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... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

Titel: ... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
Autoren: Geoffrey Ball
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sorgten für Sauberkeit im Gebäude und außerhalb. Die Tische wurden jeden Tag mit Salmiak geschrubbt und die Linoleumböden so glänzend gewischt, dass sie das Abendlicht spiegelten. Kein Blatt konnte zu Boden fallen, ohne dass es sofort in den Müll wanderte. Die großen Fenster und Glasflächen waren sauber und standen dank des milden Klimas meist offen. Silicon Valley hat so ein mildes Klima, dass oft das Fehlen von Jahreszeiten beklagt wird. Auch die Kinder waren meist sauber und proper, da ja die meisten Mütter zu Hause waren und wir alle Kleidung aus den nahen Geschäften Sears Robuck und Mervyns trugen.
    Meine Kindergartenlehrerin, Mrs. Whitley, wurde von vielen willigen Schülermüttern unterstützt. Diese helfenden Mütter bildeten eine wohletablierte Gruppe in den Volksschulen, und es war nicht unüblich, zwei oder drei Freiwillige als Helferinnen in der Klasse zu haben. Das vermittelte ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit, und meist half jeder mit. So passten auch die älteren Kinder auf die jüngeren auf.
    Sosehr ich auch die Serra-Volksschule mochte, noch lieber hatte ich die öffentliche Stadtbibliothek von Sunnyvale. Es war auch einer der Lieblingsplätze meines Vaters, also hüpften wir einmal in der Woche, am Freitagabend oder Samstagvormittag, in den purpurnen Mercedes und fuhren nach Norden zur Bibliothek, gleich beim El Camino Boulevard neben dem Rathaus gelegen. Mein Vater schmökerte in den neuesten Büchern und Elektronik-Zeitschriften rechts vom Eingang, während meine Brüder und ich nach links zu der Kinderbibliothek abzogen. Wir alle hatten unsere eigenen Bibliotheksausweise mit „allen Rechten“, auf die wir sehr stolz waren. Doch noch besser war, dass man gleich neun Bücher für zwei Wochen ausborgen konnte. Gratis!

Diagnose
    Silence makes no sound,
    Yet much is there,
    Easily found
    With attention and care.
    Eine meine frühesten Kindheitserinnerungen betrifft die große Pendeluhr im Haus meiner Tante: Als Kleinkind lief ich jedes Mal zu der Uhr, wenn sie vor den Stundenschlägen eine Melodie spielte. Sie spielte sehr, sehr laut. Eines Tages, nach einer längeren Zeit der Krankheit mit hohem Fieber – und daran kann ich mich deutlich erinnern –, starrte ich die Uhr an und wartete auf ihren Klang. Doch er kam nicht. Ich konnte die Bewegung der Zeiger sehen, wie sie die volle Stunde anzeigten, aber ich konnte absolut nichts hören. Ich erinnere mich, wie ich Tante Marilyn bat, die Uhr zu reparieren oder lauter zu stellen, aber es nützte nichts. Damals konnte ich natürlich überhaupt nicht verstehen, was das für mich bedeuten würde. Doch wenn ich zurückblicke, erinnere ich mich deutlich an diese Uhr, die einst so laut und wohltönend schlug, ja so laut, dass ich es auf der anderen Seite des Hauses hören konnte, und die nun völlig stumm geworden war.
    Meine Mutter behauptet, von meiner Taubheit gewusst zu haben, lange bevor ich begriff, dass ich ein Hörproblem hatte. Ich erinnere mich an den ersten Hörtest, den ich nicht bestand. 1969 besuchte ein mobiler Testbus der Kalifornischen Gehörgesellschaft die Serra-Schule. Er stand auf dem Schulparkplatz. Während des Tages kamen die Kinder klassenweise hinunter, setzten sich einen der Kopfhörer auf, zeigten auf, wenn sie einen Ton hörten, und gingen nach ein paar Minuten wieder hinaus. Alle außer mir. Ich musste bleiben und wurde getestet und wieder getestet und nochmals getestet von immer finsterer blickenden Erwachsenen, die untereinander flüsterten (was eigentlich unnötig war, denn ich konnte sie ohnehin nicht hören). Heute weiß ich, dass ich einmal hören konnte und dann plötzlich als kleines Kind nicht mehr. Mein Hörverlust war nach wissenschaftlichen Definitionen schwerwiegend, und die Diagnose und ihre Auswirkungen auf mein Leben waren gewaltig.
    Es war ein Schock, als alle anderen Kinder den Bus verlassen konnten und dann meine Mutter in die Schule gerufen wurde. Zuerst wusste ich nicht, was ich davon halten sollte, doch bald ahnte ich, dass mit mir etwas Gravierendes nicht stimmte. An diesem Tag beschlich mich ein Gefühl der Furcht, und diese Erinnerung hat mich seitdem nicht verlassen. Ich habe den Hörtest mit sechs Jahren wieder nicht bestanden, auch nicht mit sieben oder acht. Danach kannten mich die Leute von der Kalifornischen Gehörgesellschaft, die die Tests durchführten, bereits und dachten sich, dass es sinnlos sei, mich mit den anderen Kindern zu testen, da ich ohnehin dauernd untersucht
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