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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab
Autoren: Mary Higgins Clark
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Ned.«
»Setz dich hin. Dort drüben«, sagte er und deutete auf
einen Fleck etwa zwei Meter entfernt vom Fußende des
Grabes.
Er setzte sich mitten auf das Grab, das Gewehr auf mich
gerichtet. Mit seiner linken Hand zog er sich den Schuh
und die Socke vom rechten Fuß.
»Dreh dich um«, sagte er.
»Ned, ich weiß es bestimmt, Annie möchte mit Ihnen
allein sein.«
»Ich hab gesagt: Dreh dich um.«
Jetzt wird er mich töten. Ich versuchte zu beten, aber
alles, was ich flüsternd herausbrachte, war nur das Wort,
das Lynn auf den Lippen gehabt hatte, als sie starb: »Bitte
…«
»Was meinst du, Annie?«, sagte Ned. »Was soll ich tun?
Sag du es mir.«
»Bitte.« Ich war vor Angst so gelähmt, dass ich die
Lippen nicht mehr bewegen konnte. In der Ferne hörte ich
das Geräusch von heulenden Sirenen, die sich in rasender
Fahrt näherten. Zu spät, dachte ich. Zu spät.
»Gut, Annie, Wir machen es so, wie du willst.«
Ich hörte das Krachen des Schusses, und um mich herum
wurde alles schwarz.
Ich erinnere mich dunkel, dass ein Polizist sagte: »Sie
hat einen Schock«, und dass ich Neds Leiche auf Annies
Grab liegen sah. Danach bin ich wohl erneut ohnmächtig
geworden.
    Als ich wieder aufwachte, lag ich im Krankenhaus. Ich
war nicht erschossen worden. Ich wusste, dass ich noch
lebte, dass Annie zu Ned gesagt hatte, er solle mich nicht
umbringen.
    Vermutlich stand ich unter starken Beruhigungsmitteln,
weil ich sofort wieder einschlief. Als ich erwachte, hörte
ich jemanden sagen: »Sie liegt hier, Doktor.« Nur
Sekunden später hielten mich Caseys Arme umschlungen,
und da wusste ich endlich, dass ich in Sicherheit war.
EPILOG
    Charles Wallingford – mit den Fakten konfrontiert, die
Lynn kurz vor ihrem Tod mir gegenüber offenbart hatte –
zeigte sich sofort bereit, mit der Staatsanwaltschaft
zusammenzuarbeiten. Er gab zu, das gesamte fehlende
Geld veruntreut zu haben, bis auf die Summen, die Nick
auf seinen eigenen Aktienanteil geliehen hatte. Der
Diebstahl bedeutete gewissermaßen seine Abfindung für
die Mitwirkung bei dem Komplott, mit dem Gen-stone in
den Bankrott getrieben werden sollte. Die verblüffendste
Aussage von Wallingford aber war, dass Adrian Garner,
der milliardenschwere Chef von Garner Pharmaceuticals,
den gesamten Plan ausgeheckt und sämtliche Fäden in
Händen gehalten hatte.
    Es war Garner, der Dr. Kendall als Assistentin für
Dr. Celtavini empfohlen hatte. Sie sollte für ihn die
Experimente sabotieren.
    Garner war auch Lynns Liebhaber gewesen, und er war
derjenige, den Ned Cooper auf der Auffahrtsstraße
gesehen hatte in der Nacht, als er das Feuer gelegt hatte.
Nachdem das Herrenhaus abgebrannt war, hatte Lynn die
Hausangestellten entlassen, damit sie Garner weiterhin
empfangen konnte, ohne dabei beobachtet zu werden.
    Als Garner erkannte, dass der Impfstoff tatsächlich
wirksam war, wollte er sich nicht damit begnügen, ihn nur
zu vertreiben – er wollte ihn besitzen. Sein Plan war, das
Patent für den Impfstoff für einen vergleichsweise
lächerlichen Preis zu übernehmen, sobald sich der
Impfstoff als angeblicher Fehlschlag erwiesen hätte und
Gen-stone Pleite gegangen wäre. Damit wäre Garner
Pharmaceuticals allein im Besitz eines Impfstoffs
gewesen, der in Wirklichkeit äußerst viel versprechend
war und der sich aller Voraussicht nach als äußerst
Gewinn bringend herausstellen würde.
    Sein Fehler war gewesen, Lowell Drexel persönlich zu
schicken, um Dr. Spencers Aufzeichnungen zu holen.
Vivian Powers Telefon war angezapft worden. Als sie mir
eine Nachricht hinterließ und andeutete, sie wisse, wer die
Aufzeichnungen geholt habe, wurde sie entführt und unter
Drogen gesetzt, um sie daran zu hindern, den jetzt
grauhaarigen Drexel als den Mann zu identifizieren, den
Dr. Broderick beschrieben hatte.
    Garner gab Lynn die Tablette, die sie unbemerkt in den
Eistee von Nick schmuggelte, als sie zusammen im Coffee
Shop des Flughafens saßen. Es war ein neuer Stoff, der
seine Wirksamkeit erst nach längerer Zeit entfaltete und
dann das Opfer ohne Vorwarnung bewusstlos werden ließ.
Nick Spencer hatte nicht die geringste Chance.
    Inzwischen ist Garner wegen Mordes angeklagt worden.
Ein anderes größeres Pharmaunternehmen ist
eingesprungen und hat Gen-stone im Wege des
Aktientauschs übernommen. Die Investoren, die zunächst
glaubten, betrogen worden zu sein, besitzen jetzt Aktien,
die annähernd denselben Wert besitzen wie zu
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