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Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)

Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)

Titel: Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)
Autoren: James Lear
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Der Flying Scotsman fährt an der englischen Ostküste entlang und schafft die 630 Kilometer zwischen Edinburgh und London ohne Zwischenhalt in achteinviertel Stunden. Es handelt sich um einen der bekanntesten Züge der Welt, ebenso berühmt wie der Twentieth Century Limited, der Orientexpress und der Train bleu – ein Zug voller Tradition, Geschichte und Romantik. Für viele Fahrgäste ist die Fahrt im Flying Scotsman mindestens ebenso aufregend wie das Ziel ihrer Reise. Es soll sogar solche geben, die sich extra einen Vorwand für einen Aufenthalt in London oder Edinburgh einfallen lassen, nur weil sie die Fahrt in diesem Zug so genießen.
    Für mich bietet der Flying Scotsman noch zusätzliche Reize. Als Amateur-Detektiv und eifriger Leser von Kriminalromanen finde ich Zugreisen aufregend und vielversprechend. Hat nicht Agatha Christie, die derzeit führende britische Krimiautorin, ihrem jüngsten Werk den Titel Der blaue Express gegeben? Und für den Liebhaber von Männern wären da noch die anderen Passagiere – die gesamte Bandbreite von Soldaten bis Aristokraten – und die Belegschaft – die ölverschmierten Lokführer, die makellosen Kellner, die kessen jungen Schaffner – alle in einem Zug vereint und für ein paar Stunden weitab von der Heimat, ohne einander je wiederzusehen. Nie bestieg ich ohne Aufregung, einen Kitzel in meinem Kopf, meinem Herzen und meiner Hose einen Zug. Schon der bloße Gedanke an eine Zugreise – der Dampf, die pumpenden Kolben, der brennende Ofen, die Tunnel – löst bei mir eine Erektion aus.
    Ich fuhr von Edinburgh nach London, um meinen alten Freund aus Cambridge, Harry Morgan, zu besuchen, den ich seit seiner Vermählung vor etwas mehr als zwei Jahren, im Herbst 1925, nicht mehr gesehen hatte. Harry – oder ›Boy‹, wie wir ihn in Cambridge wegen seiner jugendlichen Erscheinung und seiner großen Begeisterungsfähigkeit genannt hatten – war mittlerweile ein ehrbarer Familienvater mit einer vielversprechenden Zukunft im Bankenwesen. Es stimmte, ich hatte ihn am Vorabend seiner Hochzeit flachgelegt, und als er in seinem prächtig geschnittenen Cutaway zum Altar schritt, musste ich daran denken, wie nur Stunden zuvor seine Beine über meinen Schultern und mein Schwanz in seinem Arsch gewesen waren. War es die richtige Entscheidung für ihn gewesen, Belinda Eagle zu heiraten? Konnte er in einer Ehe je glücklich werden? Ich wusste, dass die Antwort Ja lautete. Das bedrückte mich damals, und es bedrückte mich nach wie vor, auch wenn ich mein eigenes Glück mit einem anderen Mann, Vincent West, gefunden hatte. Doch die Freundschaft zu Boy Morgan, die in der hoffnungslos romantischen Atmosphäre von Cambridge entstand und während der beinahe tödlichen Abenteuer an jenem lange vergangenen Wochenende auf Drekeham Hall gefestigt wurde, war nur schwer zu vergessen. Vielleicht lag es ja an der Einsicht, dass er niemals gänzlich mir gehören, dass er Dinge wie Liebe und Beständigkeit immer bei Frauen suchen würde, egal wie sehr es ihm auch gefiel, mich zu vögeln oder von mir gevögelt zu werden. Vielleicht lag es an der nach wie vor jungenhaften Art, die mich aus seinen Briefen förmlich ansprang. Ich fragte mich, ob sein Äußeres noch seinem Charakter entsprach, oder ob das Eheleben ihn dick und alt gemacht hatte. Halb hoffte ich Letzteres.
    An einem düsteren Wintermorgen des Jahres 1928 reiste ich also mit durchaus gemischten Gefühlen nach London zur Taufe von Boys erstem Kind, einer Tochter, deren Taufpate ich sein sollte. Vince hätte mich eigentlich begleiten sollen; Belinda hatte die Einladung an uns beide gerichtet. Morgan hatte noch ein kurzes persönliches Schreiben an mich beigefügt, in dem er mich quasi anflehte, zu kommen; er deutete an – oder bildete ich mir das nur ein? –, dass es ihm dabei um mehr als nur die Tauffeier ging. Vince allerdings hatte in letzter Minute abgesagt; seine Arbeit erlaubte ihm nicht, Edinburgh zu verlassen, und ich musste alleine fahren. Ich war halb verärgert und halb begeistert (nun, vielleicht mehr als nur halb).
    Ich verließ das Haus um neun Uhr morgens, hatte also genügend Zeit bis zur Abfahrt um zehn. Es war einer dieser Wintertage, an denen es nie so recht hell wird – die Farbe des Himmels wandelt sich von einem dumpfen Dunkelgrau zu einem dumpfen Hellgrau, ehe sie es ganz aufgibt und zu Schwarz wird. Solche Tage sind zweifellos überall auf der Welt ziemlich trist, aber die schottischen Winter haben etwas
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