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Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Titel: Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)
Autoren: Hans Rath
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Schwierigkeiten hauen dich um.»
    «Schön, dass wir jetzt wissen, was mein Problem ist. Vielleicht kommen wir dann jetzt mal zu deinem Problem.»
    «Nur, damit das klar ist. Ich will von dir nichts geschenkt. Diese Beratung hier stellst du mir bitte ganz normal in Rechnung, okay?»
    «Okay. Mach ich.»
    «Allerdings werde ich dein Honorar natürlich zunächst mal mit den ausstehenden Mieten verrechnen. Du bist ja …»
    «Schon gut, Ellen», winke ich ab. «Sag mir doch jetzt einfach, was du auf dem Herzen hast.»
    Sie nippt an ihrem Wein und sieht sich um. «Diese winzige Küche schlägt mir wirklich aufs Gemüt.»
    «Ellen, es ist mitten in der Nacht. Hat das alles nicht Zeit bis morgen? Ich geb dir den ersten Termin. Versprochen. Du kannst meinetwegen gleich um acht Uhr vorbeikommen. Okay?»
    Sie nimmt einen weiteren Schluck Weißwein und mustert mich. «Ich hab mir schon gedacht, dass die Praxis schlecht läuft, als du mit den Mieten in Rückstand geraten bist. Aber ich wusste nicht, dass du am Rande des Ruins stehst.»
    «Wie kommst du darauf?»
    «Ein Psychologe, der mitten in der Nacht noch Termine für den nächsten Morgen vergeben kann, steht ganz offensichtlich finanziell mit dem Rücken an der Wand.»
    «Danke für deine Einschätzung», sage ich. «Und jetzt lass uns über dich reden.»
    «Du kannst es mir ruhig sagen, wenn du knapp bei Kasse bist.»
    «Möchtest du mir was leihen oder dich nur an meiner Not ergötzen?»
    Sie überlegt.
    «Lass gut sein, Ellen. Als ich erfahren habe, dass unser Ehevertrag nur den Zweck hatte, die Millionen deines todkranken Erbonkels vor mir in Sicherheit zu bringen, hast du für alle Zeit das Recht verloren, dich in meine finanziellen Angelegenheiten zu mischen. Wenn es dich glücklich macht, kannst du mich gerne damit erpressen, dass ich materiell von dir abhängig bin. Aber spar dir bitte deine Ratschläge.»
    Sie sieht mich an und zieht die Mundwinkel nach unten. Dabei spannen sich ihre Lippen, was sie immer tun, wenn Ellen zum Angriff schreitet.
    Ich komme ihr zuvor. «Und jetzt sag mir endlich, warum du hier bist, sonst gehe ich nämlich wieder ins Bett.»
    Es klingelt.
    «Da ist er ja», sagt Ellen hastig.
    «Wer?»
    «Armin. Mein Mann. Du musst ihn zur Vernunft bringen. Er ist rasend vor Eifersucht, und auf mich hört er einfach nicht.»
    Wieder klingelt es. Diesmal länger.
    Mir schwant etwas. «Du hast gewusst, dass er kommen würde. Du hast ihn absichtlich hergelockt, damit nicht du dich mit ihm herumschlagen musst, sondern ich.»
    «Logisch!», antwortet sie. «Wer ist denn hier der Psychologe?»
    Ich brauche einen Moment, um zu verdauen, dass meine Exfrau mich ganz selbstverständlich mitten in der Nacht in ihre Eheprobleme reinzieht.
    «Okay. Hat er Drogen genommen?», frage ich. «Oder ist er betrunken?»
    Sie schüttelt den Kopf. Wieder klingelt es.
    «Moment! Ich komme!», rufe ich in Richtung Haustür und wende mich dann wieder Ellen zu: «Noch was, das ich wissen sollte?»
    «Er ist Boxer.»
    «Boxer?»
    «Ja. Berufsboxer.»
    «Da steht ein rasend eifersüchtiger Typ vor meiner Tür, der professionell Leute zusammenschlägt? Hast du sie noch alle, ihn herzubringen?»
    Ellen zuckt mit den Schultern. «’tschuldigung, aber …»
    «Welche Gewichtsklasse?»
    «Federgewicht», antwortet Ellen.
    Ich luge durch den Türspion. Im Halbdunkel kann ich einen Hänfling erkennen, der mir gerade mal bis zum Kinn reicht. Er ist zwar etwas aufgebracht, wirkt aber ungefährlich. Ein beruhigender Anblick.
    «Ich komme jetzt raus», sage ich und drehe den Schlüssel herum. Fast im gleichen Moment wird die Tür aufgestoßen, und Armin stürmt in die Wohnung, so schnell, dass ich gar nicht realisiere, wie er zum Schlag ausholt. Im Grunde wird mir erst klar, dass Ellens Mann gleich auf mich eindreschen wird, als seine Faust sich wenige Millimeter vor meiner Nase befindet. Ich habe noch kurz für den hoffnungsfrohen Gedanken Zeit, dass die Sache glimpflich ausgehen könnte, dann höre ich ein Knirschen und spüre einen stechenden Schmerz im Gesicht. Es fühlt sich an, als würde mir jemand die Nase mit einem Vorschlaghammer in den Schädel treiben.
    Während ich wie ein nasser Sack zu Boden sinke, beschließe ich, meinen Job an den Nagel zu hängen. Blühen wird mir das nach Lage der Dinge ja sowieso. Es ist traurig, aber wahr, dass meine Praxis miserabel läuft. Bis endgültig die Lichter ausgehen, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein. Obendrein bin ich ganz bestimmt
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