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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition)
Autoren: Kate Kae Myers
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einen harzigen Geruch mit sich. Noah und ich versuchten die Hinweise zu verstehen. Erst als wir den Namen »Jason Dezember« auseinandernahmen, fand Noah es schließlich heraus.
    »Ich hab’s!« Er zog einen Bleistiftstummel aus der Tasche und schrieb auf die Rückseite des Umschlags. J (uli) A (ugust) S (eptember) O (ktober), N (ovember) Dezember. »Das sind die letzten sechs Monate des Jahres.«
    »Stimmt!« Ehrfürchtig sah ich Noah an. »Du bist genauso schlau wie Jack.«
    »Schlauer.«
    Ich hatte keine Lust zu diskutieren, während wir hastig den Baum hinunterkletterten und in Richtung Seale House rannten. Wir beide wussten jetzt, dass der letzte Hinweis hinter dem Kalender in der Küche kleben würde. Ein glorreicher Moment für uns.
    Seitdem war jede Schnitzeljagd, auf die er uns schickte, und jede Botschaft, die wir von ihm erhielten, mit dem Decknamen Jason Dezember unterzeichnet. Es war unser Geheimnis und nur wir drei wussten, was er bedeutete.
    Noah, der die Schrift auf dem Umschlag genau studiert hatte, blickte schließlich zu mir auf. »Warum lächelst du?«
    Sofort fielen meine Mundwinkel. »Ich musste nur gerade an den ersten Brief von Jason Dezember denken.«
    Und dann brachen die Tränen doch noch aus mir heraus. Was Noah von mir dachte, war mir inzwischen egal. Ich sah ihn nicht an, schloss aber aus seiner steifen Haltung, dass er sich unbehaglich fühlte.
    »Noah, ich glaube, dass er noch lebt.« Ich unterdrückte mein Schluchzen, bis meine Stimme wieder fester klang. »Und ich bin mir sicher, dass er sich an dich wendet, wenn er in Schwierigkeiten ist. Du bist sein bester Freund.«
    Allerdings verschwieg ich, dass ich ihm in der Hoffnung, Jack bei ihm zu finden, nachgestellt hatte.
    »Er ist nicht mehr am Leben«, entgegnete Noah mit leiser Stimme. »Das kann nicht sein.«
    »Deinetwegen hat Jack angefangen für ISI zu arbeiten und sich da so hineingehängt. Vielleicht ist er wegen der Firma in Schwierigkeiten. Vielleicht ist etwas geschehen, was ihn dazu veranlasst hat zu verschwinden.«
    Noah sah mich nur kopfschüttelnd an. Seine Weigerung, meiner Theorie zu folgen, brachte meine Vorsätze ins Wanken, denn abgesehen von mir war er derjenige, der meinen Bruder am besten kannte. Ich dachte an die zahlreichen Nächte, in denen Jack lange vor dem Computer gesessen und online mit Noah gechattet hatte, um eine Freundschaft wiederzubeleben, die ihm alles bedeutete.
    Angefangen hatte es vor mehr als einem Jahr, als Jack über ein soziales Netzwerk wieder Kontakt zu Noah aufnahm. Nachdem sie sich gegenseitig auf Stand gebracht hatten, begannen sie online zu spielen und regelmäßig zu chatten. Als begeisterte Programmierer arbeiteten sie gemeinsam an Verschlüsselungen und entwickelten ein Sicherheitsprogramm, das Hacker aufspüren und identifizieren konnte, die versuchten in ein System zu gelangen. Das war eine beeindruckende Leistung und brachte ihnen die Aufmerksamkeit zahlreicher professioneller Programmierer ein. Eines Tages wurden sie dann von einer Firma namens Internet Security Inc. angesprochen.
    Ungeduldig blickte ich auf die Uhr in meinem Honda Civic. Ich wollte nicht schon wieder zu spät zur Schule kommen, sonst durften wir den Campus in der Mittagspause nicht mehr verlassen. Gerade wollte ich hupen, als ich erleichtert sah, wie Jack aus der Tür hastete. Kurz darauf warf er sich auf den Beifahrersitz.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass du dich beeilen sollst!«, schimpfte ich, als er die Tür zuschlug. Während ich vom Grundstück fuhr und Gas gab, fügte ich hinzu: »Ms Biddway wird mich mit ihrem Laserblick erschießen, wenn ich zu spät bin.«
    »Vergiss Ms Biddway. Rate mal, was ich gerade bekommen habe.« Er wartete meine Antwort nicht ab. »Eine E-Mail von ISI. Du weißt doch, dass sie Noah gefragt haben, ob er für sie programmieren möchte? Jetzt wollen sie mich auch.«
    »Wie willst du das zeitlich hinkriegen?«
    »Kein Problem. In der E-Mail stand, dass sie mit der Schulleitung klären würden, ob ich bei ihnen ab dem nächsten Halbjahr ein Praktikum machen kann.«
    »Echt?«
    »Da meine Noten okay sind, bin ich mir sicher, dass der Rektor nichts dagegen haben wird. Und du glaubst nicht, wie viel sie mir zahlen wollen.«
    Die Arbeit für ISI hatte Jack und Noah ziemlich gutes Geld eingebracht, vor allem für ihr Alter – etwas, das sie nur zu gern akzeptiert hatten. Allerdings nahm sie auch viel Zeit in Anspruch, sie hatte also ihren Preis.
    Meine Gedanken kehrten zur
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