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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman
Autoren: Heyne
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die Bibliothek.
    »Zu spät! Wir sind zu spät!«, brüllte der Präfekt theatralisch. Dann half er der Gräfin hoch, die aus einer Ohnmacht zu erwachen schien, und baute sich anschließend vor Valenti auf. »Graf Sylvio Valenti Gonzaga, ich verhafte Sie wegen Mordes an dem Grafen Stamitz.« Valenti blickte an sich herab und starrte auf die Waffe. Ihm fiel auf, dass
Cavalcanti sich gar nicht die Zeit genommen hatte, festzustellen, was geschehen war. Er hatte wohl schon gewusst, was ihn erwarten würde.
    Eine Falle, dachte Valenti nicht zum ersten Mal in den vergangenen Tagen. Doch jetzt hatte sie zugeschnappt.
     
    Ungefähr zur gleichen Zeit klopfte Caterina an Vellonis Zimmertür. Sie wollte ihm das Abendessen bringen. Als sie keine Antwort bekam, öffnete sie und sah direkt vor ihren Augen zwei Beine, die krampfhaft zuckten. Ihr Blick eilte nach oben. Der Philologe hatte sich an einem Balken der Dachkammer aufgehängt. Auf dem Tisch lag der Brief an den Vater.

59.
    Z wei Tage, nachdem sie erneut Capitano Corazzas tapfere Esperanza bestiegen hatten, trafen Prospero und Pepe endlich in Rom ein. Sie ritten in die Cancelleria, aber weder dort noch bei ihm zu Hause fanden sie Alessandro Caprara. Auch bei Gioacchino suchten sie den Auditor vergebens. Dort erfuhren sie allerdings, dass Velloni versucht hatte sich zu erhängen, aber Dank Caterinas Geistesgegenwart noch gerade rechtzeitig vom Strick genommen werden konnte. Seine Kehle war zwar völlig wund und zugeschwollen, und er würde sich wohl in der nächsten Zeit von Suppen ernähren müssen, aber wenigstens war er am Leben. Prospero besuchte ihn in seinem Zimmer. Er lag im Bett, ganz blass, während Benjamin ihn versorgte. Prospero nahm zärtlich die Hand des Freundes und drückte sie sanft. Der Philologe sah ihn traurig an. »Jungfrauenblut«, flüsterte er.
    »Was ist damit?«, fragte Prospero.
    »Es gilt als Verjüngungsmittel. Einige Mystiker meinen, dass es einen Teil des heiligen Grals darstellt.«
    »Du hast Recht, mein Freund, das haben wir in Marburg auch herausgefunden.«
    Velloni schaute den Freund fragend an. »Dann ist es also kein Vampir, sondern jemand, den die Suche nach der ewigen Jugend zum Verbrechen treibt?«
    »Wir hatten beide Recht, denn wir jagen wirklich einen Vampir - oder genauer: eine Vampirin«, sagte Prospero. Dann strich er dem Philologen zum Abschied über den Kopf. »Wie gut, dass du so unpraktisch bist und nicht einmal eine Schlinge richtig zu binden verstehst.«

    An der Treppe hielt ihn Gioacchino auf. »Da ist noch etwas, das ich dir sagen muss.«
    »Deborah ist verschwunden, ich weiß.«
    »Das auch, aber das meine ich nicht. Cavalcanti hat Valenti Gonzaga wegen Mordes an dem Grafen Stamitz verhaftet. Er sitzt seit vier Tagen in der Engelsburg.«
    Prospero entglitten die Gesichtszüge. Ungeachtet seiner verdreckten Reisekleidung ritt er mit Pepe gleich weiter zum Quirinalpalast. Der Katalane nahm Prosperos Rapier entgegen und bewachte die Pferde, während der Hilfsauditor den Palazzo betrat. Auf dem Gang kam ihm Valenti entgegen, von sechs Polizisten bewacht und die Hände auf dem Rücken gefesselt. Offenbar hatte man ihn zum Verhör aus der Engelsburg holen lassen. Prospero lief gleich auf den Freund zu, doch Stronzio, der die Sbirren befehligte, drängte sich dazwischen.
    »Gespräche mit dem Gefangenen sind verboten«, wies der Kerl ihn zurecht und grinste dabei hämisch. Die Rache des kleinen Mannes, dachte Prospero.
    »Wer will mir das verbieten?«, fragte er herausfordernd.
    »Vorsicht, Prospero!«, rief Valenti. »Das Ganze ist eine Falle, lass dich nicht auch noch verhaften!«
    »Maul halten!«, schnauzte Stronzio seinen Gefangnen an.
    »Die Gräfin...«, setzte Valenti an, doch weiter kam er nicht. Stronzio hatte ihm einen Schlag in die Magengrube versetzt, dass er vornüberkippte. Prospero wollte sich Cavalcantis Gehilfen schon vorknöpfen, aber er bemerkte gerade noch rechtzeitig die lauernden Blicke der Sbirren, die nur darauf warteten, ihn festnehmen zu können. Er durfte ihnen keinen Vorwand liefern. Innerlich vor Wut kochend hielt er sich zurück. Seine Ohren leuchteten im
tiefsten Rot. Stronzio baute sich jetzt ganz dicht vor Prospero auf, so dass diesem der saure Mundgeruch des Sbirren entgegenschlug. »Dich kriegen wir auch noch, Freundchen!«, drohte er unverhohlen.
    Dann marschierte der Trupp mit Valenti im Schlepptau weiter, und Prospero musste erstmal durchatmen. Er musste erfahren, was hier gespielt
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