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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du
Autoren: Mary Higgins Clark
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verstellten Stimme wie am Vortag. Dabei hielt er ein Taschentuch über die Sprechmuschel, wie er es im Film gesehen hatte. »Nur keine Panik. Kapiert? Keine Panik!«
    Richard Dalton hörte ein Klicken. Der Anrufer hatte aufgelegt. Etwas hat nicht geklappt, dachte er. Ihm wurde klar, daß das Geld zu Fuß abgeholt worden war. Deshalb hatte er niemanden gesehen. Die ganze Nacht lang hatte er am Fenster gestanden und auf ein Auto gewartet. Aber es war keines gekommen. Aber am Morgen war das Geld trotzdem verschwunden gewesen. Er hatte nicht bemerkt, daß es jemand aus dem Briefkasten genommen hatte.
    Wieder läutete das Telefon. Dalton griff nach dem Hörer, meldete sich, hörte eine Weile zu und hielt dann die Hand über die Muschel. »Dein Vater«, sagte er zu Giselle.
    »Er möchte mit Jacques sprechen.«
    »Erzähl ihm, Jacques und ich wären unterwegs, um noch letzte Weihnachtseinkäufe zu machen«, flüsterte Giselle.
    Sorge und Angst standen ihr ins Gesicht geschrieben. Richard konnte es kaum ertragen, ihr in die Augen zu blikken.
    »Louis, sie sind beim Einkaufen«, erklärte er. »Wir rufen dich morgen bestimmt an.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, kreischte Giselle: »Sag ihm, daß Jacques und ich Weihnachtseinkäufe machen!«
    Als sie ohnmächtig zu Boden fiel, traf ihr Kopf zufällig den Schalter der Modelleisenbahn. Die Lichter sprangen an, die Schranken senkten sich, und die Lokomotive setzte sich keuchend in Bewegung.
    Dalton stellte den Mechanismus ab und nahm seine Frau in die Arme.
    Um fünf Uhr rief der Polizeichef von Bernardsville Henry an. »Mr. President«, sagte er. »In der gesamten Umgebung werden Flugblätter mit einer Beschreibung des Jungen verteilt. Auch das örtliche FBI-Büro und die Polizei in allen fünfzig Bundesstaaten verfügen über sein Photo. Au
    ßerdem haben wir uns mit der Bundeszentrale für vermißte und mißbrauchte Kinder in Verbindung gesetzt. Bis jetzt ohne Ergebnis. Der einzige Hinweis ist ein merkwürdiger Anruf, der heute bei uns einging. Eine Frau fragte, ob ein fünfjähriger Junge bei uns abgegeben worden sei. Inzwischen sieht es aus, als wäre der Kleine ausgesetzt worden.
    Hat er schon etwas gesagt?«
    »Kein Wort«, erwiderte Henry.
    »Dann ist es wohl das beste, wenn wir ihn wieder übernehmen. Er muß im Krankenhaus gründlich untersucht werden, um festzustellen, ob er wirklich stumm ist oder ob er vielleicht einen Schock erlitten hat.«
    »Augenblick bitte.«
    Sunday hatte Sims zu Toys-R-Us geschickt, und der Butler war mit Geschenken beladen zurückgekehrt. Die meisten waren noch verpackt, aber ein paar hatten sie schon geöffnet. Darunter befand sich ein großer Karton mit zusammensteckbaren Plastikbausteinen, aus denen Sunday und Jacques einen kunstvollen Turm bauten. Als Henry die Worte des Polizeichefs wiederholte, machte Sunday ein enttäuschtes Gesicht.
    »Henry, heute ist Weihnachten. Man darf dem Kleinen doch nicht zumuten, daß er diesen Tag im Krankenhaus verbringt.«

    »Aber wir können ihn nicht für immer behalten, Liebling.«
    »Sag ihnen, sie müssen ihn noch bis Donnerstag bei uns lassen. Er soll wenigstens noch Weihnachten feiern können. Hier fühlt er sich wohl, das merkt man doch genau.
    Und noch etwas, Henry. Sims hat auch ein paar Sachen zum Anziehen für ihn gekauft. Das, was er anhatte, sieht zwar nagelneu aus, paßt ihm aber nicht. Irgend etwas ist da faul. Ich glaube nicht, daß er ausgesetzt wurde. Seine Familie hat sicherlich keine Ahnung, wo er steckt. Erzähl das der Polizei.«
    Jacques verstand nicht, was die nette Dame, die Maman ein bißchen ähnlich sah, gesagt hatte. Er wußte nur, daß er gern mit ihr zusammen war, und auch mit dem freundlichen großen Mann und dem alten Herrn, der ihn an Grand-père erinnerte. Vielleicht würden sie ihn behalten, wenn er ganz brav war. Aber noch lieber wollte er nach Hause zu Maman und Richard. Warum hatten sie ihn weggeschickt? Plötzlich konnte er die Tränen nicht mehr unterdrücken. Er legte den Baustein weg, den er oben auf den Turm hatte stecken wollen, und fing an, leise und verzweifelt zu weinen. Auch die nette Dame, die ihn in die Arme nahm, war machtlos dagegen.
    Beim Abendessen brachte er keinen Bissen herunter.
    Obwohl er es versuchte, blieb ihm das Essen im Halse stecken. Später gingen sie wieder in das Zimmer, wo der Weihnachtsbaum stand. Aber Jacques dachte nur an die Modelleisenbahn, die Richard und er im neuen Haus in Darien hatten zusammenbauen wollen.
    Sunday wußte, was
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