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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Susanne Hanika
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sein würde, mir davon zu berichten.
    »Die Leiche«, erklärte Großmutter. »Stell dir das vor.«
    Ich will jetzt nicht weinerlich sein. Aber noch schlimmer als ein Gespräch über Doggie Lover Dolls aus pflegeleichtem Weichgummi war eines über Leichen. Und ich wollte mir definitiv nichts vorstellen. Plötzlich hatte ich das Gefühl, ganz, ganz viel essen zu müssen.
    »Weißt du, wer die Toten waren?« Großmutter sah mir triumphierend zu, wie ich im Kühlschrank nach etwas suchte, das sehr fett, sehr süß und sehr kalorienreich war. Zu meinem Ärger fand ich nichts. Anscheinend hatte der Kare die Identität schon herausgefunden. Jetzt hockte Resis Rüde neben mir und beobachtete mit hungrigen Augen, wie ich im Kühlschrank wühlte.
    An der Haustür klingelte es. Das war jetzt entweder Anneliese, die nun auch in die Zeitung geguckt und gelesen hatte, wer die Toten waren, oder die Reisingerin, die sich darüber aufregen wollte, dass unser Hund es nicht ein paar Meter weiter zu Laschingers an den Gartenzaun geschafft hatte. Großmutter seufzte und sagte: »Dann mach ihm halt auf. Dem Max.«
    Richtig. Der konnte es auch noch sein. Max kam nämlich hin und wieder zum Frühstücken vorbei, weil er lieber Großmutters Marmelade aß als die Fertigkonfitüre.
    »Wundern tut mich des ned«, sagte Großmutter, während Max und ich in die Küche kamen. Mein Hund und Resis Rüde sprangen wild bellend um Max herum, mein Hund giftete furchtbar herum, und ich schlug Resis Rüden mit der Zeitung eins auf die Rübe.
    Grinsend ließ Max sich auf einen Stuhl fallen und streckte die Beine aus. Mein Hund kuschelte sich an Max und warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, während Resis Hund sich an mein Bein schmiegte. Blöder Köter.
    »Hast du vergessen, dass ich dich geschlagen habe?«, wollte ich wissen, während er mir den Kopf zwischen die Beine steckte. »Der Hund hat echt ein großes Problem. Sitz«, fauchte ich ihn an. »Platz. Menschenskinder.«
    Das Grinsen von Max wurde noch breiter, während er meine dilettantischen Erziehungsversuche beobachtete.
    »Ich habe noch nicht gefrühstückt«, behauptete er und lächelte dabei sein cooles Polizistenlächeln, das mich sonst immer schwachmachte. Heute aber nicht. Denn wenn heute in der Zeitung stand, wer die Toten waren, dann wusste Max das schon seit gestern.
    »Weißt du schon, wer die Toten sind?«, fragte ich bei Max nach und knallte ihm sauer die Kaffeetasse vor die Nase. Er sagte dazu wohlweislich gar nichts, sondern schüttete den Kaffee aus der Untertasse wieder in die Tasse hinein.
    »Der Roidl Anton und sei Weib«, klärte mich Großmutter auf. »Du weißt schon, der Bub vom alten Roidl.«
    Ich drehte mich abrupt zu ihr um. »Wer? Der Anton?«, unterbrach ich sie.
    »Bub?«, fragte Max.
    Ich ignorierte ihn. Meine Übersetzertätigkeit bei seinen Ermittlungen würde ich aus Rache einstellen. Und er als »Preiß« würde garantiert nicht verstehen, dass man als Sohn immer der Bub blieb, auch wenn man schon ein aufgedunsener Gschwollschädel war wie der Roidl Anton.
    »Einen anderen Buben hat doch der alte Roidl gar ned«, sagte Großmutter und ignorierte Max’ Einwurf. »Der einzige Bub, dahingemeuchelt. Wennst dir des vorstellst.« Sie schnalzte wieder mit der Zunge und las weiter in der Zeitung. »Na ja, und seine Frau ist ja praktisch auch das einzige Mädl, wo doch damals ihre Schwester einfach davon ist.«
    Und der Anton hatte sogar eine Frau gefunden, wenn das mal nicht eine Neuigkeit war.
    »Und schon wieder ist der Mesner tot«, stellte ich düster fest. Bei dem Verschleiß, den wir hatten, würden wir wahrscheinlich nie wieder einen Freiwilligen finden, der dieses Amt übernahm.
    »Ah geh, Mesner.« Großmutter sah unwillig auf. »So ein richtiger Mesner war der doch gar nicht. Des war doch reine Gschaftlhuberei. Des war doch dem gar kein Bedürfnis.«
    Meine Rede.
    Großmutter nahm ihr Wasserglas, stand auf und schüttete es in unsere Grünlilie.
    Der Roidl Anton. Ein Wunder war das auch nicht, also, dass gerade der ermordet worden war. Bereits früher hatte ich mir immer vorgestellt, wie der irgendwann ermordet werden würde. Ich konnte mich noch gut erinnern, wie mal die Klassenkameraden dem Sebastian eingeredet hatten, dass der Roidl Anton den Spitznamen »Dorschenschädel« trug. Und dass er ihn nur mit diesem Namen anreden sollte, weil er sonst zornig werden würde. Der kleine Sebastian, der jedem Konflikt aus dem Weg ging, besonders Konflikten mit
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