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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Susanne Hanika
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Misstrauisch sah ich erneut unter den Tisch. Aber unser Hund lag da noch immer bewegungslos.
    »Was ist denn da im Wohnzimmer?«, wollte ich wissen.
    »Ach, des is dieses Hundsvieh von der Resi«, erklärte Großmutter. »Du weißt schon. Die ist doch zu ihrer Tante, weil die ein Schlagerl hat und jetzt im Krankenhaus liegt.«
    »Und dir hat sie den Hund aufs Auge gedrückt?«, wollte ich wissen. Hatte die überhaupt keinen Respekt vor dem Alter? »Hat die nicht noch ihren Papa, der so was machen kann?«
    »Der sieht doch nicht mehr g’scheit«, wandte Großmutter ein. »Und mit dem Spazierengehn hat er’s auch nicht so.«
    Als wenn meine Großmutter es »mit dem Spazierengehen« so hätte.
    »Aber er ist bestimmt fünf Jahre jünger als du. Und bis zum Schmalzl schafft er’s auch noch. Da wird er doch noch dieses blöde Hundsvieh mitnehmen können.«
    »Ja. Aber sie hat ihn ja auch dir dagelassen und nicht mir«, erklärte Großmutter.
    Mir stand der Mund sperrangelweit offen. »Aber. Das kann die doch nicht machen.« Noch dazu, ohne mich zu fragen.
    »Ist doch nur für zwei Wochen«, beruhigte mich Großmutter. »Ob du jetzt mit einem oder zwei Hunden rausgehst, ist doch grad wurscht. Hat sie g’meint.«
    Blöde Kuh. Wie sollte ich denn das hinbekommen? Auf Großmutter aufpassen, meinen Hund Gassi führen und dazu noch einen total gestörten Hund, der sich mit allem paarte, was ihn nicht auffraß oder schlug.
    »Der Pfarrer war’s aber nicht?«, wollte sie wissen, denn die Hundeproblematik interessierte sie ganz offensichtlich gar nicht. Nachdem jetzt schon sowohl der Organist als auch der Mesner gestorben waren, wäre das der Gipfel gewesen. Und wo sollten wir jetzt auf die Schnelle einen neuen Pfarrer herbekommen?
    »Ich hab doch nicht geschaut«, erinnerte ich sie.
    »Weil, das wäre ja noch schöner«, sagte sie und nahm ihr Glas mit Wasser, um es in die Grünlilie am Fensterbrett zu schütten.

Kapitel 2
    Anneliese war schon immer meine beste Freundin gewesen. Eine Zeit lang hatten wir zwar keinen rechten Kontakt gehabt, aber seit ich meine erste Leiche gefunden hatte, waren wir wieder richtig gut befreundet. Trotzdem ging ich ihr in letzter Zeit gerne aus dem Weg. Sie versuchte seit bestimmt fünf Monaten, wieder schwanger zu werden, und es wollte und wollte nicht klappen. Inzwischen wusste ich im Detail darüber Bescheid, wie das mit dem Schwangerwerden funktionierte, und ich persönlich fand die Schilderungen ziemlich eklig.
    Dass sie an diesem Morgen schon in aller Früh direkt vor unserem Gartenzaun auftauchte und mich abfing, bevor ich mit meinem Hund eine Runde hatte drehen können, und noch dazu ohne quengelnden Anhang, konnte alles Mögliche bedeuten. Entweder, sie war schwanger und hocherfreut und würde mich volllabern, oder sie war nicht schwanger und furchtbar frustriert und würde mich volllabern. Und in beiden Fällen würde das ewig dauern. Oder aber sie wollte wissen, ob ich Leichen angefasst hatte, und mich nach ihrer Identität fragen. Mein Hund konnte nicht mehr an sich halten und pinkelte bei der Reisingerin an den Gartenzaun. Ich beschloss, das zu ignorieren. Schließlich konnte ich nichts dafür, dass Resis blöder Köter genau an diese Stelle gepinkelt hatte und mein Hund sich das nicht gefallen lassen wollte. Außerdem war es sowieso eine Zumutung, dass ich zweimal Gassi gehen musste, nur weil sich die Hunde ständig stritten.
    »Und, wie geht’s?«, fragte mich Anneliese recht erwartungsfroh. Ach ja. Wenn sie mit diesem Satz anfing, dann ging es auf jeden Fall nicht um ihre Schwangerschaft, da war sie viel direkter. »Hab g’hört, der Max und du, ihr habts euch recht gestritten.«
    Der Schorsch. Der Depp, der. Musste alles weitererzählen.
    »Ja, mei«, erwiderte ich böse. Obwohl ich wusste, dass Anneliese furchtbar scharf auf die Details war, beschloss ich, dass der Streit über meinen empfindlichen Magen keinen etwas anging. Max und ich stritten uns regelmäßig, wenn ich eine Leiche fand, aber das konnte ich leichter ertragen als Uneinigkeiten bezüglich der Wohnungseinrichtung. Da würde ich bei ihrem Göttergatten die Krise kriegen.
    »Und dein Thomas, der hat sich eine Flashplate gekauft …«, sagte ich voller Genugtuung, um vom Thema Leichenfinden abzulenken. Ich hatte nämlich ihren Mann im Baumarkt dabei ertappt, wie er sich so eine »Blitzplatte« kaufte, auf der blaue Blitze zuckten, wenn man sie berührte. Und tief in mir drinnen wusste ich, dass das die neue
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