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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Susanne Hanika
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Variante von zu Tischen umfunktionierten Wagenrädern darstellen musste.
    »Hast du die gekannt?«, fragte sie, ohne sich von mir ablenken zu lassen. Ich hatte eher die Frage erwartet, wie mir denn das schon wieder hatte passieren können. Eine Leiche nach der anderen. Das war doch nicht normal! Aber Anneliese interessierte sich nur für Namen und Anschrift der Opfer. Das war mal wieder der Beweis, dass sich in unserer Gemeinde kein Mensch für mich interessierte. Keiner machte sich über meinen psychischen Zustand nach einem Leichenfund Gedanken. Kein Mensch interessierte sich auch nur ein bisschen für meine Gefühle und Ängste! Und besonders Anneliese, als Freundin prädestiniert dafür, mit mir mitzufühlen, benutzte mich nur als Schutthalde für ihren Spermafrust und ihre eklatante Neugier.
    »Nein.« Keine Ahnung.
    »Der Resi ihr Papa lebt zumindest noch«, sagte Anneliese. »Nur ihren damischen Hund, den hab ich noch nicht gesehen.«
    Ich sah sie düster an. So angestrengt, wie sie sich das Grinsen verkniff, wusste auch sie schon von meinem Hundezuwachs. »Ich muss dann wieder«, flötete sie. Und weg war sie.
    Mein Hund lief vor mir in die Küche und knurrte Resis Hund böse an, so mit gefletschten Zähnen und richtig grimmiger Miene. Dann drehte er sich, bevor er sich hinlegte, so lange unter dem Tisch, bis Großmutter reichlich entnervt etwas wie »Lästiges Hundsvieh« brummte. Misstrauisch sah ich eine Weile Resis Hund zu, der etwas eingeschüchtert mitten in der Küche stehen blieb, bis er sich traute, sich ganz nah neben mich zu setzen. Er hatte sich den ganzen Morgen lang mit nichts gepaart. Vermutlich lag das daran, dass ich ihn seit fünf Uhr morgens mit meiner alten Wasserpistole beschossen hatte, wenn er wieder angefangen hatte, sich neben meinem Bett mit einem Polster zu verlustieren. Mein Hund war seitdem total stinkig, weil er nicht wie gewohnt neben meinem Bett schlafen durfte, und ich war total stinkig, weil das Polster jetzt wegen der Wasserpistolenschüsse nass war. Nur Resis Rüde hatte beschlossen, dass er mich liebte, und drückte sich besonders nah an mein Knie. Konnte ich meine Großmutter mit den zwei Hunden allein lassen? Großmutter sah nicht so aus, als müsste sie vor irgendetwas gerettet werden. Sie saß mit miesepetriger Miene vor der Zeitung und sah nicht einmal auf, als ich begann, mir mein Frühstück zu machen.
    Ich stellte mich vor den Kühlschrank und beschloss, dass ich jetzt als richtige Journalistin meine Ernährung umstellen sollte. Als erfolgreiche Reporterin aß man in der Früh bestimmt nur noch eine Kleinigkeit zu einer riesigen Tasse Kaffee. Vielleicht etwas Obst und Cornflakes. Jemand, der so ein mageres Frühstück aß, konnte bestimmt auch seinem Chef die Meinung geigen, wenn der einem die blöden Jobs andrehen wollte.
    Ich griff nach der Milchflasche. Hinter mir machte Großmutter ziemlich laut tststs. Ich spitzte ihr vorsichtig über die Schulter, während ich die Milch auf den Tisch stellte.
    Die Hunde-Sex-Puppe, las ich ganz rechts außen. Uuups. Wofür sich Großmutter interessierte! »Der Geschlechtstrieb des Durchschnittshundes ist sehr ausgeprägt und zeigt sich als heftige Leidenschaft, Rausch, welcher sie mehr oder weniger närrisch macht«, stand dort Alfred Brehm zitiert.
    Die Sache mit unserem Hundesitterdienst schien sie doch mehr zu belasten, als sie zugab. Und ich bezweifelte, dass mein Wasserpistoleneinsatz eine langfristige Wirkung zeitigen würde. Denn normalerweise hatte der blöde Hund einen Sexualtrieb, der jede Vorstellungskraft sprengte. Da wurde alles zum Sexualobjekt, von Sofakissen angefangen über Menschenbeine bis hin zu Plüschtieren. Insofern wunderte mich das Interesse von Großmutter nicht. Vermutlich lebte sie in der Angst, sich in meiner Abwesenheit einen sexuell frustrierten Hund vom Leib halten zu müssen. Und was wäre da besser als eine rote Doggie Lover Doll? Ein pflegeleichtes Weichgummiweibchen. Wenn das mal nicht eine gute Nachricht war!
    »Weißt du, was ich in der Zeitung gelesen habe?«, sagte sie schließlich mit gerunzelter Stirn.
    Oh. Oh. Sexuelles mit meiner Großmutter durchzukauen war irgendwie nicht das, was ich mir als Frühstücksunterhaltung vorstellte. Es reichte, dass ich schon wieder in eine Mordermittlung verwickelt war, da war ein tiefschürfendes Gespräch über ein Hormonabfuhrprodukt nicht das, was ich wirklich brauchte.
    »Was denn?«, antwortete ich gottergeben, da sie sowieso nicht abzuhalten
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