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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman
Autoren: Heyne
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wurde. Offensichtlich glaubten Cavalcanti und die Gräfin sich im Sieg, sonst hätte sich der Gehilfe des Präfekten nicht so unverschämt aufgeführt. Sie rechneten scheinbar gar nicht mehr damit, dass Prospero ihnen Schwierigkeiten bereiten könnte. Hatten sie ihm etwa auch schon eine Falle gestellt, und er zappelte bereits darin, ohne es auch nur zu ahnen? Mit einem Mal fühlte er sich nur noch müde und schlaff. Wie lange hatte er schon nicht mehr geschlafen? Er dachte besser nicht darüber nach. Schließlich musste er Cäcilia retten und vor allem Deborah. Wie sollte er weiterleben, wenn sie sterben musste, weil er sich als unfähig erwies, den Fall zu lösen. Wie er es auch drehte und wendete, er wurde das Gefühl nicht los, dass er sich noch so sehr bemühen konnte und dennoch stets nur hilflos den Ereignissen hinterherlief. Der Boden unter ihm schien zu wanken und nachzugeben. Eine süße Sehnsucht erfüllte ihn. Jetzt einfach nur der Schwerkraft nachgeben, niedersinken und einschlafen. Der Klang von Schritten, die sich energisch näherten, rissen ihn aus seiner Trance zurück. Er zwang sich, den Gang hinabzuschauen. Die Augen, die er gewaltsam aufhielt, tränten ihm vor Anstrengung. Unscharf gewahrte er eine ihm vertraute Gestalt. Caprara kam ihm auf dem Flur entgegen. Als dieser seinen Assistenten sah, beschleunigte er seinen Schritt noch. Prospero war mit einem Mal wieder hellwach.
    »Wenn du zum Papst willst, ist das jetzt der denkbar
schlechteste Zeitpunkt. Komm!« Damit zog er ihn hinaus in den Innenhof. Da standen sie nun, zwei Männer in der Dunkelheit, die erregt miteinander flüsterten.
    Nachdem Prospero Bericht erstattet hatte, kommentierte der Auditor trocken: »Das passt alles gut zusammen. Nur leider nützt uns das jetzt wenig!« Und dann informierte der Richter seinen Landsmann, dass man Sylvio Valenti Gonzaga nicht nur einen Mord vorwarf, sondern außerdem, dass er der Gräfin Stamitz ungebührlich den Hof gemacht habe. Als der Graf ihn deshalb zur Rede stellen wollte, habe er ihn in einem Anfall von Raserei erschossen.
    »Wie erklärt man Cavalcantis pünktliches Erscheinen am Tatort?«, hakte Prospero nach.
    »Gar nicht. Der Papst benötigt sehr schnell einen Schuldigen, um den Kaiser zufriedenzustellen. Noch dazu ist die Gräfin eine entfernte Verwandte seiner Majestät. Deshalb werden Nachfragen oder gar Ermittlungen nicht zugelassen.«
    »Die Frau ist besser, als ich gedacht habe«, sagte Prospero nachdenklich. Der Auditor warf ihm einen fragenden Blick zu.
    »Niemand wird mehr nach den verschwundenen Mädchen fragen. Die ganze Aufmerksamkeit richtet sich jetzt auf den Mord aus Eifersucht. Valentis Hinrichtung, und nichts anderes, wird Rom beschäftigen. Obendrein ist die Gräfin ihren Gatten los und kann mit ihrer Blutsäuferbande hingehen, wo sie will, um an neuen Orten Jagd auf junge Mädchen zu machen. Und aufgrund des märchenhaften Vermögens, das sie nun erbt, besitzt sie dabei auch finanziell gesehen vollkommene Freiheit. Teufel auch, wir waren so dicht dran, ihr das Handwerk zu legen!«
    »Wir sollten uns nicht ins Bockshorn jagen lassen«, versuchte
Caprara seinem Hilfsauditor Mut zuzusprechen. »Wir stehen nicht ohne Trümpfe da, auch wenn unsere Karten momentan nicht stechen.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Du musst den Ort finden, an dem die Mädchen gefangen gehalten werden. Er ist der Schlüssel zu dem Fall.«
    »Ich weiß. Ich wünschte nur, wir wüssten, wo wir suchen müssen«, sagte Prospero bedrückt. »Es muss uns einfach gelingen, Cäcilia und Deborah zu retten. Ich hoffe nur, dass Cäcilia noch am Leben ist.«
    »Woraus schließt du, dass sie bereits tot sein könnte?«, fragte Caprara.
    »Weil sie Deborah entführt haben!«, rief Prospero aus. In seiner Stimme schwang jetzt Verzweiflung mit.
    Caprara packte ihn an den Schultern und sah ihm fest in die Augen: »Hör mir zu, Prospero. Du darfst dich davon nicht ablenken lassen. Das Einzige, was zählt, ist der Aufenthaltsort der Mädchen. Du musst den Kerker finden.«
    Er hielt plötzlich inne und musterte Prospero genauer. »Wie lange hast du eigentlich schon nicht mehr geschlafen?«, fragte er.
    »Warum?«, erwiderte Prospero ertappt.
    »Schau in den Spiegel. Du hast Ringe unter den Augen, schwarz wie die Hölle. Außerdem bist du leichenblass. Und als ich dich eben auf dem Flur sah, hast du geschwankt, als würdest du gleich im Stehen einschlafen.«
    »Ich muss die Mädchen finden. Uns läuft die Zeit
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