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0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen

0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen

Titel: 0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen
Autoren: Wir hetzten ihn für zwölf Millionen
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hatten die Assistenten von Myers erwähnt.
    Aber ich erinnerte mich auch daran, daß man die Ablösung des bekannten Physikers in den Berichten als planmäßig bezeichnet hatte.
    »Das wurde nur so hingestellt, um die Bevölkerung nicht nervös zu machen«, sagte Bessy Murray sofort, als ich davon sprach. »Es wird heute schon genug über Strahlenschäden geschrieben, und man muß natürlich alles vermeiden, was die Leute irgendwie beunruhigen könnte.«
    Na ja, auch das leuchtete mir ein. Es verging ja praktisch kein Tag, ohne daß irgendwelche besonders geschäftstüchtigen und superschlauen Revolverblatt-Reporter über radioaktiven Regen schrieben. Oder aber sie warfen die Frage auf, was in aller Welt aus dem strahlenverseuchten Gerümpel der Atommeiler werden sollte, während sie im gleichen Atemzug die Energieversorgung durch Atomkraftwerke großartig, fortschrittlich und verheißungsvoll nannten.
    »Vor vierzehn Tagen wurde Myers dann entlassen«, erzählte Bessy Murray, die sich endlich ganz gefaßt hatte, weiter. »Ich weiß, daß auch ein Antrag läuft, ihn zwangsweise in ein Sanatorium einzuweisen. Aber wir konnten ja nicht ahnen, daß es mit ihm schon so weit war. Als ich ihn vor acht Tagen zum letztenmal sprach, war er ganz merkwürdig ruhig. Wir sprachen über seine Arbeit, und er erzählte mir, daß er mit der Bombe bald fertig sei und dann auf seinen Lorbeeren ausruhen könne. Er hat wirklich diesen Ausdruck gebraucht. Und er hat dabei sogar gelacht.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo sich Myers jetzt aufhalten könnte?« fragte Mr. High grimmig.
    »Ich kenne nur sein Haus in Brooklyn, in dem ja auch sein Privatlabor ist«, war die Antwort.
    »In Brooklyn ist er nicht«, sagte unser Chef kopfschüttelnd. »Seine Villa wird inzwischen schon von unseren Leuten überwacht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß er sich dort noch mal sehen läßt. Auch bei Freunden und Bekannten wird er sich kaum aufhalten. Er muß schließlich damit rechnen, daß wir eine Großfahndung auslösen. Trotzdem geben Sie uns bitte eine Liste seiner Freunde oder Kollegen, soweit Sie sie kennen, Miß Murray!«
    Ich brachte es fertig zu lachen. Trotz der unheimlichen Gefahr, in der die zwölf Millionen ahnungslosen Menschen da draußen schwebten, lachte ich. Aber es mag ein verdammt bitteres Lachen gewesen sein, denn mit dem feinen Wörtchen Großfahndung hatte Mr. High unseren wunden Punkt berührt.
    Wir konnten nämlich eine solche Aktion gar nicht durchführen, wenn wir Myers nicht zum überstürzten Handeln zwingen wollten. Es war mächtig leicht, sich auszurechnen, wozu dieser irrsinnige Bursche fähig war, wenn wir ihn in die Enge trieben. Deshalb mußte es uns genügen, daß sein Haus überwacht wurde und jeder von unseren Beamten ein Bild von ihm bekam. Natürlich würden wir seine Freunde und Kollegen beschatten lassen — aber Mr. High hatte nur allzu recht: Myers würde sich bei keinem der Leute sehen lassen!
    Je unauffälliger wir arbeiteten, um so schneller und sicherer würden wir Erfolg haben. Eine größere Aktion konnte außerdem auch die Presse wild machen, denn diesen gewieften Kerlen würde so etwas natürlich nicht verborgen bleiben. Daß die Reporter aber einen höllischen Wirbel veranstalten würden, mußte jedem klar sein, der die New Yorker Presse kennt.
    Wenn nur ein einziger Reporter von dieser ganzen elenden Sache erfuhr, würde es zu einer Massenpanik kommen, die alles nur verschlimmern konnte.
    Na, es war schon eine verteufelt gemeine Zwickmühle, in der wir da saßen. Miß Murray tat zwar ihr Bestes, aber wirklich helfen konnte sie uns auch nicht. Ich will nicht verschweigen, daß ich mir niemals so jämmerlich hilflos vorgekommen war. Hilflos, weil ich nicht einen Schimmer von einer Ahnung hatte, wo sich der Mann mit dem zerstörten Hirngewebe aufhielt, der die zwölf Millionen vernichten wollte, die da draußen arglos ihrem Tagewerk nachgingen.
    »Ich werde jetzt erst mal zum Galani-Institut hinausfahren«, sagte ich, als unsere Besucherin mit ihrem Bericht fertig war. »Vielleicht können mir die Leute dort einen Tip geben! Fahr du inzwischen zu seiner Villa und durchsuch das Haus, Phil. Nimm dir ein paar von unseren besten Jungens mit — und vergiß nicht, jede Minute ist wichtig.«
    ***
    16 Uhr 52 — auf dem Wege zum Galani-Institut.
    Etwas später war ich schon unterwegs. Mit heulender Sirene jagte mein Jaguar durch die Straßen. Die Stadt, über der nun die furchtbare Drohung einer
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