ich nehme an, Sie kommen gar nicht auf die Idee, dass ich schon Stump hieß, bevor ich einen schlechten Tag auf dem Motorrad hatte.«
    Win schweigt.
    »Da Sie selbst Motorrad fahren, gebe ich Ihnen einen kleinen Tipp«, sagt sie. »Passen Sie auf, dass Sie von keinem Spinner im Pick-up gegen die Leitplanke gedrückt werden.«
    Win erinnert sich plötzlich an sein Getränk. Er nimmt einen Schluck.
    »Noch ein Tipp gefällig?« Stump wirft ihre leere Dose in einen Mülleimer in gut sieben Meter Entfernung. »Finger weg von literarischen Anspielungen! Ich habe Englisch unterrichtet, bevor ich zur Polizei ging. Walter Mitty hatte nicht verschiedene Persönlichkeiten, er war ein Träumer, der sich in seine Phantasien flüchtete und dort den Helden spielte.«
    »Woher der Spitzname, wenn er nicht vom Bein kommt? Jetzt bin ich neugierig.«
    »Warum Watertown? Darauf sollte sich Ihre Neugier richten.«
    »Na, weil der Mord dort verübt wurde«, sagt Win. »Vielleicht weil Lamont Sie kennt - auch wenn sie es leugnet. Zumindest hat Lamont Sie mal gekannt. Bevor Sie klein und dick wurden.«
    »Sie kann es nicht ertragen, dass ich sie betrunken gesehen habe und viel über sie weiß, denn an dem Abend ist einiges passiert. Ach, egal. Sie hat sich Watertown nicht wegen des Falles ausgesucht. Sie hat sich den Fall wegen Watertown ausgesucht.«
    »Sie hat sich den Fall ausgesucht, weil es nicht nur ein alter ungelöster Mord ist«, erwidert Win. »Leider wird die Presse begeistert sein. Eine Blinde auf Besuch aus England wird sexuell missbraucht und getötet …«
    »Mit Sicherheit wird Lamont alles rausholen, was rauszuholen ist. Und sie hat noch andere Pläne.«
    »Hat sie immer.«
    »Es geht auch um FRONT«, sagt Stump.
    Die Abkürzung von »Friends, Resources, Officers Networking Together« - Netzwerk von Freunden, Ressourcen und Beamten.
    »Im letzten Monat sind fünf weitere Dezernate unserer Vereinigung beigetreten«, fährt Stump fort. »Wir sind jetzt sechzig, können zurückgreifen auf Hundestaffel, Spezialeinheiten, Terrorbekämpfung, Tatortermittlung und seit neuestem auf einen Hubschrauber. Wir
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