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Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)

Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)

Titel: Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)
Autoren: James Lear
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Weg bis London.«
    »Hier.« Ich nahm meine Brieftasche heraus und gab ihm einen Zehn-Schilling-Schein. »Ein kleiner Vorschuss.«
    »Danke, Sir, das ist sehr großzügig.«
    »Keine Sorge, Arthur. Du wirst dir jeden Penny verdienen müssen.«
    »Wie ist Ihr Name, Sir?«
    »Mitchell. Edward Mitchell. Meine Freunde nennen mich Mitch.«
    Er steckte die Banknote ein und drückte ein letztes Mal meinen Schwanz. »Danke, Mitch.« Er zwinkerte mir noch mal über die Schulter zu und war verschwunden.
    Ich nahm ein Buch aus meinem Koffer – ich freute mich schon auf Agatha Christies Die großen Vier , das ich mir eigens für die Reise aufgehoben hatte. Dann verstaute ich mein Gepäck erneut auf der Ablage und machte es mir auf meinem Platz gemütlich.
    Punkt zehn Uhr verließ der Flying Scotsman dampfend und ruckelnd den Bahnhof Waverley, und als ich die Hügel von Edinburgh immer kleiner werden sah, dachte ich darüber nach, dass ich an diesem Morgen nun schon zum zweiten Mal Arthur’s Seat gesehen hatte.

Die Leser meiner vorangegangenen Abenteuer erinnern sich vielleicht, dass ich nach Abschluss meiner Studien in Cambridge eigentlich die Absicht hatte, in meine Heimatstadt Boston zurückzukehren und dort die ärztliche Laufbahn einzuschlagen. Doch Pläne ändern sich – und als sich mir die Gelegenheit bot, am Edinburgh Royal Infirmary zu arbeiten, ergriff ich sie beim Schopfe. Dafür gab es mehrere Gründe, und der wichtigste war natürlich Vincent West, mit dem ich unter allen Umständen zusammenleben wollte, wo auch immer. Wir hatten vorgehabt, nach Amerika überzusiedeln, wo er, wie ich in meiner Naivität geglaubt hatte, ohne Weiteres eine gute Anstellung bekommen könnte – doch Onkel Sam war gegen uns. Eher hätten wir ein Kamel durch ein Nadelöhr als Vince durch die amerikanische Einwanderungsbehörde bekommen. Als ich den Fehler beging, in der amerikanischen Botschaft die Beherrschung zu verlieren, stellten die Beamten verfängliche Fragen über die Art unserer Freundschaft und deuteten an, dass womöglich die Polizei an der Sache interessiert sein könnte. Wir traten verletzt den Rückzug an und zogen eine gemeinsame Zukunft im Vereinigten Königreich in Erwägung – Ärzte waren hier Mangelware, und ich konnte genug verdienen, um uns beide einigermaßen zu versorgen. Dann bekam Vince eine gute Stelle bei einem Verlag in Edinburgh, und uns beiden gefiel unser neues kaledonisches Dasein überaus.
    Es gab indes noch andere Gründe, die mich in diese felsige Stadt zogen, weniger romantische, aber ebenso wirkmächtige. Denn hier in Edinburgh hatte vor rund fünfzig Jahren die medizinische wie die literarische Laufbahn von Arthur Conan Doyle ihren Anfang genommen. Hier hatte er studiert, hier hatte er seine erste Geschichte veröffentlicht. Ich sah Edinburgh ganz durch die Augen Conan Doyles, forschte in den engen Gassen nach Spuren von Verbrechen und beobachtete in der Umgebung des Schlosses verdächtige Gestalten – und natürlich auch die Soldaten in ihren Kilts, die dort lautstark kamen und gingen. Vince und ich hatten Geschmack an den rauen und bereitwilligen schottischen Burschen gefunden und luden gelegentlich einen zu uns zum Abendessen ein. Die Tatsache, dass ich Amerikaner und Arzt war, schien es ihnen einfacher zu machen, an Dingen teilzunehmen, die sie sonst womöglich abstoßend gefunden hätten. Natürlich spielte dabei auch das Geld eine gewisse Rolle.
    Die einzigen Verbrechen, auf die ich in Edinburgh stieß, waren also leider jene, die Vince, ich und unsere Gelegenheitsgäste in unserer Wohnung in der Nicolson Street begangen – und wir gingen auf Nummer sicher, dass wir dabei keine herumschnüffelnden ›Detektive‹ als Zeugen hatten. Von dieser Ausnahme abgesehen, verliefen unsere Tage ereignislos; ich schlug mich wacker im Krankenhaus, Vince schlug sich wacker im Verlag, wir schlossen ein paar gute Freundschaften, gingen ins Theater und in Konzerte und unternahmen am Wochenende lange Spaziergänge. Es war ein rundum angenehmes Leben, erfüllt von unserer immer tiefer werdenden Liebe und von unserem regelmäßigen, einfallsreichen und überaus athletischen Sexualleben.
    Doch einmal Schnüffler, immer Schnüffler – zumindest redete ich mir das ein. Mein Erlebnis auf Drekeham Hall und meine (wie ich glaubte) brillanten Methoden, um den Übeltäter zu überführen, hatten mich Blut lecken lassen – meine Lust an der Aufdeckung von Verbrechen war keineswegs gestillt. Ich befriedigte sie mit
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