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Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld

Titel: Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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den Kopf in den Nacken legte und den kleinen roten Papierschirm hochhielt, mit geschlossenen Augen. Dann nahm er ihren Arm, und sie gingen zurück zur Singelgracht, und nach zwanzig Minuten waren sie in der Elandsgracht. Sie überquerten das beleuchtete Gelände der Texaco -Tankstelle unten im Europarking und fuhren mit dem Lift bis zum obersten Deck des Parkhauses.
    Der Alfa stand auf einem Platz an der Außenmauer. Hier oben war der Wind scharf und beißend, und die wirbelnden Schneeflocken stachen wie feine Nadeln. Van Leeuwen führte Simone an die Brüstung. Unter ihnen erstreckten sich die Dächer der Stadt, und hunderte und aberhunderte von Glühbirnen an den Brücken und Häuserfassaden ergossen ihr Licht über das Wasser der Grachten und den Schnee auf den Kaimauern.
    Auf der Nassaukade floss der Feierabendverkehr wie eine träge Strömung voll winziger silberner und roter Leuchtfische, die in zwei lang gezogenen Schwärmen aneinander vorbeitrieben. Die Straßendes Zentrums schimmerten und funkelten, Straßenlaternen und Neonreklamen und die erleuchteten Busse und Straßenbahnen, unzählige Lichter bewegten sich aufwärts und abwärts, bis sie entweder in ferner Dunkelheit verschwanden oder an den großen Plätzen in einen endlosen Strudel gerieten.
    »Was machen wir ?«, fragte Simone.
    »Ich zeige dir unsere Stadt«, sagte Van Leeuwen, »unser Leben.« »Wann fahren wir ?«
    »Jetzt«, sagte er, sperrte ihr die Beifahrertür auf und half ihr, sich anzuschnallen, bevor er sich ans Steuer setzte.
    »Wohin fahren wir ?«
    Überraschung, dachte er. Langsam steuerte er den Alfa von Deck zu Deck bis ins Erdgeschoss des Parkhauses, und dann bog er auf die Maarnixstraat. Als sie die Egelantiersgracht erreichten, war Simone eingeschlafen, wie er es gehofft hatte. Er holte ihren Koffer aus der Wohnung und dachte, wie ein Dieb, bei Nacht und Nebel; so bringe ich meine Frau fort aus unserer Stadt.
    Sie schlief fast die ganze Strecke bis nach Emmen, sodass er nicht mit ihr reden musste, und er hätte auch nicht gewusst, was er sagen sollte. Als sie auf den Parkplatz vor dem Pflegeheim fuhren, wachte sie auf.
    »Wo sind wir ?«, fragte sie ängstlich.
    »Bei guten Menschen«, sagte er, um sich zu beruhigen, »die sich um dich kümmern werden.«
    Die Tür des Gebäudes öffnete sich, und Doktor Ten Damme trat ins Freie, und er sah aus wie ein guter Mensch, der sich um sie kümmern würde. Van Leeuwen holte den Koffer aus dem Kofferraum und trug ihn zum Eingang des Heims. Der Doktor wusste, dass es jetzt nichts zu sagen gab; er schüttelte ihm nur die Hand. Van Leeuwen ging zum Wagen zurück und öffnete die Beifahrertür. Nach kurzem Zögern stieg Simone aus. Van Leeuwen wollte ihren Arm ergreifen, aber sie verschränkte die Arme und entzog sich ihm. Allein ging sie auf die erleuchtete Tür des Heims zu.
    Ten Damme nahm den Koffer und führte Simone durch die Tür, und sie wehrte sich nicht. Erst auf der anderen Seite, hinterder gläsernen Wand, blieb sie plötzlich stehen. Sie blieb stehen, und dann drehte sie sich um, und obwohl Van Leeuwen ein Stück weit entfernt stand, sah er ihr Gesicht und den stummen Vorwurf, der darauf lag.
    Sie winkte nicht. Sie stand nur da und blickte in die Dunkelheit, in der er darauf wartete, dass sie es ihm leicht machte. Schließlich berührte der Arzt sie am Ellbogen, und sie vergaß, wonach sie geschaut hatte, und folgte ihm durch den langen, hellen Gang, in dem sie kleiner und kleiner wurde und schließlich ganz verschwand.
     

N ACHWORT
    Der Verfasser dankt Jaap de Waard und Remco Gerretsen vom Hoofdbureau van Politie in Amsterdam für ihre Unterstützung und für die Geduld, mit der sie ihn über Aufbau und Arbeitsweise der niederländischen Polizei informiert haben. Sollten sich trotzdem Fehler und Irrtümer in den Text geschlichen haben, fallen diese allein in seine Verantwortung oder gehen zulasten der notwendigen künstlerischen Freiheit.
    Das Buch Tödliche Mahlzeit von Richard Rhodes (erschienen im Goldmann Verlag) diente dem Verfasser als Grundlage der Schilderung von Natur und Riten der Fore auf Neuguinea sowie als Inspiration für die Figur des Anthropologen Josef Pieters. Wesentliche Informationen über die Alzheimer-Krankheit und verwandte Leiden verdankt er den Büchern Alzheimer von Michael Jürgs (erschienen im List Verlag) und Iris von John Bailey (erschienen bei C. H. Beck).
    Monika Peetz hat ihn über das selbst unter Freunden zu erwartende Maß hinaus mit endloser
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