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Ghosts 01 - Ghosthunter

Ghosts 01 - Ghosthunter

Titel: Ghosts 01 - Ghosthunter
Autoren: Derek Meister
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1
Southend-on-Sea – Essex,
England
    Das Loch im Zaun führte in eine andere Welt.
    Instinktiv scheute Ian Boroughs davor zurück, durch den Zaun zu schlüpfen und die alte, am Stadtrand gelegene Royal Air Force Basis zu betreten.
    Ians schlechte Vorahnung war lediglich ein feines Gefühl, viel sanfter als der Wind, der ihn unter seinem kurzärmeligen Hemd frösteln ließ.
    Verschwinde von hier, Ian. Dreh um.
    Wie damals, als er mit seinem Hund Zero das erste Mal hier gewesen war, wehte der Wind von der Nordsee herüber, blies kalt über seine nackten Arme.
    Beim Anblick der Baracken und Ruinen des stillgelegten Flughafens hatte ihn auch damals ein unbehagliches Gefühl beschlichen, das sich in seinem Brustkorb zu einem dichten Geflecht aus Angst verästelt hatte.
    „Was ist los? Doch nicht etwa Schiss, Ian?“ Steve, der sich mit Cathy und Michelle näherte, grinste überheblich. Mit einer Brechstange und einem schweren Hammer bewaffnet, schob er sich an Ian vorbei und zum Loch vor.
    Mit einem lauten Schrei rüttelte der Captain der Southsharks Rugbymannschaft so kräftig am Zaun, dass über zwanzig Meter Draht zu schwingen begannen. Das laute Sirren ließ Ian kurz zusammenfahren. Er strich sich die dunkelblonden Haare aus der Stirn und verdrehte die Augen. Warum hatte dieser Idiot unbedingt mitkommen müssen?
    Es war ein lauer Juniabend. Inzwischen musste es nach zweiundzwanzig Uhr sein, denn die Sonne ging langsam hinter den Häusern der kleinen Hafenstadt Southend-on-Sea unter.
    Steve winkte seine Freundin Cathy zu sich, eine blonde Schönheit aus Ians Parallelklasse. Sie war achtzehn und hatte die anderen in ihrem klapprigen Ford hergefahren. Zu fünft waren sie aufgebrochen, um einen alten Tresor zu knacken, den Bpm vor wenigen Tagen im Hangar gefunden hatte.
    Gewöhnlich hätten Ian und Bpm ein solches Abenteuer allein durchgezogen, aber Bpm stand auf Cathys Freundin Michelle. Seit Monaten schon versuchte er, ein Date mit ihr zu bekommen. Sein Fund war endlich ein guter Vorwand gewesen, um sich mit ihr zu verabreden. Bpm hatte es auch nicht gestört, dass sie Cathy Bescheid sagte. Schließlich wusste er, dass Ian Cathy ziemlich sexy fand. Zu dumm nur, dass die beiden Mädchen ausgerechnet Captain Kinnfresse Steve mitgebracht hatten.
    „Ey, bleibt ruhig hier. Ich mach das schon.“ Ein Grinsen versuchte vergeblich, Steves eckiges Betonkinn aufzuweichen. Großspurig hielt er die Brechstange hoch, dann packte er Cathy und küsste sie. Ohne den beiden Mädchen durch den Zaun zu helfen, schlüpfte er auf die andere Seite, rannte über die Startbahn und verschwand laut grölend in der Dunkelheit.
    Bpm zupfte die Ohrstöpsel seines Handys heraus, mit dem er MP3s hörte, und sah Ian kopfschüttelnd an. „Sternzeit Null-Null-Komplett-Beknackt. Der Übermut der Jugend“, feixte er. Bpm trug ein schwarzes Iron-Maiden-Shirt, auf dem Zombie Eddie den Mittelfinger zeigte. Er rückte seine protzige Pilotenbrille zurecht und räusperte sich: „In den Ruinen spukt’s ja angeblich. Und Penner sollen da wohnen. Wenn dich die Geister nicht kriegen, dann die Penner …“ Übertrieben gentlemanlike hielt er Michelle die Hand hin, um ihr beim Klettern durch das Loch zu helfen. „Aber ich bin ja da. Darf ich bitten?“
    Nach Michelle zwängte sich Cathy durch den Zaun. Einen Augenblick lang konnte Ian ihr Parfüm riechen, bevor der Meereswind den Duft zerstreute. Als Cathy durch das Loch stieg, rutschte ihr Top hoch. Ihre nackte Taille glänzte im letzten Abendlicht. Halb durch den Zaun geschlüpft, drehte sie sich noch einmal um und lächelte Ian an. Ihre braunen Augen strahlten golden und Ian meinte, ein Funkeln in ihnen zu sehen.
    Das letzte Mal war Ian vor fünf Jahren hier gewesen. Er konnte sich noch daran erinnern, wie er sein BMX-Rad mühsam über eine heruntergetretene Stelle des Drahtzauns gehievt hatte, um mit seinem Hund Zero das verlassene Gelände zu erkunden. Damals hatte die Winterkälte die Luft über den verwaisten Startbahnen zum Klirren gebracht und die Sonne hatte sich hundertfach in den zerschlagenen Fenstern der Flugzeughangars gespiegelt. Ian war mit dem Rad durch die Hallen gecruist und hatte mit seinem Irish Setter in den verlassenen Gebäuden gespielt, die mächtig wie uralte Ruinen vor der Stadt lagen.
    Nachdem die Air Force abgezogen war, hatte sich der Bürgermeister eine Zeit lang dafür stark gemacht, die Hallen an LG zu verkaufen. Der Konzern hatte geplant, hier Handys zu produzieren, war
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