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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition)
Autoren: Kate Kae Myers
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kam, war Noah meine letzte Rettung.
    Das Klicken eines Schlosses ließ mich zusammenfahren. War er endlich da? Die Fahrertür wurde geöffnet und der Innenraum von einem kalten, grellen Licht erfüllt. Ich blinzelte und machte mich noch kleiner. Was nun? Noah war nicht der Typ, der gelassen darauf reagieren würde, dass ich mich in seinem Wagen versteckt hielt, egal welche Erklärung ich vorbrachte. Wenn ich dann auch noch überraschend hinter seinem Rücken auftauchte, hätte ich im nächsten Moment wahrscheinlich eine Faust im Gesicht. Also beschloss ich mich still zu verhalten.
    Er stieg ein und schlug die Tür zu, womit das Licht erlosch. Dann startete er den Motor und ein mir unbekanntes Lied begann laut aus dem Radio zu schallen. Er parkte den Jeep aus, fuhr auf die Straße und beschleunigte. Flüchtige Schatten flogen durch den Innenraum des Wagens wie dunkle, transparente Fledermäuse. Meine Position war schon vorher nicht bequem gewesen, doch durch das Ruckeln während der Fahrt wurde es noch schlimmer. Der Kofferraum eines Jeeps war eindeutig nicht für Passagiere gebaut und ich hatte das dringende Bedürfnis, mich zu bewegen, weil meine Füße dabei waren einzuschlafen. Behutsam versuchte ich meine Position zu verändern, ohne dass er meinen Kopf im Rückspiegel sah. In einigen scharfen Kurven konnte ich nur mit Mühe das Gleichgewicht halten. Außerdem war mir eiskalt. Sollte er die Heizung angestellt haben, kam von der warmen Luft hinten jedenfalls nichts an.
    Die Fahrt dauerte ungefähr zehn Minuten, kam mir aber viel länger vor. Im Kofferraum eines Typen zu liegen, mit dem ich seit fast fünf Jahren nicht gesprochen hatte, fühlte sich nicht besonders gut an. Würde er mich überhaupt erkennen? Ich hatte mich stark verändert. Während ich dem Regen, dem Radio und dem gleichmäßigen Schwingen der Scheibenwischer lauschte, überlegte ich, wie ich ihn am besten ansprechen sollte.
    »Hi Noah, ob du es glaubst oder nicht, ich bin’s, Jocelyn Harte, und ich glaube, wir sollten uns unbedingt mal unterhalten. Ich weiß, dass wir uns lange nicht gesehen haben und nicht als beste Freunde auseinandergegangen sind. Immerhin hast du mir gesagt, du würdest mich umbringen, wenn du mich je wiedersiehst, aber damals waren wir noch Kinder und du hast es sicher nicht ganz ernst gemeint, oder?«
    Genau, das klappt bestimmt.
    Wir verließen das Stadtzentrum und folgten der Woodard Hill Road, die entlang des Black River verlief. Ich hätte erleichtert sein müssen, da ich vor meinem Verfolger in Sicherheit war, doch das Gefühl stellte sich nicht ein. Stattdessen machte ich mir Gedanken darüber, wie allein ich war. Nein, nicht allein. Schlimmer. Abhängig von einem Typen, der keine Ahnung hatte, dass ich mich in seinem Wagen versteckte.
    Irgendwann wurde der Jeep langsamer, bog nach links ab und fuhr einige Minuten später in eine Einfahrt, wo er sanft zum Stehen kam. Ich hörte, wie sich ein Garagentor hob. Dann rollten wir noch ein Stück vor. Im nächsten Moment prasselte kein Regen mehr aufs Autodach und der Innenraum des Fahrzeugs wurde wieder von grellem Licht erfüllt. Hinter uns schloss sich das Garagentor. Noah schaltete den Motor ab. Das Radio verstummte ebenfalls. Ich verhielt mich ganz still, drückte mich so eng wie möglich an die Rückseite der Sitze und analysierte jedes Geräusch.
    Die Fahrertür wurde geöffnet. Noah stieg aus und schlug sie wieder zu. Mit gespitzten Ohren lauschte ich seinen knirschenden Schritten auf dem sandigen Beton. Ich war mir sicher, dass es schlauer wäre, ihn nicht hier anzusprechen, sondern zu warten, bis er drinnen war. An die Tür zu klopfen, die von der Garage in seine Doppelhaushälfte führte, würde ich nicht wagen, aber ich konnte mich hinausschleichen und vorne am Eingang klingeln.
    Er entfernte sich vom Wagen und ich hörte, wie er eine Tür hinter sich zuzog. Für einen Moment atmete ich erleichtert auf, auch wenn mir das Herz noch immer bis zum Hals schlug. Ich rappelte mich hoch auf die Knie und blickte aus dem Fenster. Ich war allein. Da sich die Kofferraumklappe von innen nicht öffnen ließ, kletterte ich über den Rücksitz und stieg dann aus. Ich schaute mich in der Garage um und entdeckte zwei Türen. Eine führte nach drinnen, die andere in den Garten. Das war mein Weg, aber ich musste leise sein, damit er mich nicht hörte. Da ich ihn ausspioniert hatte, wusste ich, dass die andere Hälfte des Doppelhauses leer stand. Zumindest würde es keine Probleme
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