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0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen

0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen

Titel: 0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen
Autoren: Wir hetzten ihn für zwölf Millionen
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fuhr heiser fort: »Nach meiner Schätzung hat die Bombe ungefähr einen Durchmesser von fünfzig Zentimetern. Vielleicht ist’s auch etwas mehr. Schwerer als fünfundzwanzig Kilo ist sie sicher nicht. Wer nichts davon versteht, könnte sie leicht für eine Hantel halten. Natürlich bekommt sie aber eine andere Form, wenn der Zünder eingeschraubt ist. Die Treibladung und die Zündpille…«
    Ich winkte ab, denn mein Magen begann schon wieder zu rebellieren. Verdammt noch mal, es hatte wenig Sinn, sich lange mit dem Aussehen der Teufelsbombe aufzuhalten.
    Inzwischen hatte Mr. High meinen Kollegen und Freund Phil Decker rufen lassen.
    Uns blieb keine Zeit zur Begrüßung. Er blickte verwundert hoch, als er mich aus dem Urlaub zurücksah, und hörte dann dem Chef zu.
    »Wann und wie haben Sie Myers kennengelernt, Miß Murray?« wollte Mr. High wissen. »Uns geht es jetzt darum, zu erfahren, was für ein Mensch er ist, und wie wir ihm am besten beikommen können.«
    »Das ist jetzt fast zwei Jahre her«, erzählte unsere Besucherin mit müder, immer noch heiserer Stimme. »Im August kam Myers von Nevada nach hier, im Dezember übernahm er bei uns die technische Leitung. Ich selbst bin im Galani-Institut beschäftigt und wurde seine Sekretärin. Wir haben zuerst nur kollegial miteinander verkehrt, im vorigen Jahr wurde dann mehr daraus und…« Bessy Murray verstummte und sah hilflos zu Boden.
    Phil, wieder mal ganz Gentleman, mischte sich ein, ehe ich mit meiner manchmal etwas schonungslosen Offenheit nachhaken konnte.
    »Wir verstehen schon, Miß Murray«, versicherte er taktvoll. »Sie werden natürlich Ihre Gründe gehabt haben, dieses Verhältnis zu lösen. Ich möchte nicht aufdringlich wirken, aber es steht zuviel auf dem Spiel, und wenn…«
    »Ich habe keine Ursache, etwas zu verschweigen«, sagte die Frau rasch. »Nafty… Mr. Myers wurde mir mit der Zeit unheimlich. Ich hatte regelrecht Angst vor ihm, und — und das ging nicht nur mir so. Seine Kollegen sprachen die erste Zeit nicht mit mir darüber. Durch Zufall erfuhr ich dann aber, daß sie an Strahlenschäden dachten. Myers hatte schon vorher damit zu tun gehabt. In Nevada .mußten ihm zwei Finger seiner linken Hand amputiert werden. Als er zu uns kam, machte er einen ganz normalen Eindruck. Vor etwas über einem halben Jahr fühlten wir dann, daß etwas mit ihm nicht in Ordnung war.«
    »Wie machte sich das bemerkbar?« fragte ich.
    »Er wurde von Tag zu Tag fahriger. Oft war er direkt verstört, und manchmal wieder wurde er geradezu jähzornig. Sein sprunghaftes Wesen fiel uns allen auf die Nerven, denn jeder von uns hatte unter seinen Launen zu leiden. Ich selbst merkte auch, daß ihn sein Gedächtnis manchmal im Stich ließ. Auch um die Vorsichtsmaßnahmen kümmerte er sich kaum noch. Er wurde leichtsinnig. Er legte selten Handschuhe und manchmal nicht mal den Kittel an. Seinen Dizzi fand ich oft in der Schreibtischschublade und…«
    »Was ist das, ein Dizzi?« warf ich ein und beschloß, mich bei passender Gelegenheit in irgendeinen Wälzer über Kernphysik zu vertiefen.
    »Wir nennen unsere Geigerzähler in Füllhalterform so«, erklärte Bessy Murray. »Wir bedrängten ihn alle, sich ärztlich behandeln zu lassen und auszuspannen«, fuhr die Frau fort, und diesmal mischte sich Phil wieder ein.
    »Das hat Myers aber abgelehnt, wie?«
    »Er bekam einen scheußlichen Wutanfall«, rief Bessy Murray. Sie zog plötzlich fröstelnd die Schultern zusammen. »Ich hatte ihn vorher nie so erregt gesehen. Er benahm sich wirklich wie ein Tobsüchtiger. Bei dieser Gelegenheit wurde es uns auch klar, daß es so nicht weitergehen konnte. Seine engsten Mitarbeiter, Towell und Cooper, baten mich dann, auf ihn einzuwirken.«
    Towell und Cooper — ich setzte die beiden Namen unter meine Notizen, während unsere Besucherin weiterredete.
    »Ich stellte ihm also ein Ultimatum«, erklärte sie. »Ich forderte ihn auf, entweder auf mich zu verzichten oder sich behandeln zu lassen. Er lehnte jede Einmischung in seine Angelegenheiten ab wurde gemein, und — und ich zog mich von ihm zurück. Von da an war es mit ihm nicht mehr auszuhalten. Er wurde eine Gefahr für alle. Towell und Cooper griffen schließlich zur Selbsthilfe und sorgten dafür, daß man ihm die Leitung des Instituts entzog.«
    Mir fiel jetzt ein, daß ich davon in der Zeitung gelesen hatte. Ich wußte nun auch, weshalb mir die Namen Towell und Cooper so bekannt vorgekommen waren: Auch die Presseleute
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