Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen

0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen

Titel: 0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen
Autoren: Wir hetzten ihn für zwölf Millionen
Vom Netzwerk:
plötzlich ein verdammt faules Gefühl im Magen hatte. Als G-man soll man eigentlich nicht wissen, was Angst ist, aber auch G-men sind schließlich nur Menschen, und ich hatte Angst, hundsgemeine Angst sogar. Nicht Angst um mich selber — ich fürchtete einfach, daß wir es diesmal nicht schaffen würden, denn die Frist, die uns dieser wahnsinnige Bursche gab, war elend knapp bemessen.
    Ich ging leise zu Helen ins Vorzimmer. »Hast du einen Schluck Milch da, Helen? Ich glaube, ich kann ihn gut brauchen.«
    Helen nickte. Sie griff in ihren Schreibtisch nach einer Tüte und schenkte mir ein Glas ein. Ich trank es in einem Zug aus und ging gestärkt zu den anderen zurück.
    Wieder huschte mein Blick zur Uhr, Von den 24 Stunden waren jetzt 30 Minuten verstrichen. Dreißig kostbare Minuten, und wir hatten keine Zeit zu verlieren.
    ***
    16 Uhr 30
    Mit der Ruhe war es vorbei. Während mein Chef eine stillte Fahndung nach dem irren Kernphysiker in die Wege leitete und Myers’ Wohnung überwachen ließ, nahm ich mir Bessy Murray vor.
    »Auf welche Art ist Ihnen der Brief zugestellt worden, Miß Murray?« fragte ich, nachdem sie uns die Adresse des Forschers genannt und Myers so gut wie möglich beschrieben hatte.
    »Ein Junge brachte ihn«, war die leise und stockend gegebene Antwort. »Ich wußte ja nicht, was in dem Brief stand, sonst hätte ich den Boy natürlich zurückgehalten.«
    »Hatten Sie das Gefühl, verfolgt zu werden, als Sie hierherkamen?«
    Unsere Besucherin zögerte.
    »Nein, ich denke nicht, daß jemand hinter mir her war. Ich hatte ein Taxi angehalten, und in der Nähe war sonst kein Fahrzeug. Wenn…«
    »Sie nehmen natürlich an, daß Myers diese Drohung wahr machen wird, ja?«
    »Natürlich wird er es tun!« kam schnell die Antwort, und Bessy Murray schien ihrer Sache verteufelt sicher zu sein. »Bitte, Sir, Sie müssen mir glauben. Nafty — ich meine Myers — ist zu allem entschlossen. Und er hat auch die Möglichkeit, es zu tun. Ich kann das beurteilen, verstehen Sie doch! Um Himmels willen, denken Sie ja nicht, daß er es nicht könnte! Ich weiß genau, daß er eine Bombe konstruiert hat, die eine schreckliche Wirkung haben wird!«
    Mich erschütterte die Eindringlichkeit, mit der die Frau sprach. Zugleich war mir diese Eindringlichkeit aber auch ein sicheres Zeichen dafür, daß Bessy Murray etwas mehr von Kernphysik verstand als der Durchschnittsmensch.
    »Haben Sie die Bombe selbst gesehen?« fragte ich deshalb.
    »Nicht nur einmal«, sagte sie sofort. »Das letztemal sah ich sie vor acht Tagen. Er war mit dem Zusammenbau noch nicht ganz fertig, als ich kam. Der Zünder fehlte nämlich. Der Zünder ist der einzige Teil, den Myers nicht selbst konstruiert hat.«
    Das war ein Hinweis, der mich interessierte und sich später noch als äußerst wichtig erwies.
    »Wenn ich recht verstanden habe, bezieht Myers also den Zünder der Bombe von woanders?« hakte ich ein. »Haben Sie eine Ahnung, woher…«
    Sie schüttelte den Kopf, ehe ich meine Frage herausgebracht hatte.
    Mr. High, der bis dahin pausenlos telefoniert und hastige Anweisungen gegeben hatte, legte den Hörer auf und wandte sich uns zu.
    »Gibt es eine Möglichkeit, ein Bild von Myers zu bekommen?« erkundigte er sich.
    Ich sah, daß sich die Miene der Frau veränderte. Ihr mußte bei dieser Frage etwas eingefallen sein. Sie kramte wieder in ihrer Handtasche, und diesmal brachte sie eine Fotografie zum Vorschein, die sie meinem Chef auf den Schreibtisch legte. Über Mr. Highs Schulter hinweg betrachtete ich den Mann, der einer ganzen Stadt mit einer scheußlichen Vernichtung drohte.
    Das Bild zeigte einen hageren, elegant gekleideten Menschen vor einem weißen Cadillac. Der Mann war ungefähr fünfundvierzig Jahre alt. Nafty Myers hatte einen schmalen Kopf, eine messerscharfe gerade Nase und ein Kinn, das keineswegs von großer Energie zeugte. Das langwellige schwarze Haar und die verträumten dunklen Augen hätten besser zu einem Konzertgeiger gepaßt als zu einem Burschen, der sich mit radioaktiven Strahlen, Plutonium und todbringenden Bomben befaßte.
    »Wie sieht denn dieses Teufelsei eigentlich aus?« fragte ich, während Mr. High das Foto einem Kollegen übergab, der auf sein Klingelzeichen hereingetreten war. »Glauben Sie, daß man die Bombe in einem gewöhnlichen Koffer oder etwas Ähnlichem transportieren könnte, Miß Murray?«
    »Ja, ja, das bestimmt«, nickte die Frau. Sie betupfte sich nervös das tränennasse Gesicht und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher