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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition)
Autoren: Kate Kae Myers
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mit neugierigen Nachbarn geben.
    Ich hatte mich gerade in Bewegung gesetzt, als ich plötzlich das leise Knirschen von Sand auf Beton vernahm. Ich fuhr herum und sah Noah in ganzer Größe vor mir – eine halbe Sekunde bevor er mich packte und gegen den Jeep schleuderte. Durch die Wucht wurde mein Nacken zusammengestaucht und ich schrie auf, doch er brachte mich zum Verstummen, indem er seine Hände um meinen Hals schloss und zudrückte. Ich wehrte mich, aber er hatte Arme wie ein Orang-Utan, so dass meine Schläge ihn nicht erreichten, und meinen Tritten wich er mühelos aus. Körperlich kam ich nicht gegen ihn an, deshalb versuchte ich es verzweifelt mit Worten, doch sein Griff wurde immer fester, und mehr als ein Grunzen und Schnaufen brachte ich nicht heraus, während ich nach Luft rang. Es gab keinen Ausweg!
    Wie besessen bohrte ich meine Fingerkuppen in seine Hände, was jedoch keinerlei Effekt hatte. Mir fiel nichts anderes mehr ein, als den Namen zu nennen, der mich vielleicht retten könnte. Ich blickte in sein wütendes Gesicht und begann zwei entscheidende Wörter ständig zu wiederholen. Aber es kam kein Laut über meine Lippen. Wahrscheinlich sah ich aus wie ein japsender Fisch. Doch ich gab nicht auf. Immer wieder formte ich die beiden Wörter mit dem Mund, so klar ich konnte, und blickte ihm dabei in die funkelnden Augen.
    Warum verstand er denn nicht? Ich befand mich doch nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht! Konnte der Idiot nicht Lippen lesen? Inzwischen toste das Blut wie eine donnernde Brandung in meinen Ohren und mein Gesicht fühlte sich heiß und geschwollen an. Meine Sicht verschwamm. Er würde mich umbringen!
    Ich ließ die Hände sinken und wehrte mich nicht mehr, sondern blickte nur noch mit letzter Kraft zu ihm auf und wartete darauf, dass mich die Ohnmacht überwältigen würde. Ich flehte ihn mit den Augen an, doch es war zwecklos. Um Hilfe zu bitten war noch nie meine Stärke gewesen. Außerdem war es schwierig, hilflos zu wirken, wenn man fast genauso groß war wie der Angreifer.
    Der eiserne Griff um meine Kehle lockerte sich gerade lange genug, dass ich einige Male Luft holen konnte. Dann trat Noah noch näher an mich heran. »Du hast zwei Sekunden für eine Erklärung.«
    Ich öffnete die Lippen, um zu sprechen, nur um mit Schrecken festzustellen, dass ich auch jetzt keinen Ton herausbrachte. Noah drückte wieder fester zu. Ich nahm meine letzte Kraft zusammen und krächzte: »Dritter Freak!«
    Sofort ließ Noah mich los, als hätte er sich verbrannt. Er trat einen Schritt zurück und starrte mich an. Sein Gesicht zeigte erst Erstaunen, dann Zweifel, dann Wut. Allerdings konnte ich nicht allzu genau darauf achten, da ich zu sehr damit beschäftigt war, gierig so viel köstliche Luft wie möglich einzuatmen. Am ganzen Körper zitternd rutschte ich langsam am Jeep herab zu Boden. Noah sprang vor, um mich aufzufangen, doch in dem Moment schwang ich meine Faust mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, in seine Richtung. Ich traf ihn an einer empfindlichen Stelle. Er krümmte sich und fiel mit einem Stöhnen auf die Knie.
    Eine Weile blieben wir beide so sitzen: ich mit dem Rücken am Reifen und mit dem Hintern auf dem kalten Betonboden und er zusammengekauert vor mir. Wortlos starrten wir uns an.

zwei
DER BRIEF
    Ich setzte mich vor den Gaskamin und war dankbar für die Wärme, die davon ausging, während ich mir mit einem Handtuch die Haare trocken rubbelte. Abgesehen von einer kleinen Lampe lieferten die Flammen das einzige Licht. In den dunklen Ecken des Raumes hingen Schatten, die bis unter die Decke reichten.
    Als ich mich umschaute, fiel mein Blick auf den verschlissenen Teppich. Auch die Wände in Noahs Doppelhaushälfte hätten dringend einen neuen Anstrich gebraucht. Die Fenster hatten nur einfache Aluminiumrahmen. An einer Wand stand ein schäbiges Bücherregal voller Taschenbücher. Die Möbel sahen allesamt recht schäbig aus. Dennoch wirkte die Wohnung aufgeräumt.
    Mein Bruder Jack hatte mir erzählt, dass Noah hier mit einem anderen Typen zusammengewohnt hatte, bis dieser zu seiner Freundin gezogen war. Noah war auf dem Mietvertrag sitzengeblieben, kam aber finanziell anscheinend einigermaßen über die Runden.
    Jack und Noah waren seit ihrer Kindheit Freunde gewesen. Beide waren Computer-Genies und irgendwann hatten sie zusammen ein Sicherheitsprogramm geschrieben. Es war von einer Firma aufgekauft und die Jungs waren als Programmierer in Teilzeit eingestellt
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