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0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen

0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen

Titel: 0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen
Autoren: Wir hetzten ihn für zwölf Millionen
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Als die beiden dann ins Innere des Office gingen, wandte die Frau das Gesicht einen kleinen Moment zur Seite, und ich sah, daß sie weinte.
    Ich blieb natürlich nicht draußen, sondern folgte ihnen und hörte gerade noch, wie Fitzmaurice sagte: »…wollte Miß Murray unbedingt den Chef des FBI sprechen, Sir. Es handelt sich angeblich um einen Irrsinnigen, der die Stadt in die Luft jagen will.«
    Mr. High, der mir grüßend zugewinkt hatte, hielt mitten in der Bewegung inne. Zwischen seinen Brauen erschien eine steile Falte des Unwillens — er mochte das Ganze für einen ebenso herz- wie geschmacklosen Witz halten.
    »Sie müssen sofort handeln, Sir!« begann die Frau sehr rasch und abgehackt zu reden. Mit zitternden Fingern zerrte sie ein Kuvert und einen Briefbogen aus ihrer Handtasche, legte beides auf den Schreibtisch und fuhr sich mit dem Rücken ihrer Rechten fahrig über die Stirn.
    »Bitte, lesen Sie, und dann, um Himmels willen, unternehmen Sie etwas, Sir. Nafty, ich meine Myers, ist unberechenbar, man darf nicht glauben, daß er seine Drohung nicht wahrmachen wird. Er…«
    Die Frau brach ab und wischte sich wieder über die Stirn. Sie atmete schnell und keuchend und schien sich kaum noch auf den Beinen halten zu können. Ich schob ihr einen Stuhl zu und ging dann zu Mr. High hinüber, der den Briefbogen entfaltete und zu lesen begann, während Fitzmaurice unbeweglich neben der Tür verharrte.
    Selten vorher hatte ich in den Augen eines Menschen soviel Panik bemerkt wie in den Augen dieser Frau, die nun leise schluchzend auf dem Stuhl kauerte. Es waren die Augen einer Kreatur, die den Tod vor sich sieht, ohne eine Hoffnung auf Rettung zu haben.
    »So eine verdammte Teufelei!« sagte Mr. High plötzlich. Er war aschfahl geworden. Endlich hob er den Blick und gab mir den Brief, dessen Text auch mich erbleichen ließ.
    Ich habe Dir geschworen, daß ich Dich umbringen werde, wenn Du bei Deinem Entschluß verharrst, Blyth zu heiraten. Und ich wdrde Dich umbringen — und nicht nur Dich! An meinem Leben liegt mir nichts mehr, aber ehe ich Schluß mache, werde ich mich rächen! Man hat mich um meine Stellung gebracht und dafür gesorgt, daß ich meinen guten Ruf als Forscher verloren habe. Jetzt werde ich euch allen beweisen, daß ich mehr kann als ein halbes Dutzend hergelaufener Burschen, denen die Berufung an das Galani-Institut in den Kopf gestiegen ist. Dir werde ich zeigen, daß ich stärker bin als der grüne Junge, den Du bevorzugst, nur weil er ein paar Millionen hat und ein paar Jahre jünger ist als ich. Hier in New York hat man mich fertiggemacht. New York war mein Verhängnis — ich hasse diese Stadt, und jetzt werde ich sie vernichten! Ich werde ihnen beweisen, daß meine Kenntnisse genügen, um New York wegzublasen. Ich allein werde diese verdammte Stadt mit ihrem ganzen dreckigen, korrupten und egoistischen Menschengewürm vom Erdboden fegen.
    Es ist jetzt genau 16 Uhr! In genau vierundzwanzig Stunden werden die Wolkenkratzer der Broadway zu Staub und Asche zerfallen, und New York wird untergehen. Vorher schon wird aber Blyth sterben, und Du kannst sicher sein, daß dieser Mann keinen leichten Tod hat! Nach ihm wirst dann Du Deinen Lohn bekommen, aber vorher sollst Du noch erleben, wie ich mich an der Stadt räche, die mich ruiniert hat. Es ist sinnlos, die Polizei zu informieren — niemand kann an dem Verlauf der Din-
    ge etwas ändern, denn ich werde so oder so Schluß machen.
    Wenn morgen die Hölle losbricht, denke an Deinen Treuebruch und an Deine Versprechungen.
    Nafty Myers
    Während ich die Zeilen überflog, hatte niemand etwas gesagt. Die Frau auf dem Stuhl schluchzte immer noch, sonst aber gab es außer dem leisen Ticken der elektrischen Wanduhr kein Geräusch im Raum. Ich wandte den Kopf zur Seite und stellte fest, daß es kurz vor halb fünf war.
    Ich sah wieder zu meinem Chef hinüber. Unsere Blicke trafen sich, und wir verstanden uns ohne ein Wort. Wir waren uns beide klar darüber, daß der Absender dieses gemeinen Schreibens bitter ernst genommen werden mußte. Mochte der Plan, eine Weltstadt wie New York zu zerstören, auch dem Hirn eines Irren entsprungen sein — der arrogante, zynische und teilweise ziemlich sachliche Text des Briefes verriet nur zu deutlich, daß Myers seine Absicht mit einer grauenhaft anmutenden Konzentration und Nüchternheit zu verwirklichen suchen würde.
    Zum Teufel — ich gebe zu, daß es mir glühend heiß den Rücken herunterlief und daß ich
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