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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab
Autoren: Mary Higgins Clark
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Gen-stone gekauft und
Geld verloren, genau wie Sie. Deshalb schreibe ich diesen
Artikel für die Zeitung, damit jeder davon erfährt, wie
Leute wie wir betrogen wurden. Ich weiß, dass Sie sich
gewünscht haben, Annie ein schönes großes Haus zu
schenken. Ich selber hatte das Geld, mit dem ich die
Aktien gekauft habe, für eine Wohnung angespart. Ich
wohne in einer ziemlich kleinen Wohnung, die nur
gemietet ist, genau wie Sie.«
Hörte er überhaupt zu? Es war schwer zu sagen.
Mein Handy klingelte. Es befand sich in meiner
Handtasche, die immer noch auf meinem Schoß lag.
»Erwartest du einen Anruf?«
»Das ist wahrscheinlich mein Freund. Wir sind
verabredet.«
»Geh ran. Sag ihm, dass du etwas später kommst.«
Es war tatsächlich Casey. »Alles in Ordnung, Carley?«
»Ja. Ich erzähl es dir später.«
»Wie lange brauchst du noch bis hierher?«
»Ach, ungefähr zwanzig Minuten.«
»Zwanzig Minuten?«
»Ich bin gerade erst losgefahren.« Wie konnte ich ihn
wissen lassen, dass ich Hilfe brauchte? »Sag allen, dass
ich unterwegs bin«, sagte ich. »Ich freu mich schon,
Patrick wiederzusehen.«
Cooper nahm mir das Handy aus der Hand. Er drückte
den Aus-Knopf und ließ es auf den Sitz fallen. »Bald wirst
du Annie sehen, nicht Patrick.«
»Ned, wohin fahren wir?«
»Zum Friedhof. Zu Annie.«
»Wo ist dieser Friedhof, Ned?«
»In Yonkers.«
Nach Yonkers waren es noch weniger als zehn Minuten
zu fahren.
Ob Casey begriffen hatte, dass ich ihn brauchte? Würde
er die Polizei verständigen, damit sie nach meinem Auto
Ausschau hielten? Aber selbst wenn sie es entdeckten und
uns folgten, würde das nur bedeuten, dass einige von
ihnen auch getötet würden.
Ich hatte jetzt begriffen, was Ned Cooper auf dem
Friedhof vorhatte – zuerst mich zu erschießen und dann
sich selbst. Die einzige Hoffnung, die es für mich noch
gab, war, ihn zu überreden, mich laufen zu lassen. Ich
musste versuchen, seine Sympathie zu gewinnen. »Ned,
ich bin empört über all die Dinge, die gestern im
Fernsehen über Sie gesagt wurden. Das war nicht fair.«
»Hörst du das, Annie? Sie findet es auch nicht fair. Die
wissen gar nicht, was es für dich bedeutet hat, dein Haus
zu verlieren, nur weil ich ihren Lügen geglaubt habe. Die
wissen auch nicht, wie ich mich gefühlt habe, als ich mit
ansehen musste, wie der Mülllaster dein Auto gerammt
hat. Und sie wissen nicht, dass es den Leuten, zu denen du
immer so nett warst, ganz gut in den Kram passte, dass du
nicht über den geplanten Hausverkauf informiert warst.
Sie haben mich nicht gemocht, und deshalb wollten sie,
dass wir beide verschwinden.«
»Über all diese Dinge würde ich gerne schreiben, Ned«,
sagte ich. Ich versuchte, so zu klingen, als ob ich nicht um
etwas betteln würde. Es war nicht einfach.
Wir fuhren durch Yonkers. Der Verkehr war dichter
geworden, und Cooper duckte sich tiefer in den Sitz.
»Ich würde gerne über Annies schönen Garten schreiben
und wie sie ihn jedes Jahr neu gestaltet hat«, fuhr ich fort.
»Weiter geradeaus. Wir sind fast da.«
»Und ich werde alle Welt wissen lassen, wie beliebt sie
bei den Patienten im Krankenhaus war. Ich werde darüber
schreiben, wie sehr sie Sie geliebt hat.«
Der Verkehr war wieder spärlich geworden. Auf der
rechten Seite, ein Stückchen weiter die Straße hinunter,
erblickte ich einen Friedhof. »Ned, ich sehe schon die
Überschrift vor mir. ›Annies Geschichte‹ werde ich es
nennen.«
»Fahr rechts, auf diesen Schotterweg. Er führt zum
Friedhof. Ich sag dir, wann du anhalten sollst.« Aus seiner
Stimme war keinerlei Regung herauszuhören.
»Annie«, sagte ich, »ich weiß, dass du mich hören
kannst. Warum sagst du Ned nicht, dass es besser ist,
wenn ihr nur zu zweit bleibt, und dass ich nach Hause
gehen und über dich schreiben und der ganzen Welt
erzählen soll, wie sehr ihr euch geliebt habt, du und Ned.
Du möchtest doch bestimmt nicht, dass ich im Weg bin,
wenn ihr euch wieder in die Arme schließen werdet, hab
ich Recht?«
Er schien nicht zuzuhören. »Halt hier an und steig aus«,
befahl er.
Ned ließ mich vor ihm herlaufen und dirigierte mich zu
einem Grab, das unbepflanzt war und wie frisch
zugeschaufelt wirkte. Der lockere Boden war dabei, sich
zu setzen, in der Mitte hatte sich eine Mulde gebildet.
»Ich finde, auf Annies Grab sollte ein schöner Grabstein
stehen, mit ihrem Namen und Blumen darauf
eingemeißelt«, sagte ich. »Dafür werde ich sorgen,
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