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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Susanne Hanika
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großen, kräftigen und cholerischen Jungs, wie der Anton einer war, hielt sich natürlich an diesen Ratschlag. Er hatte anscheinend keine Ahnung, was Dorschen sind, weil seine Mutter ihn zu einem völlig weltfremden Bürschchen erzogen hatte. Er kannte nur Wörter wie Quark-Hirse-Auflauf oder Linsenbratlinge mit Dinkeleinlage. Obwohl jeder vernünftige Mensch sich im Klaren darüber sein konnte, dass Dorschenschädel nicht der Klang eines liebevollen Spitznamens ist, wie etwa Schnucki. Und Putzilein. Max würde jetzt sagen, na und, was soll daran schlimm sein. Aber wenn jemand nicht weiß, dass Dorschen Rüben sind, kann er sich auch nicht vorstellen, wie der Roidl Anton da reagiert hat.
    Man muss nämlich wissen, dass der Roidl Anton damals schon fast zwanzig Jahre alt war und ziemlich groß und kräftig. Und in seinem breiten Rübenkopf steckte kein besonders feiner Geist. Deswegen war der Name Dorschenschädel auch so passend. Wir fanden es auf jeden Fall richtig tapfer vom bleichen Wastl, wie er dem Anton freundlich winkend Dorschenschädel zugerufen hatte.
    Großmutter sah von einem zum anderen, weil keiner etwas sagte, und knallte die Zeitung auf den Tisch.
    »Erdbeeren oder Zwetschgen?«, fragte sie, da ich zu wenig Gastgeberin war, um Marmelade zu holen.
    »Zwetschge«, sagte ich. Der Max hatte überhaupt kein Anrecht darauf, jetzt noch Ansprüche zu stellen, welche Marmeladensorte es zum Frühstück gab. Ich sah vor meinem inneren Auge immer noch lauter fette Nahrungsmittel. Am liebsten hätte ich jetzt zum Frühstück einen Döner gegessen. Oder eine Riesenportion Pommes.
    Als Großmutter aufstand, um aus der Speisekammer die Zwetschgenmarmelade zu holen, lächelte mich Max an.
    »Und, wie geht’s dir?«
    Ich lächelte zurück, obwohl es mir im Moment schwerfiel. Ich wusste ganz genau, dass uns eine harte Zeit bevorstand, bis nämlich der Mörder hinter Schloss und Riegel saß. Natürlich konnte ich mich nicht zurückhalten, wenigstens das mit dem Roidl musste ich jetzt loswerden.
    »Das weißt du doch schon seit gestern«, sagte ich statt einer Antwort. »Dass das der Roidl ist.«
    »Zumindest war es sein Handy«, sagte er.
    Ach herrje. Natürlich.
    »Außerdem wollte ich dir noch sagen …«, fing Max an. Ganz schlecht. Wenn er mit so etwas anfing, dann endete das meistens in einem Streit. »Bitte keine eigenen Ermittlungen, ja?«
    Keine eigenen Ermittlungen.
    »Nicht in fremde Häuser einsteigen, Leute befragen, Spuren vernichten …«
    Wie bitte? Spuren vernichten?
    »Lass die Ermittlungen einfach meine Sorge sein, o.k.?« Er legte mir die Hand aufs Knie und strahlte mich an.
    »Was meinst du jetzt damit?«, fragte ich eisig nach und starrte einen längeren Moment böse auf die Hand, die auf meinem Knie lag.
    Eigentlich brauchte ich das gar nicht zu fragen. Ich sah es in seinen Augen. Nicht schon wieder ein Chaos nach dem anderen.
    »Ich will nicht, dass du dich in Gefahr begibst …«, fing er an. »Jemand, der zwei Leute erschießt …«
    »Ja. Ja«, sagte ich, als hätte ich noch nie in meinem ganzen Leben daran gedacht, der Polizei dazwischenzupfuschen. »Ich habe momentan wirklich Wichtigeres zu tun, als euch zu helfen.«
    Max hob beide Augenbrauen und sah mich skeptisch an.
    »Ich hab ein neues Projekt bei der Zeitung, eine Serie über Social Media. Leider kann ich dann nicht immer mittags nach Hause kommen.« Ich senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Und ich habe keine Ahnung, was ich in der Zeit mit Oma und den Hunden machen soll. Morgen bin ich in einem Gymnasium bei so einem Vortrag, da komm ich auch später.«
    Wir starrten uns eine Weile an.
    »Kannst du nicht … wenigstens mittags …«, fragte ich, so leise ich konnte.
    Max räusperte sich unbehaglich. »Also …«
    »Erst gestern hat unsere Herdplatte gebrannt. Wenn uns das Haus abbrennt, bist du schuld. Dann muss ich bei dir einziehen«, drohte ich ihm mit einer ganz furchtbar fiesen Miene. »Zusammen mit der Oma.«
    Er räusperte sich noch einmal.
    »Und ich lasse immer Socken und Unterhosen rumliegen«, setzte ich noch eins drauf. »Und die Oma hat riesige Unterhosen.«
    »O.k. Ich schau mal vorbei«, seufzte Max.
    Großmutter knallte das Marmeladenglas zwischen Max und mich, und damit war das Problem schon mal geklärt.
    Da ich sowieso keine Ambitionen hatte, mich in irgendwelche Ermittlungen einzuklinken, gestaltete sich das Frühstück harmonisch. Schließlich war es auch sehr nett von Max, dass er sich so um meine Sicherheit
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