Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
davon.«
    »Ich weiß, Prospero, aber du wirst deine ganze Kraft brauchen. Hör auf mich, und leg dich hin, wenn nicht für dich, dann Deborah zuliebe.«

60.
    C äcilia! Cäcilia!«
    Es dauerte eine Weile, bis die Stimme in ihr Bewusstsein vordrang. Immer wieder flüsterte jemand eindringlich ihren Namen. Es war ein Mann, und sie kannte die Stimme, doch ihr Gedächtnis wollte ihr einfach nicht gehorchen.
    »Cäcilia! Cäcilia, wach auf!«
    Wieder rief der Unbekannte leise nach ihr. Er war ganz nah. Seine Stimme klang irgendwie hart, ein bisschen wie ein Bellen. Der Cavaliere David von Fünen!, ging es Cäcilia in dem Moment auf. Sie öffnete langsam die Augen und blickte in sein Gesicht. Er stand neben ihrer Pritsche und hatte sich über sie gebeugt.
    »Bist du gekommen, um mich zu töten?«, fragte sie ihn kraftlos.
    »Nein«, antwortete er, »um dich zu retten!«
    »Mich retten?« Cäcilia verstand nicht.
    »Ja, natürlich!«
    Was ging hier vor? Cäcilia wusste nicht, ob sie wachte oder träumte. Da fiel ihr ein altes Spiel aus ihrer Kindheit ein, und sie hielt ihm den Arm hin. »Kneif mich mal.«
    Er tat es, und sie schrie vor Schmerz auf. Rasch legte er seine Hand über ihren Mund. »Wir müssen leise sein!« Dann machte er sich an ihren Fußfesseln zu schaffen.
    »Dann steckst du nicht mit denen unter einer Decke?«, fragte sie.
    Er lächelte gequält. »Hast du das gedacht? Weil du mich in meiner Werkstatt gesehen hast?« Sie nickte.
    »Ich möchte dir etwas erklären, Cäcilia. Ich bin Jude. Und ich glaube an Eretz Israel, daran, dass wir in unsere Heimat
zurückkehren müssen. Rabbi Chaim Mal’ach ist bereits vor einem halben Jahr in Jerusalem angekommen. Andere Anhänger unseres Messias Sabbatai Zwi folgen ihm.«
    »Ich verstehe nicht...«
    »Damit mein Volk übersiedeln kann, alle, auch die Armen, brauchen wir Gold. Deshalb beschäftige ich mich mit der Alchemie.«
    Cäcilia erinnerte sich an die merkwürdigen Gefäße und Gerätschaften in dem dampferfüllten Raum: »Du bist ein Goldmacher!«, rief sie leise aus.
    »Ja, und was du gesehen hast, ist meine Alchemistenwerkstatt. Ich habe bei den Schülern des berühmten Meisters Sabatai Scheftel gelernt, der in Prag gelehrt und gearbeitet hat.«
    Cäcilia runzelte die Stirn. »Und was hat das alles mit mir zu tun?«
    »Eigentlich nichts. Da Goldmachen teuer ist, bin ich in die Dienste des Grafen Stamitz getreten, um für ihn und für mich Gold zu machen.«
    »Du hast also nichts davon gewusst?«
    »Dass jemand Jagd auf Jungfrauen macht, um ihnen das Blut auszusaugen? Nein! Nicht bis zu dem Tag, als du so unerwartet in meiner Werkstand standest.«
    »Und dann?«
    »Dann ergab plötzlich alles einen Sinn. Ich hatte von den entführten Mädchen gehört, und von dem Verdacht, dass ein Blutsauger in Rom sein Unwesen treibt. Ich konnte ja nicht ahnen, dass der Vampir eine Frau ist! Erst als ich der Gräfin Stamitz von meiner Begegnung mit dir in ihrem Keller berichtete, erkannte ich ihr wahres Gesicht. Sie hat meine Braut entführen lassen und mich erpresst, den Mund zu halten.«

    Ein Vampir? Eine blutsaugende Gräfin? Cäcilia war verwirrt. Doch aus der Fülle an verstörenden Informationen, die David von Fünen ihr gerade gegeben hatte, stach für sie eine hervor.
    »Aber warum hast du mich beim Karneval angesprochen, wenn du heiraten willst«, fragte sie.
    »Weil du so schön bist, und weil die Schönheit leider meine Schwäche ist. Ich kann ihr nicht widerstehen.« Die Fußfessel fiel scheppernd von der Pritsche. »So, geschafft. Komm.«
    »Was ist mit deiner Braut? Wo ist sie?«
    »Ich weiß es nicht.« Er fasste sie unter und half ihr von der Pritsche auf. »Ich bin schuld, dass du hier bist. Das lässt mir keine Ruhe. Zuerst muss ich dir helfen zu entkommen. Dann werde ich Deborah suchen.«
    Sie verließen den Käfig und näherten sich dem Ausgang, als sie plötzlich Schritte vernahmen. Die beiden Paviane traten in den Raum. Sie schauten Cäcilia und David verblüfft an. Dann wies der eine seinen Kumpanen an, Hilfe zu holen, und zog sein Messer.

61.
    P rospero wollte dem Rat seines Vorgesetzten ja folgen, aber als er wieder an der frischen Luft war, vertrieb die Angst um Deborah die Müdigkeit. Es kam ihm paradox vor. Obwohl jedes Glied seines Körpers sich schwer wie Blei anfühlte, gönnte ihm sein Kopf keine Ruhe und trieb ihn weiter und immer weiter. Er beschloss, seine Suche nach den beiden Mädchen am Fundort der Leichen zu beginnen. Deshalb begab
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher