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Der Hof am Ende des Tales (German Edition)

Der Hof am Ende des Tales (German Edition)

Titel: Der Hof am Ende des Tales (German Edition)
Autoren: Titus A. Durendorff
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Der Hof
    Still und friedlich lag das Gehöft am Ende des schmalen Seitentales. Das Laub der Bäume auf den dicht bewaldeten Hügel links und rechts rauschte sanft im nachmittäglichen Spätsommerwind. Aus dem Kamin am Haupthaus stieg leichter Rauch auf, ein paar Hühner scharrten und pickten auf dem Hof zwischen Stallungen und Misthaufen.
    Plötzlich öffnete sich die Tür des Hauses, eine Frau von etwa 30 Jahren trat heraus und hob einen auf dem Boden stehenden Korb auf. Dann setzte sie sich auf eine Bank vor dem Haus, nahm eine Karotte aus dem Korb und begann langsam, diese zu säubern.
    „Ja, was haben wir denn da?“ sprach er aufgeregt zu sich selbst. „Das sieht doch schon richtig gut aus.“
    Seit über einer Stunde hatten der französische Soldat George und seine Kumpanen, im dichten Unterholz versteckt, den Bauernhof beobachtet, ohne dass sich bislang jemand gezeigt hatte. Da sie sich nicht sicher waren, wie viele Bewohner sich im Haus oder in der näheren Umgebung befanden, hatten sie zunächst beschlossen, abzuwarten, was geschehen würde.
    „Das ist aber ein hübsches Täubchen. He, Rémy, hol die anderen her. Aber schnell!“ zischte George zu einem zweiten Soldaten.
    Der Angesprochene verschwand im Dickicht und kehrte nach kurzer Zeit mit vier weiteren Soldaten zurück.
    „Bertrand, Jean-Paul, seht ihr den kleinen Pfad am Anfang des Tales? Dorthin und Posten beziehen. Sobald ihr dort angekommen seid, zweimal den Kuckucksruf. Wenn jemand kommt, dann macht ihr einen Käuzchenruf als Signal. Verstanden?“
    Die beiden Soldaten nickten und schlichen sich zu der angewiesenen Stelle. Als nach wenigen Minuten der Kuckucksruf erklang, bewegten sich die anderen vier Soldaten bedächtig und nach allen Seiten sichernd auf das Hauptgebäude zu. Langsam traten sie aus dem Wald.
    Das in der Stille des Nachmittags überlaute Klicken beim Spannen ihrer Hähne ließ die Frau aufschauen. Sie erschrak und zuckte kurz zusammen. Franzosen… Das kann böse enden… Sie erhob sich und machte einen Schritt rückwärts, blieb aber abrupt stehen, als sie direkt angesprochen wurde.
    „ Sprechen Sie Französisch, Madame?“ rief George ihr zu, während er sich ihr immer weiter näherte.
    „ Ein bisschen“, kam die prompte, aber vorsichtige Antwort.
    „ Etwas zu trinken und zu essen für ein paar Soldaten, Madame?“
    Die Frau nickte und wollte in das Haus zurückgehen, doch George, der mittlerweile vor ihr stand, hielt sie davon ab.
    „Nein, nicht nötig, Madame, wir holen uns das schon selbst. Man kann ja keinem trauen in diesen Zeiten“, bemerkte George mit einem leicht hämischen Unterton. „Rémy, Marius, durchsucht das Haus. Wenn noch jemand da sein sollte, raus mit ihm. Christophe, du sicherst. Nicht, dass wir noch gestört werden.“
    Aus dem Haus drangen plötzlich aufgeregtes Stimmengewirr, das Geräusch von zerspringendem Geschirr und ein kurzer Schmerzensschrei. Marius humpelte durch die Tür, gefolgt von Rémy, der in der einen Hand einen Krug hielt und mit der anderen ein etwa 20-jähriges Mädchen hinter sich herzog.
    „Das verdammte Flittchen hat mir doch tatsächlich mit ihrem Holzschuh gegen das Bein getreten, George.“
    „ Aber auch nur, weil du ihr an die Wäsche wolltest, Alter. Zum Glück ist ihr nur eine Schüssel aus der Hand gefallen. Der Schnapskrug ist noch heil“, lachte Rémy. „Noch jemand einen Schluck?“
    „ Wer ist sonst noch hier oder in der Nähe?“ herrschte George die beiden Frauen an.
    „ Niemand. Wir beide sind alleine auf dem Hof“, antwortete die Ältere, den Kopf hoch erhoben.
    „ So, so. Sonst niemand… Dann will ich dir das mal glauben“, sprach George und trat näher zu ihr hin. „So ganz allein und ohne Schutz. Wenn das mal nicht gefährlich in diesen Zeiten ist.“
    Seine Hand streichelte ihre Wange, suchte dann ihren Weg nach unten und strich kurz über ihren Brustansatz. Sie rührte sich jedoch nicht, sondern ließ ihn gewähren, denn sie wusste, dass Gegenwehr zwecklos gewesen wäre.
    Währenddessen kreiste der Schnapskrug und der starke Alkohol befeuerte die anderen Soldaten, die mit gierigen Augen die Jüngere begutachteten und sich lauthals darüber austauschten. George, den Blick nicht von der Älteren nehmend, bemerkte die aufsteigende Erregung der anderen.
    „ Packt ein, was ihr finden und tragen könnt. Es ist noch weit bis zum Lager“, befahl er. „Bevor uns noch eine Patrouille abpasst…“
    „ Nicht so schnell, George. Dafür, dass sie mir
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