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Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Titel: Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)
Autoren: Hans Rath
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wirkt verärgert, dass das Spiel diese Wendung genommen hat. «Entschuldigen Sie, Dr. Jakobi, aber jetzt reicht es mir ebenfalls. Vielleicht machen Sie einfach mal einen Termin bei Ihrem Kollegen aus Wien.»
    Sie schreitet davon.
    Ich merke, dass meine Schultern nach unten sacken. Peinliche Nummer, die ich hier gerade abgezogen habe. Wirklich peinlich.
    Frantisek steht unbeweglich da. «Sorry, Sir. Minimum two players.» Er schaut auf meine Jetons und wartet, dass ich sie an mich nehme, damit er den Tisch schließen kann.
    Ich nehme die Jetons, Frantisek lässt ein weißes Tuch über den Tisch gleiten. Fast im gleichen Moment ist das dumpfe Geräusch einer fernen Explosion zu hören, und es geht ein Ruck durch das Schiff, der mich vom Hocker haut. Das Tuch rutscht herunter, in der Bar klirren Flaschen und Gläser. Der dösende Barmann wird ebenfalls zu Boden gerissen. Frantisek kann sich nur mit Mühe auf den Beinen halten. Er wirkt besorgt und beeilt sich, mir zu helfen. «Are you hurt, Sir?»
    Ich schüttele den Kopf. Frantisek hilft mir auf einen Stuhl. Dann eilt er davon, um nach dem Barmann zu sehen.
    Irritiert schaue ich dem Croupier nach und erinnere mich dabei an Gottes Faible für Glücksspiele. Ist Frantisek vielleicht …?
    «Nein. Er ist es auch nicht», höre ich eine Stimme sagen.
    Erschrocken schaue ich mich um, aber da ist niemand.
    «Das ist aber jetzt auch nicht wichtig», fährt die Stimme fort. «Die Explosion hat ein Loch in die Außenwand gerissen. Vierzehn Decks tiefer sind mehr als zwanzig Leute in einem Mannschaftsraum eingeschlossen. Die Tür muss aufgestemmt werden. In nicht mal zehn Minuten wird der Eingang unter der Wasseroberfläche verschwunden sein.»
    War das gerade etwa die Stimme von Abel? Ich rappele mich hoch und laufe zu den Fahrstühlen, vorbei an Frantisek und seinem Kollegen. Die beiden genehmigen sich hinter der Bar gerade einen Drink auf den Schreck.
    Als der Fahrstuhl in die Tiefe rauscht, schlägt mein Herz bis zum Hals. Ist Gott etwa doch noch am Leben? Bevor ich mir die Absurdität dieses Gedankens vergegenwärtigen kann, öffnen sich die Fahrstuhltüren, und ich höre Stimmengewirr.
    Der Gang vor mir hat eine deutliche Schräglage und liegt etwa zur Hälfte unter Wasser. Inmitten einer Gruppe aufgeregt diskutierender Filipinos erkenne ich meinen Wiener Kollegen Albert Reiter, der sich gerade die Hemdsärmel hochkrempelt.
    «Ach, Sie schon wieder», sagt er, als er mich sieht. Er lächelt freundlich und winkt mich zu sich heran.
    Vor Reiter verbreitert sich der Gang. Die Stelle sieht aus wie ein kleiner Teich. Was sich im Wasser verbirgt, kann man nicht erkennen.
    «Hier führt eine Treppe nach unten», erklärt Reiter. «Wir tauchen ein paar Meter geradeaus, bis wir eine weitere Treppe erreichen. Oberhalb dieser Treppe liegt eine Tür, die wir aufbrechen müssen. Er da …» Reiter deutet auf einen der Filipinos. Wie ich erst jetzt bemerke, ist der Asiate klatschnass. «… hat versucht, die Tür aufzubrechen, aber ohne Erfolg. Eben lag sie noch zur Hälfte über Wasser. Aber wir müssen uns beeilen. Das Schiff legt sich ziemlich schnell auf die Seite, hab ich das Gefühl.»
    «Wir», wiederhole ich tonlos.
    «Ja. Wir», bestätigt Reiter. «Sie sind doch gekommen, um zu helfen.»
    Ich nicke. «Dann lag ich mit meiner Vermutung also doch richtig.»
    Er lächelt und schüttelt den Kopf. «Nicht ganz. Ich bin es nicht. Ich bin nur einer wie Sie. Ein Mensch, der Gott getroffen hat. Aber wir waren ihm die ganze Zeit sehr nahe.»
    Er sieht mein fragendes Gesicht, und sein Lächeln wird breiter.
    «Anastasia von Haffenberg.»
    Ich stehe da mit offenem Mund, unfähig mich zu rühren.
    «Ich würde sehr gerne noch mit Ihnen plaudern», fährt Reiter fort. «Aber wir haben hier einen Job zu erledigen. Wollen wir uns nicht in New York verabreden? Übermorgen zum Dinner?»
    Ich nicke mechanisch.
    «Schön. Sagen wir im Balthazar», fährt Reiter fort. «Vorausgesetzt, wir kriegen einen Tisch. Und vorausgesetzt, wir überleben die Sache hier.»
    Wieder nicke ich.
    «Dann los!», sagt mein Kollege und stürzt sich in die Fluten.
    Ich schaue ihm nach und versuche, meine Gedanken zu ordnen. Es will mir nicht gelingen. Ich spüre jedoch, dass ich ein seltsames Glück dabei empfinde, auf einem sinkenden Ozeanriesen zu stehen und gleich mein Leben zu riskieren für Leute, die ich nicht mal kenne.
    Die schwarze Haarpracht Albert Reiters taucht aus den Fluten auf. «Es ist nicht weit,
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