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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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schiefläuft.«
    »Schön.« Nora legte die Hände auf die Krücken, die zu beiden Seiten des Sessels lehnten. »Ich werde Aranda fragen, ob er nun alles über den Tod seines Vaters erfahren hat.«
    »Nehmen wir an, er sagt ja.«
    »Dann werde ich sagen, man sei an mich mit einer Bitte herangetreten, die ich an ihn weitergeben soll.«
    »Nämlich welche?«
    »Santarin, wirklich, müssen wir das alles noch einmal …«
    »Ja«, sagte er nur.
    Sie sahen sich kurz an.
    »Wie Sie wollen«, sagte Nora. »Die Bitte nämlich, er möge, nun, da der Fall geklärt ist, die Dokumente seines Vaters und den Film aus dem Tresor dieses Anwalts holen, sie vernichten und heimkehren.« Nora sprach wie eine gereizte Schülerin, die ihre Aufgabe herunterleiert. »Gegen die Tatsache, daß die beiden Supermächte die Erfindung seines Vaters besitzen, kann er nichts mehr tun. Nach Vernichtung aller Unterlagen besteht wenigstens keine Gefahr mehr, daß eine
dritte
Macht die Erfindung bekommt. Ich werde an seine Vernunft appellieren. Wem dient er mit Panikmache?«
    »Wenn er sich weigert?« fragte Santarin, wie ein liebenswürdiger Lehrer. Du elendes Schwein, dachte Nora.
    »Dann werde ich ihn darauf aufmerksam machen, daß er so seine Freundin in Gefahr bringt. Meine Auftraggeber würden sich ihrer annehmen, haben sie gedroht.«
    »Gut. Es ist alles so gelaufen, wie ich hoffte. Der junge Herr hat sich in Irene Waldegg verliebt. Wenn er nun aber dennoch den Helden spielen und die Welt aufklären will?«
    »Werde ich ihn noch eindringlicher warnen. Er verschuldet damit den Tod seiner Freundin, und er selber wird auch nicht mehr die Pressekonferenz der Schweizer Botschaft erleben.«
    »Wenn er droht, sich an österreichische Behörden zu wenden?«
    »Erinnere ich ihn an alle Erfahrungen, die er mit österreichischen Behörden gemacht hat. Daran, daß die nie eingreifen werden in einem solchen Fall. Daß auch seine Botschaft ihm nicht helfen wird. Und daß die beiden Großmächte demnächst feierlich ihren Verzicht auf B - und C -Waffen bekanntgeben werden. Wem glaubt man dann? Ihm oder den Mächtigen?« Nora sagte achselzuckend: »Ich denke, das sollte genügen. Er wird vernünftig sein.«
    »Ich bin ganz sicher«, sagte Santarin. »Und zwar wird er es auch schon ohne jede Drohung sein. Der Fall wäre damit sehr bald abgeschlossen. Und das muß er auch sein, denn Grant und ich haben eine neue Aufgabe für Sie.«
    Nora schluckte. Deshalb also hatte Santarin sie rufen lassen.
    »Was, schon wieder ich?«
    »Schon wieder Sie, Madame. Sie sind eben unersetzlich. Wir benötigen Sie ständig. Es handelt sich diesmal um einen kroatischen Exilpolitiker. Der Mann ist im Begriff, eine große antisowjetische Kampagne in Deutschland zu starten. Noch lebt er in Wien. Angesichts der bevorstehenden Geheimgespräche unserer Regierung mit der amerikanischen will keine Seite eine solche Störung tolerieren. Wir müssen den Herrn also zum Schweigen bringen – und all sein Beweismaterial in unseren Besitz.«
    Nora sagte heftig: »Das soll also ewig so weitergehen!«
    Santarin nickte freundlich.
    »Das soll nie aufhören?« Noras Stimme erhob sich.
    Santarin schüttelte freundlich den Kopf.
    »Aber ich habe genug! Ich habe genug, sage ich Ihnen! Ich …«
    »Nicht so laut, Madame. Sie sind eine so kluge Person. Sie wissen doch, daß Ihnen gar nichts anderes übrigbleibt, als zu tun, was wir von Ihnen verlangen.« Santarin machte eine schnelle Bewegung. In seiner Hand lag plötzlich jene automatische Pistole der Firma Smith & Wesson, Kaliber 6.35, Baujahr 1940, die Jack Cardiff Nora vor siebenundzwanzig Jahren zu ihrem Schutz gegeben hatte. »Muß ich Ihnen wirklich wieder einmal zeigen, daß wir Ihre Waffe haben? Das wissen Sie doch.«
    »Ich habe in Notwehr geschossen«, sagte Nora Hill, aber in ihren Worten klang bereits Resignation. Nie, nein, nie werde ich freikommen, dachte sie. »Dieser Ungar hatte alles über das, was sich in meinem Haus abspielte, herausbekommen und wollte Geld, eine Wahnsinnssumme, dafür! Sie wissen es! Sie waren draußen in der Villa! Sie hörten unseren Streit!«
    »Gewiß, Madame. 1962, am einundzwanzigsten November.«
    »Sie hörten, daß er versuchte, tätlich zu werden! Sie wissen, daß ich in meiner Angst die Pistole zog …«
    »Ich weiß das alles, Madame. Sie zogen die Pistole, er lachte und versuchte, sie Ihnen wegzunehmen, ein Schuß löste sich, der Herr fiel tot um.«
    »Notwehr, reine Notwehr, ich sage es
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