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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman
Autoren: Heyne
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den Tisch. »Was hat das hier zu bedeuten?«
    Der Graf wurde zunehmend unruhig. Er wollte sich seiner Frau zuwenden, doch die Gräfin war bereits hinter ihn zurückgetreten und rückwärts zur Tür geschlichen. Stamitz’ Kopf fuhr wieder zu Valenti herum, der seine Pistole zog und sie auf den Grafen richtete. »Wir müssen uns dringend unterhalten!«
    Hinter dem Grafen schloss seine Gemahlin die Tür. Das Geräusch ließ ihn zusammenzucken. Dann lachte er betont ungezwungen auf. »Ein toller Spaß, junger Freund. Aber was spielen wir hier?«
    »Fang den Mörder«, antwortete Valenti und sah seinem Gegenüber dabei fest in die Augen.
    Stamitz blickte ihn irritiert an. »Ich verstehe nicht.«
    »Sie verstehen sehr gut, Graf. Wo haben Sie Cäcilia und Deborah versteckt?«
    Die Verwunderung im Gesicht des Gesandten nahm zu. »Ich kenne weder eine Cäcilia noch eine Deborah!«
    »Sehen Sie diese Werkzeuge hier?« Valenti wies auf den Tisch. »So verschieden sie auch aussehen mögen, dienen sie alle nur dem einen Zweck, die Zunge zu lockern und Sie zu einem Geständnis zu bewegen.«
    »Das ist ja unerhört!«, entfuhr es Stamitz. »Ich werde mich beim Heiligen Vater beschweren!«
    »Wer sagt Ihnen, dass Sie dazu noch Gelegenheit haben werden? Erleichtern Sie uns und sich die Angelegenheit, und reden Sie.«
    Angst stand dem Gesandten jetzt ins Gesicht geschrieben.
Gleichzeitig schien er wirklich nicht die geringste Ahnung zu haben, worauf sein Peiniger hinauswollte. Valenti begann zu zweifeln. Entweder war dieser Mann ein genialer Schauspieler, oder er war tatsächlich unschuldig. Was, wenn er wirklich nicht hinter den Entführungen steckte? Wie Maria schon gesagt hatte, diese Sache konnte sie beide den Kopf kosten.
    Als hätte sie seine Zweifel gespürt, rief die Gräfin ihm in diesem Augenblick zu: »Du wolltest bis zum Ende gehen! Denk an die armen Mädchen!« Stamitz klappte die Kinnlade herunter. Völlig fassungslos wandte er sich zu seiner Frau, die immer noch an der geschlossenen Tür stand. »Du hast dir das Ganze also ausgedacht, um mich endlich loszuwerden. Dass ich da nicht gleich drauf gekommen bin! Gratuliere, ma chere, eine wirklich gelungene Intrige!«
    Die Gräfin blickte ihren Mann kalt an und schüttelte nur müde den Kopf. »Es ist vorbei, Berthold. Wir alle müssen einmal für unsere Untaten büßen. Und deine erträgt selbst der geduldige Himmel nicht mehr!«
    Sie ging auf Valenti zu und schaute ihn mit großen unschuldigen Augen an. »Vergiss nicht, mon petit Abbe, mein Mann ist ein Meister der Lüge. Wenn du die kleine Cäcilia und Fünens süße Braut retten willst, musst du meinem Mann das Geheimnis ihres Aufenthaltsortes mit Gewalt entreißen.« Sie nahm ihm die Pistole aus der Hand. »Ich halte das so lange für dich. Schließlich musst du die Hände frei haben, um ihm das Geständnis aus dem Leib zu brechen!«
    »Komm zu dir, Weib!«, brüllte Stamitz panisch.
    »Er wird leider nicht sofort reden. Im Gegenteil, er wird sich sehr lange sehr wehtun lassen, bevor er uns den Aufenthaltsort der Mädchen verrät.«

    Valenti meinte, in ihren Augen die Andeutung eines Lächelns zu erkennen. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass es hier nicht um die entführten Mädchen ging, sondern einzig und allein um Rache.
    »Beeil dich, Valenti, vielleicht haucht Cäcilia gleich ihre Seele aus«, flüsterte die Gräfin beschwörend.
    In Valenti drehte sich alles. Maria von Stamitz sprach über Cäcilia und Deborah, als ob sie die beiden Frauen kannte. In ihm stieg ein Gedanke hoch, der so ungeheuerlich war, dass er ihn sofort verwerfen wollte, doch ließ er sich nicht verscheuchen. Noch einmal schaute Valenti in das angstvolle Gesicht des Gesandten, und wieder spürte er die Kälte, die von Maria ausging. Plötzlich verstand er, dass Berthold von Stamitz sich nicht vor ihm fürchtete, sondern vor seiner Frau.
    Valenti wandte sich ihr zu und erschrak. Ihr Profil hatte jede Lieblichkeit verloren, es wirkte graniten. In diesem Moment durchfuhr ihn wie eine Vision, was gleich geschehen würde. Er wollte ihr die Pistole aus der Hand reißen, doch sie betätigte bereits den Abzug. Stamitz warf die Hände nach oben, dann fiel er in den Sessel. Maria ließ die Waffe fallen, schrie markerschütternd, entfernte sich von ihm und ließ sich auf halbem Weg zwischen dem Sessel und der Tür auf den Boden fallen. Ein dummer Reflex ließ Valenti die Waffe aufheben. Im selben Augenblick stürmte Cavalcanti gefolgt von sechs Sbirren
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